Gehören Pferde noch zum Kölner Rosenmontagszug dazu? Wenn es nach PETA geht, überhaupt nicht. Das Festkomitee reagiert nun auf die harsche Kritik der Tierschutzorganisation.
„Tierschutz mit Füßen getreten“Scharfe Kritik nach Kölner Rosenmontagszug – Festkomitee wehrt sich
Es war schon dunkel, als Prinz Boris I. am Kölner Rosenmontagszug als Letzter das Ziel an der Severinstorburg erreicht hatte. Es war der mit 8,5 Kilometer längste Zoch in der 200-jährigen Geschichte des organisierten Kölner Karnevals.
Und er begeisterte nicht nur tausende Jecken in den Straßen der Stadt, sondern auch die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die den Kölner Rosenmontagszug zu dem machten, was er war: ein tolles Zeichen in einer schwierigen Zeit. Doch bevor am Aschermittwoch das bunte Treiben dann erst einmal in den wohlverdienten Frühjahresschlaf übergeht, kommt nun auch harsche Kritik auf.
PETA-Kritik an Festkomitee und Stadt Köln: „Tierschutz mit Füßen getreten“
Denn neben den Karnevalsgesellschaften, Musik- und Tanzgruppen und so weiter, traten auch rund 200 Pferde die 8,5 Kilometer von Deutz quer durch die Stadt an. Für die Tierschutzorganisation PETA ein No-Go. Und das, obwohl viele neue Regeln für die tierische Karnevals-Begleitung umgesetzt werden mussten.
So müssen die Tiere etwa idealerweise vorne oder hinten im Zug und nicht in unmittelbarer Nähe zu den Musikgruppen positioniert werden, die Reitenden dürfen keinen Alkohol trinken, rauchen und maximal 15 Prozent des Pferdegewichts auf die Waage bringen.
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Für die Tierschutzorganisation PETA seien viele dieser Regeln in Köln missachtet worden. „Aufgrund von Verzögerungen und Störungen endete der Rosenmontagszug in Köln erst zwischen 21 und 22 Uhr. Für die Pferde bedeutete dies inklusive der Aufstellung einen Einsatz von über zwölf Stunden im Karnevalstrubel“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation.
PETA-Fachreferent Peter Höffken führt aus: „Für die rund 200 eingesetzten Pferde war der Rosenmontagszug ein einziger Horrortrip. Viele von ihnen mussten die laute Musik und feiernden Menschenmassen über zwölf Stunden lang in den engen Gassen Kölns ertragen. Der Stress und die Erschöpfung waren vielen Tieren förmlich ins Gesicht geschrieben.“
Die neuen Leitlinien für Pferde in Karnevalszügen seien von Anfang an völlig ignoriert worden, unter anderem hätten Pferde teilweise unmittelbar bei lauten Kapellen laufen müssen. Höffken kritisiert scharf: „Das Festkomitee und die Stadt Köln haben den Tierschutz mit Füßen getreten. Die Veranstaltung hat erneut unter Beweis gestellt, dass ein Pferdeverbot bei Umzügen alternativlos ist.“
Pferde im Kölner Rosenmontagszug: Festkomitee äußert sich zu Kritik
Nach den äußerst deutlichen Worten des Tierschützers kontaktierte EXPRESS.de das Festkomitee nach dem Rosenmontagszug – mit dessen Verlauf man insgesamt sehr glücklich sei, wie eine Sprecherin sagt.
Zu den Vorwürfen sagt das Festkomitee: „Wir orientieren uns beim Einsatz der Pferde an unserer Leitlinie, die eine Einsatzdauer von vier Stunden vorsieht. Sollte es wie gestern zu Verzögerungen kommen, haben die Reiterkorpsführer Verpflegung dabei und zwischendrin wird abgesessen. Durch die Rückstauung kam es immer wieder zu Stillständen, die das Absitzen möglich gemacht haben.“
Pferdegruppen dürfen gemäß der Festkomitee-Leitlinie nicht direkt vor oder hinter einer Musikgruppe geführt werden. „Wir werden im Nachgang natürlich den Zug analysieren und möglichen Verstößen nachgehen. Bisher ist uns aber nichts dahingehend bekannt“, sagt die Sprecherin.
Den Vorwurf, Pferde seien bis zu zwölf Stunden gelaufen, empfinde das Festkomitee jedoch als völlig aus der Luft gegriffen. Der gesamte Zug sei ja nicht mal zwölf Stunden verlaufen, denn die einzelnen Gruppen haben durchschnittlich – die Pausen eingerechnet – etwa fünf Stunden gebraucht, um ins Ziel zu kommen, stellt die Sprecherin des Festkomitees klar. Eine Diskussion, die vermutlich auch die nächsten Rosenmontagszüge weiter anhalten wird.