Abo

Oktagon-Spektakel in KölnSchock um Superstar – großer Fan-Frust

Ivica Trušček schlägt auf Christian Eckerlin im Käfig ein.

Ivica Trušček schlug erbarmungslos auf Christian Eckerlin ein. Der „König von Deutschland“ musste sich in der Nacht zu Sonntag (19. Oktober 2025) in Köln geschlagen geben.

Zum zweiten Mal machte das MMA-Spektakel der Organisation Oktagon Station in der Kölner Lanxess-Arena. Die Fans erlebten, wie der deutsche Superstar erneut besiegt wurde. Nicht nur deshalb gab es viel Frust.

Es war 0.27 Uhr, als es in der rappelvollen Lanxess-Arena plötzlich mucksmäuschenstill wurde. Christian Eckerlin (38), der absolute Star der deutschen MMA-Szene, kauerte auf dem Käfigboden, während sein Gegner Ivica Trušček (42) gnadenlos auf ihn einschlug.

Ringrichter Marc Goddard rettete den Frankfurter und brach den Kampf nach nur 3:34 Minuten in der ersten Runde ab. Es war die zweite Pleite für den Superstar binnen fünf Monaten. Oktagon 78 endete mit einem echten Schock für Veranstalter und Fans.

Oktagon 78: 19.000 Fans waren in der Lanxess-Arena beim MMA-Spektakel

„Mir geht’s beschissen. Dafür bin ich nicht hierhergekommen. Ich hatte eine tolle Vorbereitung. Es waren zwei harte Schläge“, sagte der entthronte „König von Deutschland“ noch im Käfig. Auch bei der anschließenden Pressekonferenz rätselte Eckerlin weiterhin: „Es war, als hätte mir jemand den Stecker gezogen.“

Mit der EXPRESS-App keine News mehr verpassen! Jetzt runterladen – für iPhone oder Android.

Trušček, die Naturgewalt vom Balkan, zerstörte in seinem 84. Profikampf die MMA-Party jäh. „Ich weiß Köln, ihr habt mich nicht gern. Aber ich liebe euch trotzdem“, sagte er angesichts der Buh-Rufe und Pfiffe gegen ihn. „In meiner Vorbereitung ging alles schief. Aber ich bin seit 20 Jahren in dem Sport und ein langjähriger Veteran.“

Als die 19.000 Fans frustriert in die Nacht schlichen, glaubten viele, Zeuge von Eckerlins letztem Kampf gewesen zu sein. Erst der technische K.o. im Juni in Hamburg gegen Robert Pukac (33), nun die erneute Pleite. „So ist der Sport, das gehört dazu“, sagte das deutsche Aushängeschild jedoch. „Die Reise ist noch nicht zu Ende, ich höre nicht auf.“

Die Pleite im Hauptkampf passte sinnbildlich zu einem MMA-Abend, an dem nichts rund lief. Schon im Vorfeld jagte eine Hiobsbotschaft die andere. Drei der angesetzten Kämpfe konnten nicht stattfinden. Publikumsliebling „Neandertaler“ Frederic Vosgröne sagte seinen Auftritt gegen Samuel Chavarría ab. Lokalmatador Deniz Ilbay konnte verletzungsbedingt nicht gegen Teo Smith in den Käfig.

Christian Eckerlin umarmt Ivica Trušček im Käfig.

Christian Eckerlin (r.) gratuliert Ivica Trušček zum Sieg. Der Kroate hatte in Köln schon seinen 84. Kampf bestritten.

Der einzige Titelkampf des Abends war schon nach dem Wiegen geplatzt. Khurshed Kakhorov schaffte nicht das erforderliche Gewicht. Am Morgen des Oktagon-Spektakels meldete er sich dann wegen einer Infektion ganz ab und verzichtete auf das Duell mit Igor Severino.

Drei geplante Gegner von Patrick Vespaziani fielen nacheinander aus. Erst am Samstag (18. Oktober 2025) reiste schließlich Olutobi Kalejaiye an – und musste sich nach 2:23 Minuten geschlagen geben. Der Sieger sorgte für einen Gänsehautmoment, als er den Triumph seinem kürzlich verstorbenen Trainer Samir Al Mansouri mit der ganzen Halle und seinem Schlachtruf „Auf die Helme – Ehre und Stärke“ widmete.

Patrick Vespaziani kommt mit Maske in die Lanxess-Arena.

Patrick Vespaziani beim Einmarsch in die Lanxess-Arena als deutscher Gladiator.

Auch das Co-Main-Event lief nicht nach Plan. Die „Prinzessin des deutschen MMA“ Alina Dalaslan (25) hatte in ihren ersten drei Kämpfen der Karriere jeweils spektakulär durch technischen K.o. gewonnen.

