Ein auf ihn ausgesetztes Kopfgeld von 100.000 Euro, eine monatelange Flucht und die pure Angst: Vor dem Kölner Landgericht hat ein junger Mann (22) jetzt sein Schweigen gebrochen.
100.000 Euro KopfgeldDrogen-Prozess: Kölner packt aus

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Der 22-jährige Angeklagte mit seinem Verteidiger Philipp Thiée beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht
Ein neues, explosives Kapitel im „Kölner Drogenkrieg“!
Seit Montag (29. September 2025) steht ein 22-jähriger Kölner vor Gericht. Der Vorwurf der Anklage wiegt schwer: Er soll eine gigantische Lieferung von 586 Kilogramm Marihuana bewacht haben. Die Drogen, mit einem Einkaufswert von rund 2,3 Millionen Euro, waren für den Weiterverkauf bestimmt.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, soll der junge Mann tief im Geschäft gesteckt haben. Laut Staatsanwaltschaft soll er im Juni 2024 über den Messenger-Dienst Snapchat zwei Kilo der Drogen, die in Leverkusen gebunkert waren, verkauft haben. Nur wenige Tage später soll es um eine noch größere Menge gegangen sein: In Hürth soll er angeblich an einer Lieferung von unfassbaren 703 Kilogramm Marihuana beteiligt gewesen sein.
Drahtzieher der Deals soll der mutmaßliche Kalker Bandenboss Sermet A. gewesen sein. Doch dann sei es zum Eklat gekommen: Die Hälfte der Mega-Lieferung aus der Lagerhalle in Hürth wurde geraubt!
Vor Gericht packte der Angeklagte aus: Sein Boss Sermet A. habe ihm die Schuld gegeben – und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.
Die Rache des Drogen-Clans ließ nicht lange auf sich warten. „Man habe sein Passfoto herumgeschickt und 100.000 Euro geboten“, ließ der 22-Jährige über seinen Verteidiger im Gerichtssaal verlesen. Panisch sei er untergetaucht.
Kurz darauf der Schock: An der Adresse seiner Eltern explodierte ein Sprengsatz! Erst im Januar, als schon mehrere mutmaßliche Bandenmitglieder festgenommen waren, stellte er sich der Polizei.
Sein Anwalt erklärte die Strategie: Sein Mandant hofft auf eine mildere Strafe, weil er auspackt. Und das hat er schon getan! Frühzeitig schickte er eine E-Mail an die Polizei und verpfiff mehrere seiner Komplizen. Die Mail verschickte er unter dem falschen Namen „Moritz Klein“, gab aber später zu, selbst der Verfasser zu sein.
Der junge Kölner will sein altes Leben hinter sich lassen. „Er will aus dem kriminellen Milieu aussteigen“, so sein Anwalt. Der Entschluss, sich nach der monatelangen Flucht zu stellen, sei auch für seine Familie gefallen. Mit dieser wolle er in Köln bleiben.
Zum Prozessauftakt stellte der Anwalt eines zweiten Angeklagten einen Befangenheitsantrag gegen den Richter. Der Grund: Der Richter habe bereits in einem anderen Fall aus dem Drogenkrieg geurteilt und sei deshalb nicht mehr unvoreingenommen. Das Recht seines Mandanten auf ein faires Verfahren sei in Gefahr. Nun muss eine andere Kammer über den Antrag entscheiden. (red)