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Trotz Aufstieg von Viktoria KölnFortuna-Duo: Wir bleiben die Nummer zwei der Stadt

Fortuna: Stratos-Bruns-Besuch

Fortuna-Trainer Thomas Stratos und Geschäftsführer Benjamin Bruns besuchten die Express-Redaktion.

von Frank Neußer (neu)

  • So will Trainer Thomas Stratos spielen lassen
  • So verliefen die Gespräche mit Investor Michael W. Schwetje über die Markenrechte
  • So teuer wird die Dauerkarte bei Fortuna Köln
  • So denkt das Fortuna-Duo über den Aufstieg der Viktoria

Köln – In der Südstadt hat eine neue Zeitrechnung begonnen: Michael W. Schwetje (52) ist nicht mehr der starke Mann bei Fortuna Köln, nun versuchen Benjamin Bruns (39) als Geschäftsführer und Thomas Stratos (52, Lesen Sie hier alles über die Präsentation des Coaches) als Trainerden Traditionsverein wieder in die richtige Bahnen zu lenken. Das Fortuna-Duo war beim EXPRESS zum Redaktionsbesuch.

Wie waren die ersten Tage mit der neuen Mannschaft?

Stratos: Der Respekt ist noch sehr groß. Die Jungs sitzen im Raum und beobachten mich. Wenn ich etwas sage, schauen sie mich ganz groß an. Aber sie stellen keine Fragen. Vielleicht werden die Jungs bald entspannter und ruhiger, denn derzeit sind sie noch sehr aufgeregt, aber auch sehr motiviert. Das ist zwar ein gutes Zeichen, aber sie müssen demnächst auch mal lockerer werden und auch mal lachen.

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Wie groß ist für Sie die Herausforderung, eine komplett neue Mannschaft aufzubauen?

Stratos: Bei  meiner Trainerstation in Regensburg standen zum Auftakt nur vier Spieler unter Vertrag. Das war ähnlich wie bei Fortuna. Nur Köln ist natürlich eine Stadt, die zieht. Es ist einfacher als in Regensburg. Bei Fortuna ging es jetzt gut und schnell voran.

Sie haben derzeit ein recht junges Team zusammengestellt…

Stratos: Das Ziel war, dass wir viele Spieler bis 25 Jahre einbauen und dazu einige erfahrene Akteure. Die Mischung passt. Mit Roman Prokoph und Lars Bender haben wir Leute dabei, die die Mannschaft führen können.  Wir suchen, inklusive eines Torwartes, noch drei Spieler: Einen jungen Innenverteidiger und einen Mann für links hinten.

Haben die Spieler in den ersten Wochen schon das „Fortuna-Gen“ aufgesogen?

Stratos: „Fortuna-Gen“ ist schwierig zu sagen. Ich weiß, dass die Spieler deshalb hier hinkommen. Somit haben sie das ja schon, weil sie den Verein interessant finden. Der Rest entwickelt sich. Im Moment haben sie nur die Vorbereitung mit schlafen, essen, trinken, erholen und Training im Kopf, denn wir haben zweimal am Tag hart gearbeitet.

Was hat den Reiz ausgemacht, dass Projekt Fortuna quasi sportlich im Alleingang anzunehmen?

Stratos: Ich war vor einigen Wochen schon im Südstadion. Köln ist nicht nur von der Stadt, sondern auch vonseiten des Vereins sehr interessant. Ich hatte zudem überragende Gespräche mit den neuen Verantwortlichen. Wir wollen etwas aufbauen, das auch Spaß macht. Jetzt darf ich den zweitschönsten Job ausführen, nachdem ich Profispieler war. Ich habe als Kind Fußball gespielt, jetzt darf ich als Erwachsener immer noch Fußball trainieren – und ich freue mich auf diesen tollen Job.

Was erwartet Sie von sich und dem Team?

Stratos: Ich erwartete erst mal von mir und meinen Jungs, dass wir attraktiven Fußball spielen. Natürlich ist das mit Toren verbunden. Das zweite ist, dass wir in der Tabelle immer bei den Top Fünf dabei sein wollen. Dafür muss aber alles zusammenpassen. Wir werden das Maximale herausholen und versuchen, von vorne herein alles richtig zu machen.

Wo sehen Sie ihre Mannschaft im Vergleich zu den anderen Regionalligisten?

Stratos: Das Ziel wird sein, schnell eine Einheit zu werden. Nicht die besten Einzelspieler, sondern das beste Team gewinnt die Spiele. Wir müssen als Team von hinten nach vorne und von vorne nach hinten funktionieren. Wir müssen in der Lage sein, dem Gegner unseren Fußball aufzudrücken. Das wird nicht immer klappen.

Wer sind die Favoriten auf die Meisterschaft?

Stratos: Essen ist klar. Oberhausen, Rödinghausen, Aachen werden sich zeigen. Es werden einige versuchen – und wir wollen dabei sein. Die Liga ist super interessant und ausgeglichen. 

Vergangenes Jahr kamen gegen Kaiserslautern oder 1860 München viele Fans ins Südstadion. In der Regionalliga gibt es viele Spiele gegen Zweitvertretungen. Besonders auswärts wird dann nicht viel los sein. Muss man da die Spieler eher über die Motivationsschiene erreichen?

