„Papi wir lieben dich“Kölner Milieu nimmt Abschied von Legenden-Wirt (✝81)

Abschied von Wolfgang Heider im Freundeskreis.

Familie, Freunde und Weggefährten aus der Zeit des Chicago am Rhein wie Dummse Tünn (ganz links) nahmen vom „Protestvogel“ am Sonntag (26. September) in einer Zeremonie Abschied.

Wieder ist ein bekannter Protagonist des früheren „Chicago am Rhein“ verstorben. Bei der emotionalen Abschiedsfeier für den „Protestvogel“ schwelgten die früheren Weggefährten in Erinnerungen.

von Markus Krücken (krue)

Köln. Zu Lebzeiten ließ er bekanntermaßen nichts aus, und so sollte der Abschied von ihm auch keine Trauerveranstaltung, sondern eine zünftige Feier sein.

Am Sonntag (26. September) nahmen deshalb Familienangehörige, Freunde und frühere Weggefährten aus der legendären Zeit des Chicago am Rhein von Wolfgang Heider, Spitzname: Protestvogel, auf einer Haus-Andacht standesgemäß Abschied.

Das kölsche Original, einst bekannter Lebemann und Wirt der ersten Kabarettbar „Chez moi“ in der City, war Ende August im Alter von 81 Jahren infolge eines septischen Schocks in einer Kölner Klinik verstorben.

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Im Garten des Anwesens seiner Tochter Natalie und Schwiegersohn Yunus erinnerte der Freundeskreis mit aufgestellten historischen Aufnahmen an den Kult-Wirt von einst.

„Er war wie er war, ein cooler Typ, zwar immer mit Protest, aber immer korrekt“, so die Tochter im Kreis der Freunde berührt, „wenn er nicht im Krankenhaus auch wieder protestiert hätte, wäre er sicher auch noch unter uns. Die Bilder, die ihr an der Wand seht, zeigen ihn bis Ende des letzten Jahres, bevor er abgebaut hat. Papi, wie lieben dich alle und sind für dich hier.“

Kölner Milieu: „Langer Tünn“ mit bewegenden Worten für den Protestvogel

Anschließend hielt Zeitzeuge Anton Claaßen, alias „der lange Tünn“, die Abschiedsrede für den einstigen Kumpel: „Ich kannte ihn ja am längsten von allen hier. Ich habe einige Jahre seine Autos gefahren. Er war ein Super-Junge und ein Original mit Ecken und Kanten. Er hat an keiner Mark gehangen. Ich weiß noch, wie er in den Zuhälterlokalen im Ruhrgebiet immer Theater gemacht hat.“

Foto von Wolfgang Heider zu Lebzeiten in weiß gehüllt.

Lebemann par excellence: Wolfgang Heider wie er sich selbst gern sah, ganz in weiß.

Natürlich schilderte er auch die legendäre Anekdote, als der „Protestvogel“ mal zu einem Fußballspiel der Luden-Truppe „FC Johnny“ mit einer von vier Schimmeln gezogenen Kutsche aufs Fußballfeld gefahren kam.

Gemeinsam schwelgten die Freunde noch heitere Stunden in Erinnerungen, auch Milieu-Methusalem Anton Dumm, genannt „Dummse Tünn“, gab sich die Ehre. Nach „Abels Män“, „Indianer Essers Häns“, „Düres“, und „Karate Jacky“ mussten die noch lebenden Veteranen des Chicago am Rhein mit Heider nun den nächsten Verlust eines Aushängeschildes der aus ihrer Sicht guten, alten Zeit verkraften.

Hochzeitsfoto von Wolfgang Heider alias der Protestvogel.

Ganz in weiß: Typischer Schnappschuss inmitten von Familienaufnahmen von Wolfgang Heiders Hochzeit, den seine Tochter bei der Feier am 26. September auf Leinwand zeigte.

Szenekenner Roland Bebak, der Heider in seinem Milieu-Buch „Wenn es Nacht wird in Köln“ auch ein eigenes Kapitel gewidmet hatte: „Der Protestvogel hat ja auf eine Urnenbeisetzung bestanden und so war der Nachmittag bei seiner Tochter und seinem Schwiegersohn der perfekte Abschied, den er sich auch gewünscht hätte. “

Bebak weiter: „Die Zeit früher wird nicht wiederkommen und hatte auch ihre Schattenseiten, aber viele Menschen haben sie und die Protagonisten von damals noch in guter Erinnerung und halten sie einfach für original.“