Ausgerechnet die...„Boshaft“: So kam der Kölner Dom an seine Telefonnummer

Dom

Der Kölner Dom

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Auf der Homepage des Kölner Doms steht es ganz deutlich: „Eine der dunkelsten Zeiten in der Geschichte des Kölner Domes brach mit der Besetzung des Rheinlandes durch die Truppen der Französischen Revolution 1794 an.“

Wie die Franzosen den Kölner Dom schändeten

1794 – der Beginn eines Fanals. Die antiklerikale Revolutionsarmee schloss die Kirche für Gottesdienste, machte aus der Kathedrale ein Waffendepot, einen Stall und ein Kriegsgefangenenlager, schmolz bronzene Kunstwerke ein, verbrannte bei ketzerischen Festen öffentlich hölzerne Wappenschilde.

1794, das hat sich also eingebrannt. Und jetzt kommt´s: 1794 ist die Telefonnummer der Hohen Domkirche!

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FAZ-Redakteur stieß auf die Geschichte mit der Kölner Domnummer

Dass das so ist und warum das so ist, wird erst jetzt der Allgemeinheit bekannt. Als erstem aufgefallen war dieser skurrile Fakt dem Kölner Korrespondenten der FAZ, Andreas Rossmann. 

Der langjährige FAZ-Redakteur Andreas Rossmann

Der langjährige FAZ-Redakteur Andreas Rossmann

Der, mittlerweile im Ruhestand, hat seine damalige Glosse in einem neuen Buch wiederaufgelegt. In „Das kann nur Köln sein“ (Verlag Walther König, 18 Euro) versammelt Rossmann 68 seiner interessantesten Berichte.

Damals hatte sich Rossmann nach Sturmschäden am Dom erkundigen wollen, als es vom Band hieß: „Unsere Rufnummer hat sich geändert. Bitte wählen Sie...“

Ja, genau: 1794-0 – ausgerechnet. Rolf Lauer (75), ehemaliger Kunsthistoriker in der Dombauverwaltung, erinnert sich: „Damals wurde die Telefonanlage umgestellt, das Domkapitel und die Dombauverwaltung sollten eine gemeinsame Telefonnummer bekommen.“

Die Dompropstei hatte bis zum Jahr 2002 die Nummer 1642-0, die Dombauverwaltung die Nummer 272801-0. 

Kunsthistoriker und Domexperte Rolf Lauer, die damalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und der dam. Dompropst Bernard Henrichs

Kunsthistoriker und Domexperte Rolf Lauer (l.), die damalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und der damalige Dompropst Bernard Henrichs im Jahr 2004.

Die Telekom hatte jetzt den Auftrag, eine neue Nummer zu schalten. Andreas Rossmann erzählt, dass ein leitender Angestellter der Dombauverwaltung eines Tages in der Runde der Kollegen  erklärt habe, die Telekom stelle eine Nummer mit den Anfangsziffern „17“ bereit. Den Rest könne man sich aussuchen.

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Daraufhin hat man, wohl als gekonnte Ironie, aber auch als Zeichen gewachsener Souveränität, die 1794 gewählt.

Die komische Domnummer mit der Telekom sorgt für Heiterkeit

Kunsthistoriker Lauer meint, und er muss dabei heute noch lachen, das Ganze habe schon „gewisse komische Züge“ gehabt. Die Nummer stelle quasi die Überwindung Kölns von der damaligen Überwältigung durch die französische Revolutionsarmee dar. 

Überhaupt tauge die 1794 aber als Referenzzahl bzw -datum, denn: „Die Nummer ist nicht nur boshaft, denn alles in allem überwiegen für Köln und auch für den Dom die positiven Einflüsse der französischen Revolution.“

Mit den Franzosen hätten die freiheitlichen Gedanken in Köln Einzug gehalten. Und: Schon kurz nach 1800 kam Napoleons erste Frau nach Köln und unterstützte den Erhalt des Domes mit Geldspenden. Er wurde auch wieder zum Gotteshaus.

Hintergrund: Napoleon wollte jetzt Kaiser werden und das ging nur im Verbund mit der Kirche. Also stellte er sich insgesamt gut mit dem Klerus. 

Fazit: 1794-0, das ist ´ne große Nummer in Köln.