Der reichste Fußballverein der Welt?Saudi-Milliardäre kaufen England-Klub, Fans jubeln

Ein Fan von Newcastle trägt eine arabische Kopfbedeckung und streckt die Arme zum Jubeln in die Höhe.

Skurrile Bilder aus England: Newcastle-Fans verkleiden sich als Saudis, um ihre Dankbarkeit für das Engagement bei ihrem Verein auszudrücken. Das Bild entstand am 7. Oktober 2021.

Viele Fans lehnen Investoren ab. Die Fans von Abstiegskandidat Newcastle United aus der Premier League hingegen feiern den Verkauf des eigenen Vereins als Erfolg. Obwohl Menschenrechtler warnen.

von Julian Meiser (jm)

Newcastle upon Tyne. Feiernde Fußballfans liegen sich in den Armen, haben zum Teil Tränen in den Augen, singen lauthals die Lieder ihres Vereins. Der Grund ihrer Freude ist vielen deutschen Fans allerdings unverständlich, denn es geht um einen Investoren-Einstieg.

Wer die Szenen am Donnerstag (7. Oktober 2021) vor dem St. James‘ Park gesehen hat, hätte vermuten können, dass Newcastle United gerade die Champions League gewonnen oder zumindest in letzter Sekunde den Abstieg verhindert hätte. Doch nichts da: Sie jubelten, weil ihr Klub nun offenbar der reichste der Welt ist.

Konsortium aus Saudi-Arabien kauft 100 Prozent von Newcastle United

Im Gegensatz zur Bundesliga, in der noch immer die 50+1-Regel gilt, dürfen Fußballvereine in England durch Privatinvestoren oder Unternehmen aufgekauft werden. Notwendig für einen Kauf ist jedoch die Zustimmung der Premier League. Diese wurde im Falle des abstiegsbedrohten Newcastle nun erteilt, obwohl Menschenrechtler ausdrücklich vor dem Käufer, einem Konsortium aus Saudi-Arabien, gewarnt hatten.

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Der saudi-arabische Staatsfonds unter dem Einfluss des Kronprinzen Mohammed bin Salman (36), dem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, wird die deutliche Mehrheit am Konsortium halten. Der Golfstaat steht seit langem wegen einer der höchsten Hinrichtungsraten der Welt und eines laut Aktivisten undurchsichtigen Justizsystems in der Kritik. Zudem wurde Saudi-Arabien in der Vergangenheit vorgeworfen, für TV-Piraterie mitverantwortlich zu sein.

Die Investoren zahlen laut britischen Medienberichten 300 Millionen Pfund (etwa 350 Millionen Euro) an den bei Newcastle-Fans ungeliebten bisherigen Eigentümer Mike Ashley (57). Ashley kaufte Newcastle 2007 und veräußerte zum Unmut der Fans den traditionsreichen Stadionnamen des St. James' Park. Zweimal stieg der Verein unter seiner Führung ab. Zu einem dritten Abstieg mit Ashley an der Spitze wird es jetzt aber nicht mehr kommen können.

Die Premier-League-Klubs in den Händen der Superreichen

Mittels eines finanzkräftigen Investors kann aus einem mittelmäßigen Verein im Handumdrehen ein europäischer Spitzenklub werden. So lief es beispielsweise auch beim FC Chelsea und Manchester City. Auffallend ist, dass die Investoren immer häufiger aus dem nicht-europäischen Ausland kommen. Gerade die Superreichen aus den Golfstaaten haben die Welt des Fußballs für sich entdeckt.

Während der Chelsea 2003 in die Hände des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch (54) überging, befindet sich ManCity größtenteils im Besitz der Herrscherfamilie des Emirats Abu Dhabi. Nach den Übernahmen begann der sportliche Aufstieg der Vereine. Ähnlich trug es sich bei Paris Saint-Germain in Frankreich zu, wo 2012 der Katari Nasser Al-Khelaifi (48) übernahm.

Newcastle United offenbar der reichste Klub der Welt

Das Vermögen von Abramowitsch wird auf etwa 11,3 Milliarden Euro geschätzt, die Besitzer von ManCity sollen circa 27,3 Milliarden Euro ihr Eigen nennen. Und wie sieht es bei Newcastle aus? In den internationalen Medien wie „Marca“ kursiert eine Auflistung der reichsten Eigentümer von Fußballklubs. Darin wird jenes Konsortium auf Platz 1 geführt, das sich Newcastle United einverleibt hat. Das Vermögen wird dort mit sage und schreibe 320 Milliarden Pfund (377 Milliarden Euro) beziffert.

Ihr Engagement ist dabei allerdings nicht immer nur auf ihre Liebe zum Sport zurückzuführen. Das Investment in Fußballklubs sei auch eine Art Sportswashing: Investoren, Unternehmen oder sogar ganze Staaten wollen damit ihr internationales Image aufbessern und ihre Sichtbarkeit erhöhen.