Alter Köln-Post gelöschtNach Fan-Anfeindungen: Ex-FC-Profi inzwischen Liebling bei neuem Klub

Toni Leistner klatscht nach dem Sieg von Hertha BSC in der 2. Bundesliga in Richtung der eigenen Fans.

Toni Leistner (v.) am Samstag (26. August 2023) nach dem 5:0 von Hertha BSC gegen Greuther Fürth. Der neue Berliner Kapitän hat sich längst auch mit den Fans versöhnt.

Toni Leistner hat sich binnen zwei Monaten vom Buhmann zum Fan-Liebling bei Hertha BSC gemausert. Auch sportlich lief es mit dem früheren Kölner als Kapitän wieder aufwärts.

von Béla Csányi (bc)

Achterbahnfahrt der Gefühle für Innenverteidiger Toni Leistner (33) bei Hertha BSC. Erst seit rund acht Wochen steht der frühere Abwehrspieler des 1. FC Köln beim Hauptstadt-Klub unter Vertrag, und schon jetzt hat er in Berlin mehr erlebt als auf vorigen Stationen in einer ganzen Saison.

In den ersten Tagen hätte es nicht schlimmer kommen können, dann gab es auch sportlich einen Fehlstart. Nach Anfeindungen, gebrochener Nase und der Berufung zum Kapitän ist Leistner schon nach seinem zweiten Hertha-Monat zum plötzlichen Fan-Liebling aufgestiegen.

Toni Leistner sorgt für Fan-Trendwende bei Hertha BSC

Ein Rückblick: Als Leistner am 7. Juli 2023 in Berlin vorgestellt wird, kommt schnell Kritik aus der Fan-Szene am neuen Abwehr-Stabilisator auf. Leistner hatte in der Vergangenheit bei Stadtrivale Union gekickt (119 Spiele von 2014 bis 2018) und sich mit den Eisernen voll identifiziert.

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Schon weit nach seinem Abgang schrieb er im Februar 2020 infolge eines fulminanten 5:0-Sieges mit dem 1. FC Köln bei Hertha zu einem Instagram-Foto vielsagend: „Berlin ist Rot-Weiß“. Ein klarer Seitenhieb auf den blau-weißen Stadtrivalen, dem die Eisernen seitdem längst den Rang abgelaufen haben.

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Als Leistner am 10. Juli zum ersten Mal bei Hertha auf dem Trainingsplatz stand, erwartete ihn dort ein eindeutiges Banner der aktiven Fanszene. Darauf zu lesen: „Leistner, verpiss dich aus unserem Verein.“ Der Name Leistner war in roten Lettern geschrieben, das unmissverständliche „unserem“ in blauen.

Wie reagierte der ungebetene Gast? Mit Leistung! „Ich bin mit dickem Fell hier angekommen. Ich lasse mein Herz auf dem Rasen, das wird offenbar honoriert“, freute er sich am Sonntag (27. August 2023) in der „Bild“ über den Turnaround. Denn inzwischen hat Leistner nicht nur die Kapitänsbinde am Arm, sondern auch die Fans des Klubs auf seiner Seite.

Toni Leistner feiert erfolgreiche Kapitäns-Premiere bei Hertha BSC

Zunächst konzentrierte sich Leistner voll auf seine Abwehr-Arbeit, gehörte trotz des schwachen Starts mit anfangs drei Niederlagen zu den wenigen Leistungsträgern im Team von Trainer Pal Dardai (47). Als die Berliner beim Hamburger SV 0:3 untergingen, spielte die Abwehr-Kante trotz gebrochener Nase weiter, verschaffte sich damit reichlich Respekt auf den Rängen.

Toni Leistner nach erfolgreicher OP an seiner gebrochenen Nase.

Toni Leistner nach erfolgreicher OP an seiner gebrochenen Nase.

Und weil Leistner sich zwischenzeitlich mit Fan-Vertretern traf, seine Identifikation mit der Hertha demonstrierte und den alten FC-Post von seinem Instagram-Profil entfernte, wurde auch seine Ernennung zum Kapitän nach dem Weggang von Marco Richter (25) in der vergangenen Woche klaglos akzeptiert.

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Vor dem Heimspiel gegen Greuther Fürth am Samstag, das Hertha durch ein rauschendes 5:0 den dringend benötigten Befreiungsschlag ermöglichte, gab es bei der Durchsage der Aufstellungen sogar Sonder-Applaus für den neuen Berliner Chef.

Der lief wegen seiner gebrochenen Nase mit Spezial-Maske auf und hielt hinten den Laden dicht. Die emotionalen Wunden sind in Berlin damit schon wieder geheilt, auch tabellarisch machte die Wende gegen Fürth Hoffnung. Die gesamte Hertha-Familie hofft jetzt, dass Leistner als Kapitän künftig auch zum Gesicht des sportlichen Erfolgs wird.