Im erbitterten Streit um die Deutzer Kirmes muss sich Otto Ernst Weber, Chef der Gemeinschaft Kölner Schausteller, nun vor Gericht verantworten.
Kirmes-Krieg in Köln„Du bekommst auf die Fresse“ – Anklage gegen Schausteller-Boss

Copyright: Martina Goyert
Der Streit um die Deutzer Kirmes, hier ein Symbolfoto aus Köln-Deutz im April 2022, endet für den Chef der Gemeinschaft Kölner Schausteller vor Gericht.
Die Anklage wiegt schwer: Otto Ernst Weber soll mit mutmaßlichen Schlägern versucht haben, seine Konkurrenten und Konkurrentinnen brutal einzuschüchtern.
Eine Szene wie aus einem schlechten Film: Am Abend des 23. Februar 2024 soll der Zoff am Wiener Platz eskaliert sein. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft stellte sich einer von Webers Begleitern vor das Auto des Konkurrenten Wilfried Hoffmann. Mit finsterer Miene hämmerte er an die Scheibe und brüllte: „Steig aus Du F…. Du bekommst eine Abreibung.“
Hoffmann, ein Unternehmer aus Leverkusen, verbarrikadierte sich in seinem Wagen und erstattete sofort Anzeige bei der Polizei.
Deutzer Kirmes: Albtraum ging am Autoscooter weiter
Doch der Albtraum war nicht vorbei. Nur eine Stunde später tauchte die Gruppe wieder auf – dieses Mal mit GKS-Vorstand Weber und seiner Ehefrau an der Spitze. Ihr Ziel: der Autoscooter von Gilbert Hoffmann, dem Sohn des Konkurrenten.
Hier fielen laut Anklage die nächsten Drohungen. Webers Frau soll Gilbert Hoffmann unter Druck gesetzt haben: Sein Vater müsse die Bewerbung für die Deutzer Kirmes zurückziehen, sonst würde er „auf die Fresse“ bekommen. Und auch der Sohn würde etwas abkriegen, wenn er sich einmische.
Gilbert Hoffmann ließ sich aber nicht einschüchtern und weigerte sich. Daraufhin eskalierte die Situation komplett. Einer der Männer soll versucht haben, ihn zu schlagen. Die Angreifer und Angreiferinnen warfen Schilder um, während sich das Opfer in seiner Kasse verschanzte. Als ein Freund Gilbert zu Hilfe eilte, schlug die blanke Gewalt zu: Laut Staatsanwaltschaft verpasste Weber dem Helfer einen Faustschlag aufs Auge – eine blutende Platzwunde war die Folge.
Die Ironie des Schicksals: Nur drei Tage nach diesem brutalen Angriff entschied das Los, dass ausgerechnet die Hoffmanns die Deutzer Kirmes 2024 ausrichten dürfen.
Mit der EXPRESS-App keine News mehr verpassen! Jetzt runterladen – für iPhone oder Android.
Inzwischen hat eine Richterin die Anklage zugelassen, der Prozess startet im Dezember. Die Vorwürfe sind heftig: Beleidigung, versuchte Nötigung, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung. Als wichtiger Beweis sollen Aufnahmen von Überwachungskameras dienen.
Der Vorfall ist der traurige Höhepunkt einer jahrelangen Schaustellerfehde. Bei der Deutzer Kirmes, die pro Saison rund 100.000 Besucherinnen und Besucher anzieht, geht es um Millionenumsätze. Jahrzehntelang hatte die GKS von Weber das Sagen, bis die Hoffmanns als Konkurrenten und Konkurrentinnen auftraten.
Für die Jahre 2025 bis 2030 bekam zwar wieder die GKS den Zuschlag, doch Hoffmann klagte dagegen. Jetzt liegt der Fall beim Oberlandesgericht Düsseldorf – und das hat für alle Kirmes-Fans eine Schock-Nachricht: Verhandelt wird erst im April 2026. Bis dahin wird es in Deutz wohl keine Kirmes geben. Ob eine Verurteilung Webers die Karten neu mischen könnte, ist noch unklar. (red)