Gaby Köster im Interview„Wenn ich laufe, fühle ich mich wie Hänneschen“

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„Köln ist keine behindertengerechte Stadt“, so Gaby Köster.

Köln – Ja, sie ist behindert. Ja, nach dem Schlaganfall 2008 ist ihre linke Körperhälfte gelähmt. Ja, sie muss die meiste Zeit im Rollstuhl sitzen. Aber nein: Eine Gaby Köster (57) lässt sich nicht unterkriegen. Die großartige Komödiantin schlägt ihrem Schicksal immer wieder Schnippchen, geht auf Tournee oder reist auf ihre Finca nach Ibiza. Jetzt hat sie mit Till Hoheneder das Buch „Das Leben ist großartig – von einfach war nie die Rede“ geschrieben. Darüber und über ihre Heimatstadt Köln haben wir mit ihr gesprochen.

Gaby, neues Buch und Interview-Marathon – wie fühlen Sie sich?

Gaby Köster: Sehr gut. Denn mein Sohn Donald ist wieder da, der war neun Monate lang in Argentinien. Der kann jetzt richtig gut Spanisch, allerdings mit argentinischem Slang.

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Er ist gelernter Elektriker. Konnte er in Argentinien jobben?

Er hat es versucht. Aber da der Argentinier dazu neigt, Hochspannungsleitungen mit Tesafilm zu befestigen, hat Donald davon Abstand genommen.

In Ihrem neuen Buch „Das Leben ist großartig – von einfach war nie die Rede“, schreiben Sie von der neuen Gaby Köster. Wie ist denn der Unterschied zu der alten Gaby?

Die neue ist nicht mehr so schnell zu Fuß, sie ist einfach anders. Sie muss sich meistens im Rollstuhl fortbewegen. Der linke Arm und das linke Bein werden wohl für immer taub bleiben. „Es schläft“, sage ich.

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Ist Köln eine behindertengerechte Stadt?

Ganz bestimmt nicht. Man kommt mit dem Rollstuhl in viele Läden einfach nicht rein. Ich war kürzlich in Straßburg, da haben die Geschäftstüren in Rolli-Höhe Klingeln. Da schellt man, und dann kommt ein Mitarbeiter mit einer Rampe – tolle Sache!

Wie reagieren die Kölner auf Sie?

Manche wissen wohl nichts von meinem Schlaganfall und sagen: „Was machen Sie denn im Rollstuhl?“ Worauf ich immer antworte: „Ich bin zu faul zum Laufen.“ Besonders herzerfrischend war die Äußerung einer Kölnerin, die sagte: „Dat darf doch net wohr sinn! Et jit esu vill Arschlöcher, und ausjerechnet Sie müssen im Rollstuhl sitzen.“

Wie kam es eigentlich 2008 zu dem Schlaganfall?

Ich hatte sehr viel gearbeitet, außerdem hatte ich eine komische Allergie. Dadurch war mein Blutdruck im Keller, und als Folge davon bin ich gestürzt. Ich fiel mit der Seite auf die Heizung, und die Halsschlagader wurde dabei abgeklemmt. Das löste den Schlaganfall aus, weil die Blutzufuhr nicht mehr stimmte.

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Sie können aber einige Schritte auch selbst gehen.

Ja, aber dann bewege ich mich wie eine Stockpuppe und fühle mich dem Hänneschen sehr nahe, weil ich dann auch so rumschlackere.

Es ist bemerkenswert, dass Sie über diese Handicaps Witze machen können.

So ist halt meine Art. Die wollten mich damals im Krankenhaus in Merheim gar nicht nach Hause lassen, weil die so viel zu lachen hatten. Ich habe auch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass mein Zustand mal besser wird. Sonst könnte ich mir auch ein Brötchen nehmen, mich im Friedhof hinsetzen und warten, bis ich drankomme.

Eine sehr lustige Passage in Ihrem Buch ist, wie Sie versuchen, über „Tinder“ einen neuen Partner zu finden. Das hat ja nicht so ganz hingehauen.

Nä! Ich kann dieses Portal absolut nicht empfehlen. Da sind meistens liierte Kerle, die nur das schnelle Abenteuer suchen. Für mich war das Erfahrung genug, ich suche jetzt wieder lieber analog.

Im Buch erwähnen Sie auch Ihre Kabarett-Kollegin Beate Bohr. Wie kam es zu der Freundschaft?

Das wird Sie jetzt wundern, aber wir haben denselben „Ex“, nämlich Thomas Köller, Regisseur der Stunksitzung. Tja, sowas gibt es auch. Beate und ich sind uns vom Typ her nicht unähnlich.

In Ihrem Buch outen Sie sich als Stones-Fan.

Und „schuld“ daran ist mein fünf Jahre älterer Cousin Gerd. Der hatte als Junge einen Kassettenrekorder und wünschte sich zu Weihnachten Stones-Kassetten. Die hat ihm mein Vater bei „Radio Nord“ in Nippes besorgt, und ich durfte die dann auch hören.

Wie sieht es mit Ihrem kölschen Musik-Geschmack aus?

Brings! Eindeutig und immer. Die Jungs sind unfassbar klasse, weil sie sich immer wieder neu erfinden und den Mut haben, in der Session auch mal, wie neulich, eine Ballade zu singen. Das traut sich sonst keiner.

Zurück zum Anfang: Hat sich Ihr Sohn Donald mal über den Namen beschwert? Es gibt ja  einen wenig sympathischen Menschen gleichen Vornamens.

Nein, da steht er drüber. Außerdem hat Donald den Zweitnamen Anton und nennt sich selbst auch lieber Don. Als er jetzt in Argentinien war, riefen ihn alle nur „Don Antonio“. Hört sich doch klasse an.