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Karneval 2022 & 1991Friedensdemo und Geisterzug: So demonstriert Köln gegen den Krieg

Geisterzug in Köln

Der Geisterzug am 10. Februar 2018 in Köln.

Einige Kölsche werden sich in diesem Jahr an Karneval 1991 erinnert haben. Auch damals wurde der Rosenmontagszug abgesagt, damals wegen des Golfkriegs. Es entstand der Geisterzug, der bis heute Teil des Kölner Karnevals ist.

von Antonia Raabe (ra)

Weiberfastnacht 2022: Der Karneval wird durch die Kriegsnachrichten aus der Ukraine erschüttert. Folglich wird das coronakonforme Rosenmontagsfest im Rhein-Energie-Stadion abgesagt. Stattdessen ist am Montag (28. Februar 2022) eine Friedens-Demo geplant.

Es ist nicht das erste Mal, dass der organisierte Karneval solch eine Entscheidung trifft. Einige Jecke werden sich an eine ähnliche Situation vor 31 Jahren erinnert haben.

Karneval und Krieg: Das passierte schon 1991 in Köln

1991: Es ist der 21. Januar 1991, 18 Tage vor dem Höhepunkt des Kölner Karnevals, dem Rosenmontagszug. Festkomitee-Präsident Gisbert Brovot sagt den Zug ab. Auch die offizielle Eröffnung des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht auf dem Kölner Alter Markt fällt aus. Der Grund: der zweite Golfkrieg im Irak.

Alles zum Thema Rosenmontagszug

Jürgen Becker (62), Kabarettist und damals Präsident der alternativen Stunksitzung, erinnerte sich gegenüber dem WDR an diese außergewöhnliche Situation: „Da entstand ein Vakuum. Da hieß es sofort in der Stunksitzung: ‚In dieses Vakuum gehen wir rein, wir machen einen Wagen, wir machen einen Zug‘.“

Gesagt, getan. An Weiberfastnacht 1991 wurden in Köln Flugblätter verteilt. „Jeck op et Lääve – uns kritt keiner klein! Aufruf zu einer jecken Demonstration für das Leben am Rosenmontag in Köln! Verlauf: Wie der geplante Zoch! Tragt mit Eurem Mut bei zu einer intelligenten, farbenprächtigen und escht kölschen Demonstration“ stand da drauf.

Das musste man den Kölschen nicht zweimal sagen. Ungefähr 3000 Jecke versammelten sich am Rosenmontag 1991 am Startpunkt des Zugs.

Die Kostüme waren jedoch anders als gewohnt. Anstatt bunten fröhlichen Outfits trugen die Menschen Totenköpfe, Sensen und Skelette, anstatt vieler Persiflage-Wagen wurde ein Autowrack durch die Straßen gezogen und gegen den Krieg um Öl demonstriert.

Immer mehr Kölnerinnen und Kölner schlossen sich an. Es wurde eine Mischung aus linken, politischen Demonstrantinnen und Demonstranten und traditionellen Karnevalsvereinen. Laut Polizei nahmen schlussendlich rund 100.000 Menschen teil.

Im Jahr darauf wurde diese Art von Zug fortgeführt. Betitelt wurde das Ganze als Geisterzug, der seitdem im Kölner Karneval Kultstatus hat.

Friedensdemo und Geisterzug: Demonstrationen gegen Krieg im Kölner Karneval

Der alternative Karnevalszug und die politische Demonstration in einem führt bis heute am Abend des Karnevalssamstags durch die Straßen von Köln – jedes Jahr unter einem anderen Motto, das in der Regel von aktuellen politischen Ereignissen inspiriert ist. Im vergangenen und in diesem Jahr ist der Geisterzug aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden.

Krieg und Karneval – wie passt das zusammen? Die Geschichte des Geisterzugs zeigt: Der Kölner Karneval ist auch politisch. Und das ist 2022 aktueller denn je.

In Sachen Friedensdemonstration am diesjährigen Rosenmontag  kündigte Komitee-Sprecher Michael Kramp an: „Die Kölner können nicht nur Party machen, die können nicht nur feiern. Die können auch Solidarität zeigen.“ Die Friedensdemo am Montag dürfte also nach dem Geisterzug vor 31 Jahren ihr eigenes Kapitel in der Geschichte schreiben.