„Es ist sehr viel passiert zwischen uns“Noch immer kein Frieden bei den „Wise Guys“

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Daniel Dickopf ist in Sülz verwurzelt.

Köln – Singe, wem Gesang gegeben: Bei Daniel „Dän“ Dickopf (48) war das schon früh klar. Schon als Gymnasiast des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums in Sülz gründete er in den 1980er Jahren mit Eddi Hüneke und Marc „Sari“ Sahr eine Vokal-Gruppe, aus der später die „Wise Guys“ hervorgingen.

Trennung nach 25 Jahren

25 Jahre später trennte sich das überaus erfolgreiche A-cappella-Ensemble – nicht gerade friedlich... Nach kurzer Verschnaufpause gründete Dän Dickopf die Gruppe „Alte Bekannte“, die ebenfalls nur auf ihre Stimmen vertraut und ohne Instrumente auskommt.

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EXPRESS-Reporter Christof Ernst (l.) traf sich mit Dän Dickopf zum großen „Köln-Gespräch“. 

Wir haben mit dem 48-Jährigen gesprochen.

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Dän, Sie wohnen schon viele Jahre in Sülz. Was ist das Besondere an dem Stadtteil?

Dän Dickopf: Für mich ist das wie eine Kleinstadt. Sülz hat alles, was man braucht: Geschäfte, Cafés, Kneipen, tolle Restaurants – eigentlich muss man gar nicht raus aus dem Veedel.

Wohnen die anderen Mitstreiter von „Alte Bekannte“ in der Nähe?

Dän Dickopf: Nee, einer lebt in Berlin, einer in Kiel, einer in Bonn, einer in Köln, einer in der Eifel. Wir treffen uns projektweise bei dem Kollegen in der Eifel, wohnen in einem angrenzenden Ferienpark, üben dort zwei, drei Wochen und gehen anschließend auf Tour. Danach gehen wir wieder auseinander. Man hängt nicht so aufeinander, das ist anders als bei den „Wise Guys“.

War das vielleicht auch ein Grund für die Trennung vor zwei Jahren?

Dän Dickopf: Das hatte sicher auch damit zu tun. Am Ende war das so, wie wenn eine Ehe auseinandergeht. Nils und Björn, die jetzt auch in der neuen Gruppe dabei sind, haben sich rausgehalten. Aber zwischen mir auf der einen Seite und Eddi und Sari auf der anderen ging es manchmal wirklich um alles.

Wie muss man sich das vorstellen?

Dän Dickopf: Wenn ich etwas durchsetzen wollte, habe ich bewusst das Gegenteil von dem gesagt. Dagegen haben dann die beiden opponiert, und ich habe das bekommen, was ich eigentlich wollte. Verrückt!

Und heute vertragt ihr euch wieder?

Dän Dickopf: Das kann man so nicht sagen. Fans fragen uns manchmal, ob wir wieder zusammen ein Bier trinken können. Nein, dem ist noch nicht so. Ich weiß auch nicht, wie lange das noch anhält. Es ist einfach sehr, sehr viel passiert zwischen uns. Deshalb war es nicht nur für mich, sondern für alle das Richtige, dass wir uns getrennt haben.

Zur neuen Band: Wie kamt ihr auf den Namen?

Dän Dickopf: Das war Nils’ Idee. Wir wollten den Leuten einfach das Gefühl vermitteln: Heute gehen wir mal zu „Alten Bekannten“. Denn drei von uns kennen die meisten ja schon von den Wise Guys her.

Dän, Sie sind gar kein Kölner...

Dän Dickopf: ...ja, ich bin in Brühl geboren. Und das werfe ich heute noch meiner Mutter ein bisschen vor. Wir waren und sind immer Kölner gewesen, aber das Krankenhaus ihrer Wahl war in Brühl. Und deshalb steht es so in meinem Pass.

Sind Sie ein Lokalpatriot?

