Homosexualität im Fußball bleibt ein Tabu-Thema. Ex-Fußballer verrät in einem Buch, dass es in der Bundesliga schwule Paare gibt – und wie mit dem Versteckspiel Geld verdient wird.
Insider packt aus„Es gibt schwule Paare in der Bundesliga“
Es ist ein Satz, der aufhorchen lässt. „Es gibt auch schwule Paare in der Bundesliga, und zwar sehr nette, sehr hübsche“, sagt Marcus Urban (54), der erste deutsche Fußballer, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte.
Diese und weitere brisante Aussagen sind Teil des neuen Buches „Mensch Fußballstar“ von Andreas Böni, in dem zahlreiche Protagonisten aus dem deutschen Fußball über Themen abseits des grünen Rasens berichten.
Urban plante einst auch ein Gruppen-Coming-out im Fußball
In dem Buch schildert Urban, dass Homosexualität im Männerfußball hinter vorgehaltener Hand noch immer ein riesiges Problem sei, während es im Frauenfußball „meistens kaum noch ein Problem“ ist. Viele schwule Spieler hätten sich inzwischen organisiert, andere kämpfen allein.
Ein geplantes Gruppen-Coming-out am 17. Mai 2024 scheiterte, weil sich am Ende niemand traute. „Es gibt in ihrem Umfeld noch zu viele Menschen, die ihnen davon abraten – Medienanwälte, Berater, Familie“, erklärt Urban. Er wirft diesen Personen vor, oft aus Eigeninteresse zu handeln und den Wunsch der Spieler nach Freiheit auszubremsen.
Urban kritisiert zudem die Zustände in manchen Kabinen, wo Gruppen, „die durch vermeintlich religiöse Aktivisten manipuliert werden“, Homosexualität nicht akzeptieren würden. In ausländischen Ligen hatten sich in der Vergangenheit einzelne Spieler geweigert, bei Aktionstagen mitzumachen.
In der Bundesliga sorgte Ex-Nationalspieler Kevin Behrens (34) für Aufsehen, als er sich mit den Worten „so eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht“ weigerte, eine Regenbogen-Version des Trikots seines damaligen Klubs VfL Wolfsburg zu unterschreiben.

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Marcus Urban, hier am 4. Oktober 2021 in Berlin.
Laut Urban gibt es ganze Geschäftszweige, die vom Versteckspiel profitieren. Von Scheinfreundinnen über arrangierte Ehen bis hin zu organisierten geheimen Treffen sei alles dabei. „Auch Berater machen das zum Teil und haben die Spieler dann in der Hand“, so Urban.
Sein Fazit ist ernüchternd: „Früher hieß es immer, Medien und Fans seien schuld, dass sich niemand outet. Heute sind es die Ängste der Spieler und die Leute um sie herum.“ (red)