Fabel-WeltrekordeSetzt Lauf-Star aus Uganda auf Schummel-Schuhe?

Cheptegei

Joshua Cheptegei stellte am 7. Oktober einen neuen Weltrekord über 10.000 Meter auf. Seine Schuhe stehen in der Diskussion.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Keine Frage, Joshua Cheptegei ist ein Lauf-Wunder. Der 24-jährige Athlet aus Uganda ist nur 1,67 Meter groß und 52 Kilogramm leicht. Ideale Maße und Werte, um über die Laufbahnen dieser Welt zu fliegen.

Weltrekorde: Joshua Cheptegei pulverisiert 15 Jahre alten 10.000-Meter-Rekord

Cheptegei wurde 2019 Weltmeister über 10.000 Meter.

Am 14. August stellte er einen neuen Weltrekord in Monaco über 5000 Meter auf: 12:35,36 Minuten. Und kürzlich, am 7. Oktober, pulverisierte er den 15 Jahre alten 10.000-Meter-Weltrekord des Äthiopiers Kenenisa Bekele.

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Cheptegei war über sechs Sekunden schneller, lief nach 26 Minuten und genau elf Sekunden über die Ziellinie beim Rennen in Valencia.

Und der Wunderläufer kündigt nach seinen Weltrekorden weitere Großtaten an: „Das bedeutet alles für mich, ein Traum wird wahr. Ich denke, dies ist nur die Grundlage für das, was ich in den kommenden Jahren erreichen möchte. Da kommt noch mehr.“

Laufschuh von Joshua Cheptegei ist umstritten

Doch die Konkurrenz und die Kampfgerichte schauen skeptisch auf seine Schuhe. Die speziellen Lauf-Spikes (vorne mit kleinen Nägeln ausgestattet), sollen dank eines Spezial-Schaumstoffes und einer eingebauten Carbonplatte über eine Katapult-Wirkung verfügen.

Hersteller Nike bewirbt das Spike-Model Zoom X Dragonfly mit den Worten: Schnellster Schuh aller Zeiten.

Der Weltverband World Athletics hat den 124 Gramm leichten Schuh erstmal genehmigt. Doch die Frage stellen sich viele in der Szene: Setzt Cheptegei auf einen Schummel-Schuh?

Laufschuhe von Marathon-Star Eliud Kipchoge sorgte für Diskussionen

Schon der Kenianer Eliud Kipchoge, der 2019 unter Laborbedingungen als erster Mensch den Marathon unter zwei Stunden lief (1:59,40 Stunden), hat auf umstrittene Nike-Schuhe gesetzt.

Beim Prototyp-Modell Zoom Alphafly wurden drei Carbonplatten in einer 50 Millimeter hohen Sohle verbaut. Das entspricht nicht den Regeln, aber der Weltrekord wurde sowieso nicht in die offiziellen Weltrekordlisten aufgenommen, weil Kipchoge nicht unter normalen Wettkampfbedingungen lief.

Das Vorgängermodell Vaporfly sorgte auch schon für Aufsehen, wurde dann aber vom Verband genehmigt. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Träger des Schuhs vier Prozent mehr Leistung erbringen konnten.

Nach den Diskussionen wurden in diesem Jahr neue Regeln für Laufschuhe aufgestellt.

Seit dem 30. April 2020 muss jeder neue Schuh vier Monate im Handel verfügbar sein, bevor er im Wettkampf eingesetzt werden darf. Die Sohle darf nicht dicker als 40 Millimeter sein, bei Spikes sind es 30 Millimeter. Es darf zudem nicht mehr als eine starre Platte in der Sohle verbaut sein.

Zudem dürfen die Schiesdrichter bei einem Verdacht auf die Herausgabe der Schuhe pochen. Diese werden dann nochmal genauer kontrolliert. Bei Cheptegei werden sie in den kommenden Monaten sicherlich genauer hinschauen.