Dän Dickopf: Ich bin auf jeden Fall mit Leib und Seele Kölner. Das hat übrigens nichts mit der Musik zu tun, denn ich habe meine Texte schon immer auf Hochdeutsch geschrieben. Aber ich feiere Karneval, ich liebe den FC und diese Stadt, auch wenn ich sie nicht schön finde. Klingt abgedroschen: Aber Köln ist wirklich ein Gefühl. Selbst Düsseldorfer, die ihre Stadt durchaus mögen, haben mir gesagt: „Der Kölner ist doch noch eine ganze Ecke herzlicher.“

Apropos Karneval: Wären Auftritte in Sitzungen eine Option für die Band?

Dän Dickopf: Nein, denn a cappella ist wirklich was zum Zuhören. Und wenn man bedenkt, dass es heutzutage selbst Redner schon schwer haben, dann ist das für uns erst recht nichts. Die „Wanderer“ haben das vor ein paar Jahren probiert, hat aber auch nicht richtig geklappt.

Was ist das Besondere bei „Alte Bekannte“?

Dän Dickopf: Die Kollegen singen so gut – da bin ich wirklich der Schlechteste. Ich muss mich richtig langmachen, um bei denen mithalten zu können. Clemens Schmuck zum Beispiel kann nur mit dem Mund ein Schlagzeug imitieren, dass selbst ich verblüfft bin. Ich weiß nicht, wie er das macht.

A-cappella eignet sich gut für Kirchen. Möchten Sie mal im Kölner Dom singen?

Dän Dickopf: Das muss nicht unbedingt sein. Der Dom ist so riesig, und alles ist so weit auseinander. Dann lieber eine kleinere Kirche. Mein Traum ist allerdings, noch einmal auf dem Roncalliplatz zu singen, wie damals, als wir beim Konzert der Bläck Fööss zu Gast waren.

Sie haben sich immer neben dem Künstlerischen auch sozial engagiert...

Dän Dickopf: Das kommt aus der Erziehung heraus. Ich bin damit groß geworden, dass man sich auch um die kümmert, denen es nicht so gut geht. Ich äußere in der Frage auch klar meine Meinung, auch wenn es gegen die AfD geht. Ich merke in den letzten zwei, drei Jahren, dass immer mehr Leute sich unverhohlen gegen Fremde äußern.

Wie sind die Reaktionen?

Dän Dickopf: Es gibt Leute im Netz, die sagen: Du sollst dich nicht politisch äußern, sondern singen und mich unterhalten. Nö! Wer so denkt, der braucht nicht zu unseren Konzerten zu kommen. Und ich werde weiterhin auf die Leute zugehen, die auf der Kippe stehen, damit sie diesen rechten Rattenfängern nicht folgen.

Vor zwei Jahren haben Sie in Kardinal Woelki noch große Hoffnungen gesetzt. Ist das immer noch so?

Dän Dickopf: Was ich über meinen Vater und meine Schwester mitkriege, die beide kirchlich sehr engagiert sind, ist, dass sie doch sehr enttäuscht sind von Woelki. Er hatte ja einen guten Start, aber jetzt ist die Maske runter, und er agiert in vielen Fragen so, wie man es nicht erwartet hätte. Mein Vater ist richtig frustriert. Er sagte mir gerade vor paar Tagen noch: „Wahrscheinlich werden erst meine Enkel es erleben, dass Frauen zum Priesteramt zugelassen werden. 

Sie bleiben dennoch in dem Verein, oder?

Dän Dickopf: Ja, denn für mich gilt die These: Nichtaustreten ist eine Form der Solidarität mit denen, die ganz unten in der Hierarchie arbeiten. Ich denke da auch an „Misereor“. Der Vorsitzende Pirmin Spiegel zum Beispiel hat jahrelang in den Favelas mit den Ärmsten der Armen gelebt und sein Leben riskiert. Der hat wirklich in der Nachfolge Jesu gewirkt. Solche Leute würde man durch den Austritt im Stich lassen, und deshalb bleibe ich drin.