Hightech-Wunder oder Schummel-Schuh?Umstrittene Spikes sollen für Weltrekorde bei Olympia sorgen

Joshua Cheptegei posiert neben einem Bildschirm mit seinem Weltrekord.

Wunderläufer Joshua Cheptegei aus Uganda, hier nach seinem Weltrekord über 10.000 Meter im Oktober 2020, will bei Olympia das nächste Ausrufezeichen setzen.

Mit dem Start der Leichtathletik-Wettbewerbe bei Olympia beginnt auch die Jagd nach neuen Weltrekorden. Helfen könnten da die neuen umstrittenen Hightech-Spikes. Joshua Cheptegei (24) will am Freitag das nächste Ausrufezeichen setzen.

Tokio. Am Freitag (30. Juli) starten endlich auch die Leichtathletik-Wettbwerbe bei den Olympischen Spiele. Dann beginnt nicht nur die Jagd nach den begehrten Medaillen, sondern auch die nach neuen Weltrekorden. 

Dank einer neuen Technik haben sich die Rekorde in der Leichtathletik zuletzt regelrecht überschlagen. Die neuen Wunder-Spikes könnten auch bei den Olympischen Spielen in Tokio für neue Fabelzeiten sorgen, Wunderläufer Joshua Cheptegei (24) aus Uganada will direkt am Freitag das nächste Ausrufezeichen setzen. Dabei setzen die Entwickler sogar aus Elemente der Formel 1.

Leichtathleitk bei Olympia 2021: Joshua Cheptegei heiß auf das Finale über 10.000 Meter

Joshua Cheptegei kann es kaum erwarten. Schließlich möchte der Weltmeister, der Weltrekordler, seinen Sport ja „so verändern, wie es Michael Jordan und Cristiano Ronaldo in ihrem geschafft haben“. Und wenn am Freitag in Tokio nun auch die Leichtathleten loslegen, erhält der Läufer aus Uganda im Finale über 10.000 m (13.30 Uhr MESZ) dafür die nächste Bühne.

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Bei dem mit Spannung erwarteten Auftritt wird Cheptegei wieder ein in Form gegossenes Hightech-Produkt an den Füßen tragen, den neuen Spikes werden wahre Wunderkräfte nachgesagt. Für Olympia im Technologie-Land Japan haben die Ingenieure aller Ausrüster geliefert, nur erlesene Materialien werden verarbeitet.

Leichtathletik bei Olympia 2021: Hightech-Spikes könnten für neue Weltrekorde sorgen

Die Spikes - wie auch die Laufschuhe im Marathon - sind mittlerweile mit einer Carbonplatte ausgestattet und/oder enthalten einen einzigartigen Schaumstoff. Dadurch nimmt der Schuh die Energie der Läufer auf - und gibt sie wieder ab. So entsteht bei jedem Schritt ein kleiner Katapulteffekt. Und Weltrekorde sowie persönliche Bestzeiten purzeln geradezu.

Ein deutsches Unternehmen arbeitet dabei sogar mit dem Formel-1-Weltmeisterteam Mercedes zusammen, das Know-how tragen unter anderem die Goldkandidaten Karsten Warholm (25, Weltrekordler über 400-m-Hürden) oder Armand Duplantis (21, Stabhochsprung-Weltrekordhalter) an den Füßen.

Die neuen Spikes sind durchaus umstritten, gelten bei manchen in der Szene als „technisches Doping“. Vom Weltverband World Athletics sind sie unter gewissen Parametern aber zugelassen. Nach dem Weltrekord von Joshua Cheptegei über 10.000 Meter im Oktober 2020 waren bereits Diskussionen über den Schuh ausgebrochen.

„Es ist schon ziemlich cool, dass ich die Kohlenstofffaser in meinen Spikes habe, die auch im Formel-1-Wagen von Lewis Hamilton verwendet wird“, sagte Sprinter Andre De Grasse (26) aus Kanada, WM-Dritter über 100 m. Sifan Hassan (28) weiß nicht, warum alle plötzlich „verrückt werden“ wegen der neuen Spikes. Die Welt entwickle sich eben weiter, und jeder hole sich ständig ein „neues Handy“, sagte die Weltmeisterin über 1500 und 10.000 m aus den Niederlanden: „Sollen wir wieder auf Asche laufen?“

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Mit den identischen Spikes an den Füßen hatten sich Hassan und die Äthiopierin Letesenbet Gidey (23) im Juni ein irres Weltrekord-Duell über 10.000 m geliefert, nur 50 Stunden nach Hassans Bestmarke war Gidey noch einmal fünf Sekunden schneller (29:01,03 Minuten).

Auch auf der Straße werden die Athleten dank besserer Technik immer schneller, darunter auch Amanal Petros. „Der Unterschied zu den früheren Modellen ist groß. Der Abdruck ist jetzt viel intensiver, du springst förmlich“, sagte der deutsche Rekordhalter im Marathon zuletzt: „Dadurch ist das gesamte Laufgefühl viel besser, und somit haben die Schuhe sogar einen positiven Effekt auf die Motivation.“

Mit seinem Landsmann Jacob Kiplimo (20) und dem Äthiopier Yomif Kejelcha (23) wird Cheptegei beim ersten großen Finale um die Runden pesen - mit den neuen Wunderspikes an den Füßen. „Wir leben nicht mehr in den 90er Jahren“, sagte er: „Wir müssen die neuen Innovationen akzeptieren.“ (sid)