„Wir glauben an das blaue Wunder“Vier Promi-Fans fiebern im Pokalfinale mit Arminia Bielefeld

Arminia Bielefeld steht im Finale des DFB-Pokals, dabei fiebern auch mehrere Promi-Fans mit. EXPRESS.de hat mit vier von ihnen gesprochen.

von Oliver Reuter  (reu)

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ Dass die Fans von Arminia Bielefeld diesen Schlachtruf mal allen Ernstes, und nicht nach einem Erstrundensieg über Preußen Münster, schreien dürfen, hätte nie einer von ihnen für möglich gehalten.

Aber am Samstag (24. Mai 2025) um 20 Uhr ist es so weit, dann stehen ihre Blauen erstmals in ihrer 120-jährigen Geschichte im DFB-Pokalfinale. Und selbst Gegner VfB Stuttgart macht ihnen nach vier Siegen über Bundesligisten, zuletzt Double-Gewinner Bayer Leverkusen, keine Angst. Berlin wird geflutet von angeblich 100.000 Bielefeldern. Und EXPRESS.de hat mit vier prominenten Arminia-Fans gesprochen. Sie erklären, warum sie an das blaue Wunder glauben.

Ingolf Lück: „Ich werde Guido Cantz' Tränen trocknen“

Seit wann und warum sind Sie Arminia-Fan?

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Lück: In den Verein wirst Du rein geboren und wirst wieder raus gestorben. Da kannste nix machen. Allerdings war ich erst wirklich Fan, als ich nicht mehr selbst in Bielefeld Fußball gespielt habe – so ab 1985. Vorher schaut man als hoffnungsvolles Talent bei TuRa 06 oder TuS Eintracht doch etwas neidisch auf die Stürmer-Kollegen, die zu Arminia gelockt werden für ein paar neue Bolzer und ein Mofa – so halten sich jedenfalls unbestätigte Gerüchte bis heute.

Was war Ihr schönstes oder denkwürdigstes Arminia-Erlebnis?

Lück: Denkwürdige Erlebnisse sind immer die emotionalsten, und da erinnere ich mich an Siege gegen die Bayern aufe Alm 1970, 1997, 2005, 2006, aber auch das Schneespiel 3:3 in München. Natürlich viele Aufstiege mit Rasenentnahmen auf der Alm, aber auch an den ein oder anderen Abstieg. Besonders die Relegationen haben es uns ja angetan: Wenn ich jetzt 1860 München, die Lilien aus Darmstadt oder Wehen Wiesbaden erinnere, tut es nochmal wieder richtig weh.

Arminia-Fan Ingolf Lück freut sich aufs erste DFB-Pokalfinale.

Arminia-Fan Ingolf Lück freut sich aufs erste DFB-Pokalfinale.

Was bedeutet Ihnen der erste Finaleinzug Ihres Herzensvereins und fahren auch Sie nach Berlin?

Lück: Ich hab immer Angst! Wer unsere Arminia kennt, der weiß, dass ein 3:1 in der 90. Minute noch nix bedeutet. Die Stuggies haben einige vielversprechende Brecher da vorne drin. Zudem waren mir die Stuttgarter immer sympathisch. Ein toller Club. Mein Kölner Kumpel Guido Cantz ist Fan. Ich werde seine Tränen trocknen und ihn ganz feste drücken am 24. Mai in Berlin.

Warum glauben Sie an das sechste Pokal-Wunder und den erstmaligen Pokalsieg?

Lück: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“ dafür habe ich schon viele Märker und Euros ins Phrasenschwein gelatzt. Aber was wahr ist, muss wahr bleiben. Und „Der Fußballgott ist am 24. Mai Bielefelder“. Ich habe zu Hause einen eigenen Altar und ihm gestern meine alten Adidas Copa Mundial Beckenbauer geopfert – wenn das nicht hilft.

Schafft die Arminia nach dem Aufstieg wie schon 1995/96 und 2001/02 den Durchmarsch?