Stratos: Ich habe da eine  andere Meinung. Ich habe das in Wiedenbrück erlebt. Als wir gegen Schalke gespielt haben, war damals Joel Matip dabei. Der spielt nun in  Liverpool und hat die Champions League gewonnen.  Wenn Schalke kommt, wird es eine super interessante Partie. Da könnte ein Star von morgen mitspielen oder ein Bundesliga-Profi.

Der FC überstrahlt alles, dahinter stand bis jetzt die Fortuna. Befürchten Sie, dass die Viktoria durch den Aufstieg ihren Verein überholt?

Bruns: Ich sehe nicht, dass wir durch den Aufstieg der Viktoria unseren Standpunkt als Nummer zwei in der Stadt verloren haben. Man muss sehen, wie die sich entwickeln. Wenn sie allerdings noch einmal aufsteigen würden, wäre das noch einmal eine andere Nummer. 

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Stratos: Darüber denke ich nicht nach. Ich sehe den FC und freue mich, dass sie da wieder sind, wo sie hingehören. Viktoria hat es nach Jahren geschafft, in die Dritte Liga zu kommen. Das ist das Ziel, das wir auch haben. Und wenn es geht, so schnell wie möglich. Aber zunächst interessiert mich das erste Spiel. 

Wie wollen Sie den Verein nach dem Abstieg auf Kurs bringen? 

Bruns: Das Grundproblem war, dass wir eine Zweiteilung aus Verein und GmbH hatten. Wir waren nach außen hin nicht eine Fortuna. Wir haben uns Dienstag bei einem Treffen mit rund 120 Fans eingeschworen und möchten zu unseren alten Tugenden zurück. Wir sind ein Traditionsverein, ein Klub zum Anfassen. Wir wollen wieder zeigen wie wichtig unsere Anhänger sind. Es kam sehr viel Positives zurück.

Wie wollen Sie die Fans zurückgewinnen?

Bruns:  Wir wollen transparenter sein und mit den Anhängern in einen engen Dialog treten. Die Nähe war zuletzt nicht mehr so gegeben. Wir möchten den Slogan „Stehen für einen Zehner“ wieder aufgreifen. Eine Dauerkarte für den Stehplatz werden wir für 140 Euro für 18 Begegnungen anbieten. Ich glaube, das ist sehr fair. Wir müssen uns auf das Authentische und Ehrliche besinnen. Klar ist das Stadion nicht auf dem neuesten Stand. Aber das Stadionwurst- und Kölsch-Feeling ist eine Kultgeschichte. Da möchten wir wieder hin und die Begeisterung vom Rasen auf die  Zuschauer wieder übertragen.

Trotzdem war es ein Kraftakt in kurzer Zeit, einen vernünftigen Etat auf die Beine zu stellen?

Bruns: Die Zusagen der treuen Sponsoren haben uns schon am Ende des Tages den Arsch gerettet. Das ist völlig unüblich für einen Viertligisten, dass mehr als 300 Sponsoren zu dir stehen und mithelfen. 95 Prozent sind auch nach dem Abstieg geblieben. Nur so konnten wir Thomas einen ordentlichen Kader zur Verfügung stellen.

Jetzt wurde eine neue GmbH gegründet. Kein Vertrag konnte übernommen werden.

Bruns: Das war schon ein wenig abenteuerlich. Der e.V. ist zu hundert Prozent der Eigentümer der neuen GmbH. 

Es fehlten sogar die die Markenrechte an Logo, Website und andere Rechte, die immer noch Michael W. Schwetje gehörten?

Bruns: Wir haben uns am Mittwoch beim Notar getroffen und die  Probleme zumindest dahingehend gelöst, dass er die sogenannten „Assets“ der alten GmbH an uns verkauft hat. Es geht auch weiter mit Maskottchen Fred (lacht).

Wie ist das Gespräch mit ihm verlaufen?

Bruns: Es ist professionell verlaufen. Wer Michael Schwetje kennt, weiß, dass er ein Mensch ist, der ein Unternehmen von A nach B abwickelt. Das ist keine Fußball-Romantik, sondern ganz klar wie im normalen Business abgelaufen. Wir hatten keine andere Chance und Möglichkeit, das zu tun.  Es ist uns nichts geschenkt worden. Wir sind mit einem gewissen blauen Auge davongekommen. Da ist uns schon ein kleinerer Stein vom Herzen gefallen. Wichtig ist: Wir sind schuldenfrei!

Die Hoffnungen waren da, Publikumsliebling Hamdi Dahmani doch noch zu halten …

Stratos: Ich habe sie nicht gehabt. Dafür haben ihm andere Vereine eine andere Möglichkeit gegeben. (Lesen Sie hier alles über den Wechsel von Dahmani nach Essen) Wir werden uns noch mit Maik Kegel treffen. Wenn er fit ist, könnte er wichtig sein. Aber wir müssen abwarten, wegen seines Kreuzbandrisses wird es noch zwei, drei Monate dauern. 

Werden Sie noch einmal einen Investor in den Verein bringen wollen?

Bruns: Eines muss man sagen: Wir sind dankbar für die Vergangenheit und dass wir, dank der finanziellen Hilfe von Michael Schwetje, Profi-Fußball wieder etablieren konnten. Es ist nun alles komplett auf Neustart ausgerichtet, wir haben den Resetknopf gedrückt. Aber wir wollen in unserem Zukunftsmodell keinen Investor mehr haben.