„Puls geht hoch“Köln Bonn Airport: Lärmgegner beklagen Rekord bei Nachtflügen

Ein Flugzeug hebt ab.

Laut der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn haben nächtliche Starts und Landungen in 2022 ein Rekordhoch erreicht. Unser am 01. August 2022 aufgenommenes Symbolbild zeigt ein startendes Flugzeug.

Weil nachts ab Köln/Bonn deutlich mehr Flieger starten und landen, gehen Fluglärmgegner und -gegnerinnen auf die Barrikaden. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Endlich wieder in den Urlaub, am liebsten weit weg: Nach der Coronazeit mit Lockdown und Einschränkungen haben viele Menschen einen großen Nachholbedarf an Flugreisen. 

Das macht sich auch beim Köln Bonn Airport bemerkbar. Sehr zum Leidwesen jener, die in der Einflugschneise wohnen. Die Lärmschutzgemeinschaft (LSG) Flughafen Köln/Bonn hat jetzt erneut Alarm geschlagen – wegen weiter zunehmender Lärmbelästigung durch nächtliche Flüge.

Neuer Höchststand bei nächtlichen Starts und Landungen ab Köln/Bonn

Die Lärmschutzgemeinschaft beklagt für 2022 sogar Rekordzahlen beim Nachtflugbetrieb. „Die Zahl der nächtlichen Starts und Landungen hat im vergangenen Jahr mit knapp 50.000 einen neuen Höchststand erreicht“, so der LSG-Vorsitzende Albert Müller. Dies sei eine Steigerung um 8125 Flüge (+19,5 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. 

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Dabei handele es sich hauptsächlich um nächtliche Passagierflüge. Die hätten drastisch zugenommen – um 81 Prozent. Albert Müller: „Bei langer, chronischer Einwirkung erhöhen sich die Gesundheitsrisiken dadurch für mehrere 100.000 Fluglärmbetroffene ganz erheblich.“

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An zwölf von 18 Flughafen-Messstellen läge der nächtliche Dauerschallpegel laut dem Vorsitzenden der LSG Flughafen Köln/Bonn deutlich über dem Schwellenwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 40 Dezibel (A). So verzeichne im Stadtgebiet Köln die Messstelle Rath mit 56,2 Dezibel (A) den höchsten Dauerschallpegel, gefolgt von Merheim (54,5) und Neubrück (54,4). Im Rhein-Sieg-Kreis wurde in Siegburg-Stallberg sogar 58,5 gemessen.  

„Wenn nachts ein großer Frachtflieger drüber geht, sind sie erstmal wach und der Puls geht nach oben“, so ein Betroffener gegenüber EXPRESS.de. In Köln sei es besonders schlimm in Niehl, wo die Flieger reinkommen.

LSG Flughafen Köln/Bonn: Regierung muss nächtlichen Fluglärm angehen

„Wir appellieren deshalb an die mittlerweile ein volles Jahr im Amt befindliche Landesregierung, das Thema des nächtlichen Fluglärms im Interesse der Gesundheit großer Teile der Flughafenanwohner und -anwohnerinnen nunmehr konsequent anzugehen“, erklärt der LSG-Vorsitzende Albert Müller. 

Auf Anfrage von EXPRESS.de erklärt ein Sprecher des Köln Bonn Airports den Anstieg der Flugbewegungen in 2022 mit der Erholung des Passagierflugverkehrs, der in der Pandemie massiv eingebrochen war: „Hier ist auch ein Nachholeffekt bei Urlaubsreisen zu beobachten, die während Corona nur stark eingeschränkt möglich waren.“ 

Seitens der Fluggesellschaften würden zunehmend moderne Flugzeuge wie der A320neo eingesetzt, die deutlich leiser und auch spritsparender sind. In der Fracht sei die Zahl der Flugbewegungen konstant geblieben.

Flughafen Köln/Bonn: Reduzierung von Fluglärm zentrales Anliegen

„Auch hier tauschen Airlines immer mehr ältere Flugzeugmodelle gegen neue und leisere Maschinen aus. So ist die Zahl der Flugbewegungen der älteren MD11 im Jahr 2022 auf weniger als eine tägliche Bewegung gesunken. Und im gesamten ersten Halbjahr 2023 gab es insgesamt nur noch sechs MD-11-Flüge in der Nacht“, erklärt der Sprecher.

Die Reduzierung von Fluglärm bleibe für den Flughafen ein zentrales Anliegen, beteuert er. 

Da es am Flughafen Köln/Bonn kein Nachtflugverbot gibt, darf dort rund um die Uhr gestartet und gelandet werden. In anderen Flughäfen wie zum Beispiel Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart oder Hamburg gelten hingegen zum Teil strenge Verbotsregeln.