Lück: Wir sind eine Durchmarschmannschaft! Das haben wir in den letzten Jahren gezeigt. Wir müssen jetzt nur die Richtung wechseln. Aber mal langsam. Jetzt spielen wir nach dem 24. Mai erstmal in Europa mit. Dann kommen Lazio, Tottenham oder ManUnited aufe Alm… und dann gnade euch der Fußballgott!

Sebastian Hellmann: „Wir sind ja Doublesiegerbesieger“

Seit wann und warum sind Sie Arminia-Fan?

Hellmann: Fan bin ich schon immer. Ich bin ja in Bielefeld im Klösterchen nahe der Alm geboren und habe dann, als ich laufen konnte, alle Heimspiele gesehen.

Was war Ihr schönstes oder denkwürdigstes Arminia-Erlebnis?

Hellmann: Die Aufstiegsspiele gegen 1860 München. 4:0 auf der Alm. Das war 1977. Ich war im Stadion. Mein Vater sagte dann „Zum Rückspiel brauchen wir dann ja nicht mehr fahren.“ Das ging aber dann 0:4 verloren, das Entscheidungsspiel dann 0:2 und raus waren wir. Denkwürdig war auch das erste Topspiel bei den Bayern im November 2021, das leider knapp mit 0:1 verloren ging.

Sebastian Hellmann bei einem TV-Einsatz für Sky.

Sebastian Hellmann kann in der Bundesliga derzeit ruhigen Gewissens neutral berichten: Seine Arminia spielt aktuell noch zwei Klassen tiefer, spielt ab der kommenden Saison aber immerhin wieder zweitklassig.

Was bedeutet Ihnen der erste Finaleinzug Ihres Herzensvereins und fahren auch Sie nach Berlin?

Hellmann: Ja, ich fahre nach Berlin. Die besten Geschichten im Fußball sind genau diese. Ich freue mich riesig für die Arminia und die Fans. Und dazu noch der Aufstieg.

Warum glauben Sie an das sechste Pokal-Wunder und den erstmaligen Pokalsieg?

Hellmann: Wir sind ja durch den Sieg über Leverkusen Doublesiegerbesieger – da dürfte der abgeschmierte Vizemeister VfB Stuttgart keine Hürde mehr sein.

Schafft die Arminia nach dem Aufstieg wie schon 1995/96 und 2001/02 den Durchmarsch?

Hellmann: Nach dem Aufstieg erstmal drei Jahre Etablierung – dann erste Liga.

Michael Vesper: „Ich bin optimistisch“

Seit wann und warum sind Sie Arminia-Fan?

Vesper: Als ich 1973 im zarten Alter von 21 Jahren zum Studium nach Bielefeld kam, fand ich hier vieles – und mit Arminia vor allem einen Fußballverein, dem ich bis heute die Treue halte. Ich wohnte damals Am Wickenkamp in unmittelbarer Nähe zur Alm. Witzig: Meine Begeisterung hat sich auch auf meine in Bonn und Köln geborenen (und dort lebenden) Söhne Ramin und Navid übertragen. Für sie ist fahrtechnisch jedes Heimspiel ein Auswärtsspiel.

Was war Ihr schönstes oder denkwürdigstes Arminia-Erlebnis?

Vesper: Seit dem 1. April natürlich unser Sieg gegen den amtierenden deutschen Meister Bayer Leverkusen. Vorher neben den vielen Aufstiegen vor allem das 3:2 gegen 1860 München am 6. Juni 1981, bei dem Gerd-Volker Schock und unser Eile uns in der absoluten Schlussphase noch zum Sieg schossen und damit den Abstieg verhinderten.

Arminia-Fan Dr. Michael Vesper beim Drittliga-Spiel bei Viktoria Köln

Arminia-Fan Dr. Michael Vesper beim Drittliga-Spiel bei Viktoria Köln

Was bedeutet Ihnen der erste Finaleinzug Ihres Herzensvereins und fahren auch Sie nach Berlin?

Vesper: Das ist großartig und schreibt Fußballgeschichte, und natürlich werde ich mit meinen Söhnen dabei sein.