Gegen die erfahrene Katharina „The German Gypsy“ Lehner (35) fiel es ihr schwer, Akzente zu setzen. Mit einem harten Kniestoß verpasste sie Lehner immerhin einen Cut an der Augenbraue. Viele in der Halle sahen trotzdem die frühere Kölnerin Lehner hauchdünn vorn, die Punktrichter kürten aber Dalaslan zur Siegerin.

Katharina Lehner kämpft gegen Alina Dalaslan.

Katharina „The German Gypsy“ Lehner (l.) lieferte Alina Dalaslan einen harten Kampf. Die Punktrichter sahen sie dennoch unterlegen.

„Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass ich gewonnen habe“, wetterte Lehner nachher. „90 Prozent ihrer Kicks waren geblockt. Die Punktbewertung wirft ein schlechtes Bild auf diesen Sport in diesem Land. Die Halle, die Promotion und das ganze Drumherum bei Oktagon ist gut. Es sollte nur nicht so offensichtlich sein, Alina gewinnen zu lassen.“

Katharina Lehner fühlt sich um ihren Sieg gegen Alina Dalaslan betrogen

Die Siegerin wehrte sich: „Natürlich liefen die ersten drei Kämpfe etwas spektakulärer. Aber schaut euch mein Gesicht an und schaut euch ihr Gesicht an. Alles ist nach Plan gelaufen. Die Hauptsache ist, dass ich gewonnen habe.“ Dalaslan hatte beim Einlauf für eine Überraschung gesorgt, als sie von Rapperin Shirin David (30) begleitet wurde. In der Halle kam die Gesangseinlage nicht so gut an. „Ich finde es schade, dass das Publikum Shirin nicht so gefeiert hat wie ich“, sagte die Kämpferin.

Die Oktagon-Macher jubelten darüber, dass erstmals die beiden Hauptkämpfe bei RTL im Free-TV übertragen wurden. Auch Eckerlin dachte direkt nach der Pleite sogar daran: „Ich habe heute ein lachendes und ein weinendes Auge. Wir haben durch die TV-Übertragung wieder Geschichte geschrieben.“ Allerdings saßen nur 600.000 Personen vor dem Fernseher, der Zielgruppen-Marktanteil lag bei 9,3 Prozent.

Feuer beim Einlauf von Christian Eckerlin in die Lanxess-Arena.

Beim Einlauf von Christian Eckerlin gab es eine stimmungsvolle Show mit Feuer und Lichteffekten. Leider endete der Hauptkampf für das Publikum enttäuschend.

Mit Joachim Llambi (61), Steffen Henssler (53), Sophia Thomalla (36) und Rapper GZUZ (37) tummelten sich einige prominente Gesichter rund um den Käfig. Die Mehrheit der Fans bewertete das Kölner MMA-Spektakel trotzdem eher frustriert. Für teure Tickets gab es meist nur überschaubaren Sport zu sehen. Das Niveau einiger Athleten passte nicht zum imposanten Rahmen.

Da beim Einlass mit Detektoren gründliche Personenkontrollen stattfanden, bildeten sich draußen lange Schlangen und viele Fans verpassten die ersten Kämpfe. In den sozialen Medien machten viele ihrem Frust Luft. Vielleicht lag es auch an den großen Problemen bei der Organisation des Abends und den kurzfristigen Absagen, dass in der Halle beim zweiten Oktagon-Gastspiel in Köln nie richtig Stimmung aufkommen wollte.

Tamerlan Dulatov kämpft gegen Henrique Melo im Käfig.

Tamerlan Dulatov (l.) beherrschte seinen Gegner Henrique Melo nach Belieben und gewann den Kampf bereits nach 52 Sekunden.

Mit „Wenn et Trömmelche jeit“ lief der Kölner Kennedy Rayomba in seiner Heimatstadt ein, das Publikum jubelte frenetisch. Marek Bartl machte aber kurzen Prozess und erwischte ihn nach 2:59 Minuten mit einem Ellbogenstoß voll an der Schläfe, der Kölner ging sofort zu Boden.

Für einen kleinen Lichtblick sorgte immerhin der Düsseldorfer Tamerlan Dulatov (25). Er wurde beim Einmarsch von Rapper Kollegah (41) begleitet, siegte überzeugend nach 52 Sekunden und zeigte sich selbstbewusst am Mikrofon. Bei Oktagon 82 am 17. Januar 2026 im PSD-Bank Dome in seiner Heimatstadt sieht er sich als einer der Top-Kämpfer. Sein berühmter Bruder Islam Dulatov (27) war begeistert: „Ich bin sehr stolz auf ihn. Er wird mir auch in die UFC folgen.“