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Alarmstufe Rot am Kölner GerichtKronzeuge per Heli eingeflogen

Der Kronzeuge und Angeklagte Mohammed B. wird per Helikopter zum Gericht gebracht.

Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen: Der Kronzeuge und Angeklagte Mohammed B. wird per Helikopter zum Gericht gebracht.

Alarmstufe Rot am Kölner Landgericht! Wegen zwei brisanter Prozesse im „Kölner Drogenkrieg“ herrschte am Dienstag (2. September 2025) der Ausnahmezustand.

Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen wurde am Dienstag ein Kronzeuge per Helikopter zum Kölner Landgericht geflogen.

Es ist ein neues, explosives Kapitel im sogenannten „Kölner Drogenkrieg“, das die Justiz in Atem hält. Darüber berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Am Dienstag beantragte Oberstaatsanwältin Ellen Neiß mehrjährige Haftstrafen für drei Angeklagte. Diese sollen 703 Kilogramm Marihuana in einer Lagerhalle entgegengenommen und bewacht haben.

Doch einer von ihnen soll ein doppeltes Spiel gespielt haben, Neiß machte ihn als Verräter aus. Er soll bei einem Drogenraub mindestens Schmiere zum Nachteil eines Kollegen der Bande gestanden haben. In einem Parallelprozess wurde ein Kronzeuge eingeflogen.

Beispiellose Gewaltserie in Köln

Der Hintergrund ist brutal: Ein gewaltsamer Raub von 350 Kilo Gras in Hürth im Juni 2024 löste eine Welle der Gewalt in Köln und Umgebung aus.

Der mutmaßliche Bandenboss Sermet A. soll Rache geschworen und alles versucht haben, die Drogen zurückzubekommen. Es folgten Explosionen vor Wohnhäusern, Entführungen und Folter – auch in den eigenen Reihen.

Die Staatsanwältin sieht alle drei Angeklagten als Gehilfen von Boss Sermet A. Sie waren keine Anführer, sondern „in die Gruppenhierarchie eingebettet“, so Neiß. Einfach ausgedrückt: Sie waren die Handlanger des Drogenbosses und befolgten seine Befehle. Deshalb komme eine mildere Strafe in Betracht.

Für den 22-jährigen Saddam B. fordert die Anklage sechseinhalb Jahre Knast. Er zeigte zwar Reue, packte aber erst spät aus. Härter soll es Aymen S. (25) treffen: Wegen seiner Vorstrafen drohen ihm sieben Jahre und neun Monate Haft.

Die drei Angeklagten mit ihren Verteidigern beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Die drei Angeklagten mit ihren Verteidigern und Verteidigerinnen beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Eine deutlich mildere Strafe von nur dreieinhalb Jahren soll der 22-jährige Aymen G. für seine Hilfe beim Drogengeschäft bekommen. Der Grund: Er hat bei den Ermittlern und Ermittlerinnen Ross und Reiter genannt und tiefe Einblicke in die Drogenbande gegeben.

Doch die Staatsanwältin wirft ihm auch Verrat vor! G. soll beim Drogenraub beteiligt gewesen sein, was er bestreitet. Sein Handy verrät ihn aber: Nur drei Minuten vor dem Überfall war er am Tatort. Deshalb lautet die Forderung für ihn am Ende: siebeneinhalb Jahre Haft. Die Plädoyers der Verteidiger und Verteidigerinnen werden nächste Woche erwartet.

Parallel dazu startete am Dienstag ein weiterer Prozess: Sieben Männer sollen an einer brutalen Geiselnahme beteiligt gewesen sein.

Ein Paar wurde in eine Villa in Rodenkirchen verschleppt und misshandelt. Der Lockvogel: der 25-jährige Fauzi K., der sich selbst der „Goldpate“ nennt – angeblich, weil er gerne mit einer vergoldeten Waffe posiert.

In dieser Lagerhalle in Hürth wurden 703 Kilogramm Marihuana untergebracht.

In dieser Lagerhalle in Hürth wurden die 703 Kilogramm Marihuana gelagert.

Doch dem „Goldpaten“ selbst wurde die Situation in der Villa offenbar „zu heiß“. Er bekam kalte Füße, flüchtete und ging zur Polizei. Dank ihm konnten die Geiseln befreit werden. Jetzt hofft er auf eine mildere Strafe.

Genauso wie Mohammed B. (24), der Kronzeuge, der mit dem Helikopter kam. Er hat in einer 800 Seiten langen Aussage den Boss und andere Mittäter und Mittäterinnen schwer belastet und steht nun unter Zeugenschutz.

Aber der Prozess-Auftakt platzte! Weil sich ein Verteidiger krankmeldete und keinen Ersatz wollte, konnte nicht einmal die Anklage verlesen werden. Einer der Angeklagten saß plötzlich allein auf der Anklagebank. Der Vorsitzende Richter Achim Hengstenberg vertagte den Prozess auf Mittwoch – und hofft, dass der Strafverteidiger dann wieder fit ist. (red)