Nach Labbadia- und Preetz-RauswurfBerliner Duo soll Hertha vor Untergang retten

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Sie sollen die Hertha in die Erfolgsspur bringen: Pal Dardai (r.) und Andreas „Zecke“ Neuendorf (hier ein Foto aus März 2016).

von Anton Kostudis (kos)Michael Eham (eham)

Berlin – Jetzt ist es amtlich und offiziell! Hertha BSC hat sich von Trainer Bruno Labbadia (54) und Manager Michael Preetz (53) getrennt. Das gab der Verein am Sonntag (24. Januar) bekannt.

  • Hertha BSC befindet sich in der Bundesliga nach dem 1:4 gegen Werder Bremen in der sportlichen Krise
  • Der Berliner Hauptstadtklub entlässt Trainer Bruno Labbadia und Manager Michael Preetz
  • Als Interimslösung soll Pal Dardai zu den Hertha-Profis zurückkehren

Nach der deutlichen 1:4-Klatsche gegen Werder Bremen verdichteten sich schon am Samstagabend die Anzeichen auf eine Doppel-Entlassung. Der Verein bedankte sich bei Labbadia, stellte in Person von Geschäftsführer Carsten Schmidt (57) aber fest, „dass wir mit 17 Punkten nach 18 Spielen in einer sehr ernsten Situation stecken. Daher haben wir uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, mit einem Trainerwechsel einen neuen Impuls zu setzen.“

Am trainingsfreien Montag soll verkündet werden, wie es bei den Berlinern weitergeht. Als Labbadia-Nachfolger muss Ex-Hertha-Coach Pál Dárdai (44, mittlerweile wieder im Nachwuchs aktiv) die Wende schaffen. Der Ungar, der bereits von 2015 bis 2019 die Profis trainierte, übernimmt erneut. Ihm soll Andreas „Zecke“ Neuendorf (45) als Co-Trainer assistieren. Der trainiert seit Juli 2019 Herthas U23.

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Labbadia hatte Anfang April 2020 in Berlin übernommen. Nach 27 Pflichtspielen an der Seitenlinie ist seine Zeit schon wieder vorbei. „Ich denke, dass wir bei dem sportlich Verantwortlichen auf dem Trainingsplatz jemanden suchen, der Mannschaften zusammenschweißen kann und das in einer Abstiegskampf-Situation, in der wir uns befinden, Woche für Woche leisten kann: im Trainingsbetrieb wie auch in den Spielen“, sagte Boss Carsten Schmidt.

Neben Labbadia feuert Hertha auch Manager Michael Preetz

Auch für Michael Preetz bedeutet die Labbadia-Entlassung und die damit verbundene sportliche Negativserie das Ende. „Michael Preetz hat den Verein in diesen Jahren sportlich in der Bundesliga etabliert, aber mit Blick auf die Entwicklung in der vergangenen wie der aktuellen Spielzeit sind wir zu dem Entschluss gekommen, diese Position für die Zukunft neu zu besetzen“, wird Präsident Werner Gegenbauer (70) zitiert.

Als Zwischenlösung wird bis zum Ende der Saison Arne Friedrich (41) in seiner Funktion als Sportdirektor auch die Position von Preetz übernehmen.

Hertha BSC: Was war nach der Werder-Pleite passiert?

Der Haussegen in der Hauptstadt hängt gewaltig schief! Das 1:4 gegen Bremen war der nächste Rückschlag. Nach nur einem Sieg aus den vergangenen acht Bundesliga-Partien ist Hertha in der Tabelle auf Rang 14 abgerutscht, kann am Sonntag vom 1. FC Köln (bei der TSG Hoffenheim) noch überholt werden.

Bruno Labbadia: Fehlte der Rückhalt aus der Mannschaft?

Bezeichnend die Antwort des Hertha-Kapitäns Niklas Stark (25) bei Sky auf die Frage nach dem Spiel, ob die Mannschaft noch zum Trainer Labbadia stehe: „Dazu will ich mich äußern, es ist nicht meine Entscheidung. Das ist nicht meine Frage. Ich komme jeden Tag hierhin und gebe hundert Prozent, damit wir da unten rauskommen.“ Jetzt wohl unter einem neuen Trainer...

