TV-Kritik zur deutschen WM-PleiteSchweini frotzelt in der ARD mit Flick, Wellmer ungewohnt ernst

ARD-Experte Bastian Schweinsteiger unterhält sich mit Bundestrainer Hansi Flick.

Experte Bastian Schweinsteiger (r.) im Gespräch mit Bundestrainer Hansi Flick vor dem WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch (23. November 2022) gegen Japan.

Die deutsche Nationalmannschaft ist am vierten WM-Tag in Katar ins Turnier gestartet. Gegen Japan gab's eine überraschende 1:2-Pleite. Unsere TV-Kritik zur ARD-Übertragung der Partie.

von Anton Kostudis (kos)

Auftakt für die DFB-Stars in Katar: Am Mittwoch (23. November 2022) begann für Bundestrainer Hansi Flick (57) und seine Truppe mit der Vorrunden-Partie gegen Japan die WM-Mission – und zwar mit einem dicken Dämpfer!

Bei der peinlichen 1:2-Niederlage verpasste Deutschland die ersten drei Punkte – und steht nun gehörig unter Druck. Am Sonntag (27. November, 20 Uhr) geht es gegen Spanien, zum Abschluss der Gruppe E wartet am Donnerstag (1. Dezember, 20 Uhr) das Duell mit Costa Rica.

WM-Start des DFB-Teams: Die TV-Kritik zur ARD-Übertragung

Im deutschen Free-TV übernahm die ARD die Live-Berichterstattung rund um das Spiel – und hatte eine stattliche Mannschaft aufgeboten. Aus dem Studio in Mainz meldeten sich vor dem Anpfiff Moderatorin Jessy Wellmer (42). An ihrer Seite gleich drei Experten: die Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger (40) und Sami Khedira (35) sowie die aktuelle DFB-Keeperin Almuth Schult (31).

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Beim deutschen Auftaktmatch im Khalifa-International-Stadion in Al-Rayyan am Spielfeldrand: Reporterin Esther Sedlaczek (36) und Experte Bastian Schweinsteiger (38). Am Kommentatoren-Pult saß Tom Bartels (57).

WM-Auftakt gegen Japan: Schwieriger Spagat für Jessy Wellmer & Co.

Die große Herausforderung für Wellmer und Co. im Verlauf der etwa 50-minütigen Vorberichterstattung lautete zunächst: den Spagat zwischen den sportlichen und politischen Themen meistern.

Und das gelang Wellmer gut – die Moderatorin, die in der Vergangenheit nie um einen flapsigen Spruch verlegen war, wirkte diesmal deutlich ernster. Kein Wunder: War doch das skandalöse Verbot der „One Love“-Binde zunächst das beherrschende Thema im Studio. Im Hintergrund spielte die ARD-Regie derweil immer wieder Song-Schnipsel des U2-Hits „One“ ein – unter anderem heißt es darin: „One love, we get to share it.“

Erfreulich, dass dann auch die Expertenrunde kein Blatt vor den Mund nahm – und ordentlich gegen den Weltverband wetterte. So erklärte Hitzlsperger beispielsweise, er habe „nur noch einen großen Hals auf die FIFA. Ich finde es unfassbar, was sie sich herausnehmen.“ Der 52-fache Nationalspieler lederte weiter, bezeichnete den Weltverband als „desolate und disfunktionale Organisation“. Sein Fazit: „Einfach unterirdisch und unerträglich.“

Khedira wiederum hätte sich in der Binden-Causa eine „Konfrontation“ mit der FIFA gewünscht. Sein Urteil: „Der DFB hat es sich eventuell zu einfach gemacht.“ Auch Schult sah es ähnlich, freute sich aber immerhin, dass durch die Spiele an den ersten vier WM-Tagen „die Stimmung immerhin ein bisschen aufgelockert wird“. Später protestierten die deutschen Nationalspieler beim Mannschaftsfoto allerdings mit einer klaren Geste, hielten sich die Münder zu.

Bastian Schweinsteiger frotzelt an der Seitenlinie mit Hansi Flick

Deutlich kürzer auf Sendung waren Sedlaczek und Schweinsteiger. Beim Interview mit Bundestrainer Hansi Flick (57) frotzelte der Weltmeister von 2014 dann mit seinem ehemaligen Assistenz-Coach bei der Nationalmannschaft. „Wir kennen uns ja jetzt auch schon ein Weilchen, Hansi“, meinte Schweinsteiger – und setzte dann zu einer ausführlichen Analyse der WM-Generalprobe gegen den Oman an (1:0).

Das Problem: Flicks Knopf im Ohr streikte. Daher erklärte der Bundestrainer anschließend gegenüber seinem Ex-Schützling trocken: „Ich habe nicht verstanden, was du analysiert hast. Aber ich bin sicher, du hast recht.“ Es folgte heiteres Gelächter.

Später war es vorbei mit der guten Laune. Nachdem die deutsche Auftakt-Pleite feststand, ging Schweinsteiger mit dem DFB-Team hart ins Gericht.„In schwierigen Situationen zeichnen sich große Mannschaften und große Spieler aus. Das habe ich heute wieder vermisst. Da fehlte einfach die Körpersprache“, urteilte er über die desolate zweite Halbzeit.

Und Bartels? Kommentierte die Partie auf gewohnte Art und wurde hier und da auch mal überschwänglich – beispielsweise beim Pfosten-Kracher von Serge Gnabry („Super!“) oder einem Fahnenstangen-Dribbling von Youngster Jamal Musiala („Sensationell!“). Als Gnabry frei stehend am Schlussmann Shuichi Gonda scheiterte, gingen die Pferde mit Bartels durch. „Der muss rein!“ – rief er aufgeregt.

Als dann der japanische Keeper DFB-Star David Raum im eigenen Sechzehner plump von hinten umrempelte, war sich Bartels wiederum unsicher. Das Foulspiel sei „aus dieser Einstellung schwer zu erkennen“, konstatierte er. Dabei hätte die Elfmeter-Situation eindeutiger kaum sein können! Viele Fans dürften vor den TV-Bildschirmen die Köpfe geschüttelt haben.

Zustimmung dürfte der ARD-Mann wiederum für seine klaren Worte in der Binden-Causa bekommen haben. „Wer ankündigt, die One-Love-Binde zu tragen, und sie dann nicht trägt, der darf sich nicht wundern, dass er viele Menschen enttäuscht“, übte Bartels auch Kritik am deutschen Team.

Am Ende führte der ARD-Tross insgesamt souverän durch die Berichterstattung. Pleiten, Pech und Pannen gab's beim öffentlich-rechtlichen Sender keine – für die sorgten diesmal die deutschen Nationalspieler auf dem Platz.