Viktoria wacht zu spät aufMega-Blackout leitet Pokal-Aus ein

Adriano Grimaldi feiert sein Tor, Keeper Dudu ist enttäuscht.

Viktoria-Keeper Dudu (l.) ist fassungslos. Sein Aussetzer in der fünften Minute erlaubte Adriano Grimaldi am Sonntag (17. August 2025) die Führung des SC Paderborn.

Drittligist Viktoria Köln ist in der ersten Runde des DFB-Pokals gescheitert. Gegen Zweitligist Paderborn waren die Hausherren erst in der zweiten Halbzeit präsent.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Sie hatten so auf das nächste Pokal-Wunder gehofft. Zwei Jahre nach dem Erstrunden-Coup gegen Werder Bremen wollte Viktoria Köln erneut eine klassenhöhere Mannschaft schocken und in Runde zwei einziehen.

Doch der Drittligist verpennte gegen den SC Paderborn komplett eine Halbzeit und lieferte am Sonntag (17. August 2025) vor 5409 Fans im Sportpark Höhenberg erst nach der Pause einen Pokalfight.

Viktoria Köln: Paderborn nutzte Defensiv-Aussetzer eiskalt aus

Der Zweitligist brachte jedoch seinen Vorsprung über die Zeit und liegt nach dem 3:1-Sieg nun am 31. August bei der Auslosung der zweiten Pokalrunde mit in der Trommel.

Nach dem Saisonstart mit einem Sieg und einer Niederlage setzte es für das Team des neuen Viktoria-Cheftrainers Marian Wilhelm eine bittere Klatsche. Nichts ist es also mit der Prämie für eine weitere Runde im DFB-Pokal und einem neuen Traum-Los.

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Die Gastgeber erwischten einen echten Horrorstart. Dabei hatte Robin Velasco schon in der vierten Minute die frühe Führung auf dem Schlappen. Doch der Offensivspieler schlug bei seinem Volley-Versuch ein Luftloch.

Nach dieser guten Möglichkeit ging es bei der Viktoria defensiv vogelwild zu. Kapitän Christoph Greger wusste sich beim Spielaufbau nicht anders zu helfen, spielte mehrmals den Ball auf Keeper Eduardo Dos Santos Haesler, genannt Dudu, zurück.

Paderborner Jubel durch Adriano Grimaldi und Raphael Obermair.

Der vom 1. FC Köln umworbene Raphael Obermair (r.) schlug vor dem 0:2 die Flanke auf Adriano Grimaldi.

Der 26-jährige Torwart zögerte, schalte kurzzeitig ab und leistete sich einen Mega-Blackout. Paderborns Stürmer Adriano Grimaldi reagierte schnell, hielt den Fuß rein und drückte den Ball zum 0:1 ins Netz (5.).

„Er hat in der Kabine sorry gesagt“, sagte Trainer Wilhelm. „Aber von mir gibt es keinen Vorwurf. Das nehme ich auf mich. Das ist unsere Spiel-Identität, so wollen wir Fußball spielen. Dann frisst man vielleicht mal auch so einen.“ Ähnlich argumentierte Greger: „Das passiert, er wird uns auch wieder Tore einleiten. Er wird aufstehen, das Selbstvertrauen hat er.“

Drei Minuten später zeigte Raphael Obermair, warum der 1. FC Köln sich um ihn bemüht. Auf der linken Seite ließ er Lars Dietz im Zweikampf keine Chance. Die punktgenaue Flanke des 29-Jährigen, der auch gerne zum Bundesliga-Rückkehrer wechseln möchte, fand Grimaldi, der ungestört zum 0:2 einköpfen konnte.

David Otto feiert sein Tor für Viktoria Köln.

David Otto (l.) brachte Viktoria Köln mit seinem Treffer zum 1:3 zurück ins Spiel.

Nach acht Minuten war der Traum von Runde zwei für den Drittligisten quasi schon ausgeträumt, zumal der SCP auch in der Folgezeit alles im Griff hatte. Als Sebastian Klaas in den Strafraum zog, leistete sich Florian Engelhardt ein Foul, Schiri Sören Storks gab zu Recht Elfmeter. Filip Bilbija verwandelte sicher zum 0:3 (38.).

Wilhelm reagierte auf die desolate erste Halbzeit mit einem Dreifach-Wechsel zur Pause. Und siehe da: Plötzlich kam Leben in sein Team. Erst ließ Lobinger einen strammen Schuss ab (55.), dann traf David Otto aus der Drehung zum 1:3 (59.). Plötzlich kam Pokalfight-Atmosphäre auf, es wurde hektischer. Aber mehr als der Anschluss wollte nicht gelingen.

Paderborner Fans zünden bunte Rauchbomben vor dem Spiel.

Beide Fanlager sorgten für eine tolle Pokal-Atmosphäre im Sportpark Höhenberg.

Für die Gäste ergaben sich immer mehr Räume. Stefano Marino vergab bei einem Konter die Mega-Chance zum 1:4 (75.). In der Szene machte Dudu, der mit den Fingern an den Ball kam, dann wieder eine deutlich bessere Figur als beim frühen Rückstand. 

Für Viktoria-Kapitän Greger blieb nach dem Aus eine Erkenntnis: „Die zwei Gesichter müssen uns eine Warnung sein. So wie in der ersten Halbzeit werden wir auch in der dritten Liga nicht bestehen. Wir wissen, was in uns steckt, müssen das aber auf den Platz bringen.“

Paderborns Sturm-Neuzugang Steffen Tigges (27) war übrigens nur in Zivil im Sportpark. Nach einer Adduktorenzerrung, die er sich am Freitag zugezogen hatte, musste SCP-Trainer Ralf Kettemann auf den ehemaligen Kölner verzichten. Am Montag steht bei ihm eine genauere Untersuchung an.