„Natürlich fehlen uns die Argumente“, gab auch Labbadia zerknirscht zu. „Es ist eine Scheiß-Situation. Eine brutale Enttäuschung. Ein Scheiß-Gefühl“, haderte der Hertha-Coach, der auch erklärte: „Wir sind die Letzten, die irgendetwas schönreden. Ich kann nur sagen, was wir jeden Tag alles betreiben. Wir haben jetzt eine brutale Enttäuschung erfahren.“

Hertha BSC vergeigt Heimspiel gegen Werder Bremen

In einem über 90 Minuten wenig ansehnlichen Spiel hatten sich die Gäste von der Weser zuvor als die effektivere Mannschaft erwiesen. Hertha-Leihgabe Davie Selke (26) per Foulelfmeter (10. Minute), Abwehrmann Ömer Toprak (31) mit einem wuchtigen Kopfball (29.), Leo Bittencourt (27) nach Geniestreich (57.) und Josh Sargent (20) in der Schlussphase (77.) schossen Bremen zum Sieg.

Ex-FC-Sturmtank Jhon Cordoba (27) war kurz vor der Halbzeit der zwischenzeitliche Anschlusstreffer gelungen (45.+2). Matheus Cunha (21) verballerte für die Berliner noch einen Elfmeter in kläglicher Manier (19.).

Nach dem Abpfiff herrschte daher wieder mal Frust pur bei den Hauptstadt-Kickern, die in der Tabelle längst vom Stadtrivalen Union Berlin überflügelt worden sind.

Hertha-Fans demonstrieren vor dem Olympiastadion

Trotz stattlicher Investitionen des Vereins-Finanziers Lars Windhorst (44) in mittlerweile dreistelliger Millionenhöhe kommt der selbst ernannte „Big City Club“ einfach nicht in die Erfolgsspur. Einige Fans haben längst genug, sie machten ihrem Ärger vor der Partie gegen Werder Luft. Etwa 250 Anhänger versammelten sich am Samstag am Olympiastadion – und forderten personelle Konsequenzen!

Die Hertha-Fans hissten Banner und Schilder, forderten: Manager Michael Preetz (53) muss zurücktreten! Die Protest-Aktion hatten die Anhänger zuvor angekündigt.

Fans von Hertha BSC fordert Rücktritt von Michael Preetz

„Preetz raus. Sofort! Es reicht...“, war auf einem Banner zu lesen. Die Amtszeit des Managers und Ex-Hertha-Stürmers bezeichneten die Fans zudem als „jahrelange Schweinerei“.

Seit Sommer 2009 ist Preetz in der Hauptstadt als Sport-Geschäftsführer tätig. Gleich in seiner ersten Saison stieg der Hauptstadtklub als Tabellenschlusslicht ab. Nach dem geglückten Wiederaufstieg musste die Hertha dann 2012 wieder runter. 2016 und 2017 glückte immerhin die Qualifikation für die Europa League. Seitdem aber krebst der Klub im Mittelfeld herum (zweimal Rang zehn, einmal Rang elf).

Preetz hatte schon vor der Protest-Aktion diplomatisch reagiert: „Wer in der Verantwortung steht, muss sich auch Kritik stellen“, kommentierte er die angekündigte Demo, die von der Polizei genehmigt und auf die Einhaltung der Corona-Regeln kontrolliert worden war.

Hertha-Fans starten Online-Petition gegen Manager Michael Preetz

Knapp 4000 Fans hatten zuvor auch eine Online-Petition mit dem Titel „Genug ist genug! Elf Jahre schlechte Arbeit und trotzdem noch im Amt“ unterzeichnet.

Stürmische Zeiten also für Preetz, der als Ex-Herthaner bei einigen Teilen der Anhängerschaft allerdings noch Kredit zu haben scheint. Fakt ist aber auch: Das Team des mittlerweile ratlos wirkenden (und möglicherweise scheidenden) Trainers Labbadia konnte auch gegen Bremen nicht dafür sorgen, dass der Gegenwind für Preetz abflaut – ganz im Gegenteil. (kos)