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„Chicago am Rhein“Wolfgang Heider (†81): Kölner Milieu trauert um nächstes Original

Wolfgang Heider sitzt in einem Porsche.

Wilde Zeiten im Porsche: Jetzt trauert das Kölner Milieu um Wolfgang Heider, der Ende August 2021 mit 81 Jahren verstarb.

Abels Män, „der Indianer“ Essers Häns, Jakob Franzen alias „Karate Jacky“– die Liste der Protagonisten des einstigen Chicago am Rhein wird naturgemäß kürzer. Nun hat es das nächste Original getroffen ...

von Markus Krücken (krue)

Köln. Das Kölner Milieu trauert um ein weiteres Gesicht aus den bewegten Tagen, als die Domstadt als das „Chicago am Rhein“ galt und wegen seiner Rotlichtszene überregional berüchtigt war.

Wolfgang Heider, genannt der „Protestvogel“, verstarb im Alter von 81 Jahren, wie seine Tochter Natalie am Sonntag (19. September) gegenüber EXPRESS.de bestätigte.

Milieu-Original Protestvogel: Zeitzeuge erinnert sich

Rotlicht-Kenner Manni Meier erinnert sich. „Dem ‚Protestvogel‘ gehörte eine der Rotlichtbars nahe des Rudolfplatzes, das 'Chez moi'. Es war ein Szenetreffpunkt, in dem auch Schäfers Nas und Co. verkehrten“, erzählt er. Das sei kein Puff gewesen, sondern eine vornehme Bar.

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 „Da bin ich als junger Reporter selbst hin. Es gingen auch viele Abgeordnete dort ein und aus, weil da immer was los war und gute Frauen verkehrten“, berichtet Manni Meier weiter. Der „Protestvogel“ sei immer großzügig gewesen ohne Ende und habe stets Champagner auffahren lassen.

Auch Milieu-Kenner Roland Bebak und Zeitzeuge Anton Claaßen, alias „Der Lange Tünn“, der mit Wolfgang Heider in der legendären Luden-Elf FC Johnny einst zusammen Fußball spielte, haben noch lebendige Erinnerungen an den „Protestvogel“ – ein Lebemann, der bis ins hohe Alter dem Feiern nicht abgeneigt war, wie Schnappschüsse in den sozialen Medien belegen.

Tünn: „Man nannte ihn so, weil er gern grantig war. Er tat auf böse, dabei konnte er keinem was tun. Mit ihm konnte man super lachen. Er hat früher in Refrath gewohnt, war ein super Junge, ein richtig lieber Kerl und großzügig ohne Ende. Er hatte einige Herz-OPs hinter sich. Er trug eine Perücke im Wert von 2 Mille, da durfte keiner ran. Im ‚La Strada‘ auf den Ringen gab er Schulklassen schon mal Piccolo aus. Ich war mit ihm viermal in Wien.“

Wolfgang Heider im Portrait

Im Milieu war er für seine Großzügigkeit bekannt: Wolfgang Heider starb im Heilig Geist-Krankenhaus.

Berühmt wurde die Anekdote, als der „Protestvogel“ zum Auswärtsspiel der Kölner Luden bei den Kollegen in Wien mit weißer Kutsche und weiblicher Begleitung auf dem Rasen zum Anstoß vorfuhr.

Zeitzeuge Richard Thiel erinnert sich: „Er war bekannt, er hatte einen Lauf. So viele Läden gab es damals ja nicht, in denen die Szene verkehrte. Auch ich kann bestätigen, dass er immer das Doppelte an Trinkgeld gab, wenn er selbst Gast irgendwo war.“

Vogels Tochter Natalie zu EXPRESS.de: „Ihn hat es schwer getroffen, dass viele seiner Weggefährten wie Karate Jacky vor kurzem gestorben sind. Nun hat es auch meinen lieben Papa erwischt. Er ist typischerweise mit Protest von der Welt gegangen, hat bis zuletzt gekämpft. Er hatte Infarkte und einen Schlaganfall und sich dennoch immer berappelt, war ein tierischer Kämpfer. Was ihn in die Knie gezwungen hat, war Corona.“

Septischer Schock nach Corona: Das Ende vom „Protestvogel“

Denn die verdammte Pandemie nahm Heider seinen Lebensmut. Natalie: „Er konnte nicht mehr vor die Tür und das war sein Jungbrunnen. Im April hatte er selbst Corona bekommen, war fünf Wochen im Krankenhaus, da er sich aus Protest den Katheder rausgezogen und dadurch eine Blutvergiftung erlitten hatte.“

Dann der nächste Schock: Heider steckte sich Mitte August erneut mit Corona an. Das Ganze wiederholte sich: Es folgte ein septischer Schock, dem er Ende August im Heilig Geist-Krankenhaus erlag.

Die tapfere Tochter weiter: „Mein Vater hatte mit dem 'Chez moi' das erste Cabaret von Köln. Er ist durch seine Familie stets jung geblieben, hatte tolle Kölner Freunde wie Massimo vom Culinarius und hat bei uns in Köln in einer Einliegerwohnung gewohnt. So konnten wir ihn in seinen letzten Jahren begleiten, er hatte einen schönen Lebensabend.“