Frauen-WMDebakel: Superstar Marta erlebt Tiefpunkt – und zeigt dabei ihr wahres Gesicht

Bei ihrem sechsten WM-Anlauf hat sich Frauenfußball-Ikone Marta mit dem enttäuschendsten Ergebnis verabschiedet: Vorrunden-Aus. Beim bitteren Abgang wahrte die frühere Weltfußballerin aber ihr Gesicht.

von Béla Csányi (bc)

Ausgerechnet das letzte ihrer 23 (!) Spiele bei Fußball-Weltmeisterschaften war für Superstar Marta das wohl bitterste. Als Brasilien unbedingt ein Tor für die K.o.-Runde brauchte und verzweifelt anrannte, wurde die sechsmalige Weltfußballerin in den Schlussminuten ausgewechselt. Fast schon Majestätsbeleidigung.

So machtlos wie beim 0:0 gegen Jamaika (2. August 2023) dürfte sich die Brasilianerin in ihrer langen und erfolgreichen Karriere selten gefühlt haben. Auch wenn mit inzwischen 37 Jahren und nach einem Kreuzbandriss die Kräfte schwinden, hätte sich Marta in den letzten Turnier-Minuten der Selecao gerne auf dem Platz gegen den unrühmlichen Abschied gestemmt.

Marta verabschiedet sich auf der Ersatzbank von der Frauen-WM

„Brasilien macht Schluss mit Martas Traum“, titelte die Zeitung „Folha do Sao Paulo“ gleich nach Schlusspfiff verbittert. Auch wenn die Frauenfußball-Ikone das Turnier nur als Ergänzungsspielerin begonnen hatte und erst gegen Jamaika ihr Startelf-Debüt feierte, hatte sie bis zuletzt gehofft, zum Abschluss doch noch ihren ersten WM-Titel feiern zu dürfen. 

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Vom fehlenden „i-Tüpfelchen“ in Martas großartiger Karriere sprach auch ARD-Expertin Nia Künzer (43) in ihrer Analyse zum sensationellen Vorrunden-Aus für einen der großen Favoriten. Der hatte im ersten Spiel noch gegen Außenseiter Panama (3:0) begeistert und einen der schönsten Treffer des Turniers erzielt. Damals, wie nun auch in der Schlussphase gegen Jamaika, nur Zuschauerin: Altmeisterin Marta.

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Als sie bei einem Dreifach-Wechsel in der 81. Minute vom Feld musste, sprach sie den drei Jokerinnen Geyse (25), Andressa Alves (30) und Duda Sampaio (22) noch mal Mut zu, litt anschließend von draußen mit, wo sie immer wieder von den TV-Kameras ins Visier genommen wurde.

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Während die Kolleginnen neben ihr noch versuchten, den ersehnten Treffer mit lautstarken Anfeuerungsrufen irgendwie herbeizuschreien, verfolgte Marta ihren Abgang von der großen Fußball-Bühne in sich zusammengesunken und still auf der Bank. Als der Abpfiff ertönte, mischten sich dann auch Tränen in die versteinerte Miene.

Marta nach Brasiliens WM-Aus im Gespräch mit Jamaika-Star Khadija Shaw.

Marta nach Brasiliens WM-Aus im Gespräch mit Jamaika-Star Khadija Shaw.

Sekunden später zeigte Marta dann aber doch ihr wahres Gesicht – und ihre ganze Größe: Arm in Arm sprach sie herzlich mit Jamaikas Nationaltrainer Lorne Donaldson. Anschließend herzte sie dessen Ausnahmekönnerin Khadija Shaw (26), die ihrem Vorbild Respekt zollte und zum Dank aufmunternde Worte für den weiteren Turnierverlauf erhielt. 

Nach der sportlichen Enttäuschung trat Marta daher nicht als strahlende Siegerin oder sogar – wie erträumt – als Weltmeisterin ab. Als große Sportsfrau, die ihren Werten auch in der Niederlage treu bleibt, wahrte sie aber auch zum Abschluss ihrer WM-Laufbahn ihr Gesicht.