Spanien trauert der verpassten Chance auf den ersten EM-Titel hinterher, die Final-Enttäuschung und deren Zustandekommen könnten Trainerin Montse Tomé den Job kosten.
ZDF-Reporterin verwundertTrainerin nach EM-Finale in Sorge: Kostet sie dieser Moment den Job?
von Béla Csányi (bc)
Ging ihre bittere Enttäuschung noch über den Frust des verlorenen EM-Finals hinaus? Spanien-Trainerin Montse Tomé (43) verfolgte die Siegerehrung nach dem verspielten Titel gegen England am Sonntag (27. Juli 2025) mit leerem Blick. Schon vor Anpfiff wusste sie: Das hier ist auch ein Job-Endspiel!
Der Vertrag der früheren Nationalspielerin läuft Ende August aus, der Weltmeister hatte sich nach der Olympia-Enttäuschung (Niederlage im Bronze-Spiel gegen Deutschland) bewusst offengelassen, ob ein zweites Turnier ohne Titel am Ende zu viel des Schlechten sein könnte.
Kritik für Spanien-Trainerin Montse Tomé
„Das ist nichts, woran ich denke“, sagte Tomé auf Nachfrage bei der Pressekonferenz im Anschluss an das im Elfmeterschießen verlorene Endspiel. Dass sie sich um ihre Zukunft sorgen muss, wurde im Nachgang des Spiels dennoch deutlich.
Nachdem ihre Mannschaft die gesamte Vorrunde über brilliert hatte und auch gegen die Schweiz im Viertelfinale (2:0) souverän weitergekommen war, stockte der Motor zuletzt. Gegen das mit vielen Ausfällen arg gebeutelte Deutschland ging es in die Verlängerung, gegen England jetzt sogar ins Elfmeterschießen.
In der Heimat nahmen Fans Tomé vor allem wegen einer Final-Entscheidung unter Beschuss: Sie hatte die zweifache Weltfußballerin Alexia Putellas (31) als erste Spielerin bereits in der 70. Spielminute vom Feld genommen.
Auch wenn die Star-Spielerin vom FC Barcelona bis dahin nicht ihren besten Tag hatte: Mit sieben Scorerpunkten im Turnierverlauf hatte sie gezeigt, dass mit ihr immer zu rechnen ist. Sie selbst bekräftigte in der Schweiz in einem Interview, sich in der Form ihres Lebens zu befinden.

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Spanien-Trainerin Montse Tomé nahm die zweimalige Weltfußballerin Alexia Putellas im EM-Finale als erste Spielerin vom Feld.
Viele Spielerinnen der Frauen-Auswahl sind in der Heimat große Stars, ihr Wort hat durchaus Gewicht. Tomé-Vorgänger Jorge Vilda (44) etwa musste trotz des WM-Titels gehen, auch weil er praktisch keine Fürsprecherinnen innerhalb der Mannschaft hatte. Wird Tomé nun auch fehlender Rückhalt zum Verhängnis?
In spanischen Medien wurde daher auch viel in die TV-Bilder interpretiert, die Alexia nach dem Spiel mit starrem Blick im Mittelkreis zeigten, während Tomé vor ihr durchs Bild läuft. Und auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem Fernseher dürften die Nationaltrainerin mit verärgerten Blicken bedacht haben.
In den sozialen Netzwerken gab es zahlreiche wütende Reaktionen auf die Personal-Entscheidung. „Dieser Moment hat uns in die Sch… geritten“, schrieb eine Anhängerin bei X zu einem Foto des Wechsels. „Eine Schande“ sei der Umgang mit der Frauenfußball-Größe, beklagte sich ein anderer Fan.
„Alexia darf niemals der erste Wechsel sein“, stimmte ein X-Nutzer zu. Und auch bei der Live-Übertragung im deutschen Fernsehen wunderte sich ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann (61): „Auch ein interessanter Wechsel …“ Ob es nun auch auf dem spanischen Trainerstuhl einen Wechsel gibt, wird sich nun in den kommenden Tagen entscheiden.