Warum glauben Sie an das sechste Pokal-Wunder und den erstmaligen Pokalsieg?

Vesper: Vor dem Halbfinale hatte ich, ehrlich gesagt, schon Bammel und Zweifel. Danach weiß ich: Solche Wunder sind möglich, und warum soll, was gegen Union, Freiburg, Werder und Bayer 04 gelang, nicht noch einmal gelingen? Ich bin optimistisch!

Schafft die Arminia nach dem Aufstieg wie schon 1995/96 und 2001/02 den Durchmarsch?

Vesper: Auch als Armine sollte man in seinen Wünschen bescheiden sein: Der direkte Aufstieg ist schon gut, das hat sich diese junge Mannschaft verdient. Dann aber gleich einen Durchmarsch zu erwarten, ist ein bisschen zu viel des Guten.

Lutz von Rosenberg-Lipinsky: „Diese Mannschaft hat wirklich Power“

Seit wann und warum sind Sie Arminia-Fan?

von Rosenberg-Lipinsky: Fan bin ich seit 1976. Ganz klassisch – mein Vater hat mich mitgenommen und auf Block 6 auf eine Kiste gestellt, damit ich überhaupt etwas sehen konnte. Legendäre Spiele gegen den SC Herford und Preußen Münster zum Beispiel. Ab der Zeit habe ich dann auch Hockey gespielt für Arminia. Weshalb mich auch bis heute der Club insgesamt begeistert und interessiert und nicht „nur“ die Profimannschaft. Aber aussuchen kann man sich seinen Verein ja nicht. Es ist eine Art Geburtsfehler.

Was war Ihr schönstes oder denkwürdigstes Arminia-Erlebnis?

von Rosenberg-Lipinsky: Jeder Stadionbesuch auf der Alm war und ist denkwürdig. Aus unterschiedlichen Gründen. Mal wegen der meckernden alten Herren auf der Tribüne, mal wegen eines sich selbst auswechselnden Torhüters, mal wegen eines Alkoholikers auf der Trainerbank: Irgendwas war und ist ja immer. Mein schönstes Erlebnis war aber natürlich, als ich 2004 meine Arminia-Hymne bei der Aufstiegsfeier live im Stadion mit der Mannschaft singen durfte.

Arminia-Fan Lutz von Rosenberg-Lipinsky

Arminia-Fan Lutz von Rosenberg-Lipinsky

Was bedeutet Ihnen der erste Finaleinzug Ihres Herzensvereins und fahren auch Sie nach Berlin?

von Rosenberg-Lipinsky: Der Finaleinzug wirkt wie eine Vitaminspritze. Nach fünf Jahrzehnten Arminia-Abhängigkeit das noch erleben zu dürfen, ist einfach nur unglaublich. Mein Bruder und ich haben einfach nur geheult nach dem Abpfiff des Halbfinales. Wir fahren natürlich nach Berlin. Das Hotel ist schon lange gebucht.

Warum glauben Sie an das sechste Pokal-Wunder und den erstmaligen Pokalsieg?

von Rosenberg-Lipinsky: Diese Mannschaft hat wirklich die Power, um auch das Finale zu gewinnen. Sie hat fünf (!) höherklassige Mannschaften ausgeschaltet. Und das ohne Verlängerung, ohne Elfmeterschießen. Das hat nicht nur was mit Heimrecht, Glück oder Platzverhältnissen zu tun. Und jetzt geht es ja erst um alles. Jetzt werden sich die Jungs zerreißen und zur Not in Einzelteilen weiterspielen.

Schafft die Arminia nach dem Aufstieg wie schon 1995/96 und 2001/02 den Durchmarsch?

von Rosenberg-Lipinsky: Nach dem Aufstieg, von dem ich dachte, die Liga ist angesichts des Pokalfinales zweitrangig, wollen wir alles und werden es kriegen. Durchmarsch. Europapokal. Meisterschaft. Dem Coach wird was einfallen.