Streit-Thema seit JahrenKuriose Rolli-Demo an Kölner Kirche – kommt jetzt die Erlösung?

Eine Gruppe von Menschen bei einer Demo vor einer Kirche.

Seniorinnen und Senioren, die auf Rollstühle angewiesen sind, haben am Mittwoch (3. April) vor der Kirche St. Andreas in Köln für Barrierefreiheit demonstriert. Auf ihrem Plakat steht: „Wir wollen auch rein“.

In Köln haben am Mittwoch (3. April) Seniorinnen und Senioren in der Innenstadt demonstriert. Sie fordern barrierefreien Zugang.

von Adnan Akyüz (aa)

Es sind nur drei Stufen. Doch die hindern Kölnerinnen und Kölner, eine der schönsten Kirchen der Stadt zu betreten – die Kirche St. Andreas an der Komödienstraße. Am Mittwoch (3. April 2024) haben über 20 Seniorinnen und Senioren in ihren Rollstühlen dagegen demonstriert. Sie hoffen, dass sie bald reingelassen werden.

„Wir wollen auch rein“, steht auf dem Plakat der Seniorinnen und Senioren. Sie leben in betreutem Wohnen in der fast benachbarten Residenz am Dom und würden gerne Gottesdienste und andere Veranstaltungen in der rund 800 Jahre alten Kirche besuchen. 

Rollstuhl-Demo für Barrierefreiheit an Kölner Kirche

Eine Demonstrantin ist Dr. Eva-Maria Streier (75). Sie ist nach einer Knie-OP auf einen Rollstuhl angewiesen. Seit ihrem Umzug in die Residenz am Dom vermisst sie die lebendige Kirchengemeinde, die sie aus Bonn kannte. Im Gespräch mit EXPRESS.de erklärt sie: „Hier gibt es keine Rampe und keinen Aufzug. Eine Treppe wurde zwar verlängert, das hilft aber gar nicht. Wir würden uns etwa auch gerne außerhalb der Gottesdienste mal allein in die Kirche setzen.“

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In der Residenz am Dom wurden vor zwei Jahren auch schon 76 Unterschriften gesammelt und der Kirche gebracht – mit dem Appell, endlich die Kirche für alle Gemeindemitglieder zugänglich zu machen.

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Vera Rottes ist auch bei der Demo und hat den Eindruck, dass die Kirche auf den Denkmalschutz verweist und sich deswegen nichts tut. Sie sagt aber: „Es könnte Lösungen geben, die sich auch dem Denkmalschutz nicht entziehen. Wir müssten uns nur mal an einen Tisch setzen. Ernsthafte Angebote dafür haben wir aber bisher nicht erhalten.“

Ulla Hinzmann macht die ganze Situation wütend. Sie sagt: „Ich kann es nicht verstehen, dass wir nicht rein dürfen und unsere Spiritualität nicht ausleben können. Das macht mich persönlich sehr betroffen.“

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Ein bunt bemaltes Glasfenster im Kölner Dom, das die Ankunft der heiligen drei Könige darstellt.

Die Fläche der Glasfenster beträgt insgesamt rund 10.000 Quadratmeter – damit könnte man ein 30-stöckiges Hochhaus komplett verglasen, wie ein Video von Quarks (WDR) veranschaulicht. Das Foto zeigt ein buntes Glasfenster mit den Heiligen Drei Königen und wurde am 15. September 2003 aufgenommen.

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Und was sagt die Kirche? Pfarrer Dr. Dominik Meiering vom Kirchengemeindeverband Köln-Mitte, zuständig auch für St. Andreas, nehme die Forderungen und die Bedürfnisse nach einem barrierefreien Zugang zur Dominikanerkirche St. Andreas sehr ernst. 

Auf Anfrage von EXPRESS.de erklärt der ehemalige Generalvikar des Kölner Erzbischofs: „Aus diesem Grund haben bereits vor Jahren bauliche Veränderungen stattgefunden, unter anderem eine Verbreiterung der drei Eingangsstufen in der Vorhalle der Kirche. Aspekte wie Denkmalschutz und Sicherheit machten weitere bauliche Veränderungen, wie auch eine Hebebühne, nicht realisierbar. Das haben Beratungen mit den Architekten, der Denkmalpflege, der Seniorenvertretung und dem Kirchenvorstand ergeben.“

Ein Pfarrer segnet ein Brauhaus.

Pfarrer Dominik Meiering, hier bei der Segnung des Brauhauses „Em Kölsche Boor“ am Eigelstein im Juli 2020 mit den Malzmühlen-Chefs Melanie Schwartz und Michael Rosenbaum.

Die Erfahrung der letzten Jahre habe zudem zeigt, dass Gottesdienstbesucherinnen und -besucher gerne bereit seien, mobilitätseingeschränkten Personen zu assistieren und ihnen so eine Teilhabe am Gemeindeleben in St. Andreas zu ermöglichen. 

Zudem gebe es im direkten Umfeld von St. Andreas mit dem Kölner Dom und St. Gereon zwei Kirchen, die barrierefrei besucht werden könnten, so der Geistliche.

Für die Gemeindemitglieder könnte es bald aber einen Lichtblick geben. Pfarrer Meiering erklärt: „Im Gespräch ist nun eine Automatisierung der Türen, die den Zugang für Menschen im Rollstuhl zumindest erleichtern soll. Geprüft wird derzeit auch, eine mobile Rampe testweise einzubringen.“