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Wilde JahrzehnteDas waren die Herrscher des Kölner „Miljös“

Köln – „Ja klar war ich Zuhälter“, sagt der Lange Tünn lachend. Natürlich war er im Gefängnis und sicher hat er Frauen geschlagen. So lief das eben „damals“. Der Türsteher war einer der großen Gangster des Kölner „Miljös“.

Zwischen den 60er und 80er Jahren galt die Domstadt als das „Chicago am Rhein“. Zuhälter, Türsteher und Zocker beherrschen die Stadt: Echte kölsche Jungs, die sich Esser's Häns, Düres oder Abels Män nannten.

Die Männer hatten unzählige Frauen, feierten die Nächte durch, verdienten und verprassten ein Vermögen - heute sind die meisten von ihnen ganz unten. Sie leben von Hartz IV, kassieren eine knappe Rente oder fahren 14 Stunden täglich Taxi.

Filmemacher Peter F. Müller traf die ehemaligen Herrscher der Kölner Kriminellen-Szene und ließ sie für die Dokumentation „Wir waren das Miljö“ von ihrer großen Zeit erzählen: Von Prügeleien, Prostituierten und Gewalt - bedauernde Worte gibt es nicht. „Das sind arme Kerle, die haben nichts mehr“, sagt Müller. „Doch keiner von ihnen bereut etwas.“

Abels Män hatte Sex mit allen Angestellten

Ganz im Gegenteil: Wenn Zuhälter Lange Tünn, Türsteher Abels Män und sogar Prostituierte Roswitha von „seinerzeit“ sprechen, dann strahlen ihre Augen. „Mindestens 25.000 Mark hatte ich im Monat“, erzählt Abels Män, der als schönster Mann von Köln galt. Angeblich kamen die Frauen freiwillig zu dem Zuhälter, wollten für ihn anschaffen. „Bei mir waren 20 Frauen angestellt“, sagt er grinsend. „Und ich habe mit allen 20 geschlafen.“

Die Männer trugen Dauerwelle, Lederanzüge, Pelzmäntel und Rolex-Uhren, fuhren mit teuren Autos auf den Ringen um die Wette. Und sie feierten heftige Partys: „Drei Flaschen Wodka pro Nacht waren drin“, erzählt Abels Män stolz. „Am nächsten Tag bin ich dann in alle Kneipen gegangen und hab gefragt, ob ich auch alles bezahlt habe.“ Denn Schulden zu begleichen war Teil des Ehrenkodexes, den die Männer genau befolgten. Ganz oben stand: Niemals die Frau eines anderen anmachen. Außerdem verpfiff man niemanden bei der Polizei und man rief sie auch nicht um Hilfe, wenn es mal Stress gab.

Die früheren Untergrund-Helden des „Miljös“ leben noch immer in Köln, sind auch Jahrzehnte später eine eingeschworene Gemeinschaft. „Die treffen sich fünf Mal pro Woche und erzählen sich wie beim Klassentreffen immer die gleichen Geschichten von früher“, sagt Filmemacher Müller. Er tauchte tief in die Szene ein - doch zu heiß wurde ihm das Thema nie: „Die bösen Jungs von damals sind heute alle völlig ungefährlich und handzahm.“

Die DVD „Wir waren das Miljö - Sittengemälde einer Epoche“ gibt es im EXPRESS-Shop unter www.express.de/shop und im Service-Center der Zeitungsgruppe Köln im Kölner DuMont-Carré (Breite Straße 72).