KommentarZoller-Fiasko und viele Fortuna-Volltreffer: Lasst die Kirche in Düsseldorf!

Sport-Vorstand Klaus Allofs und Cheftrainer Daniel Thioune stehen beim Testspiel Fortuna Düsseldorfs gegen Twente Enschede an der Seitenlinie.

Fortuna Düsseldorfs Sport-Vorstand Klaus Allofs (l.) und Cheftrainer Daniel Thioune haben im Transfer-Sommer am Kader gefeilt. Das Foto zeigt beide am 8. Juli 2022 beim Testspiel gegen Twente Enschede.

Hinter Fortuna Düsseldorf liegt ein herausfordernder Transfer-Sommer. Es gab viel Kritik. Doch die Verantwortlichen haben einen guten Job gemacht. Ein Kommentar.

von Anton Kostudis (kos)

Der geplatzte Deal mit Simon Zoller war für Fortuna Düsseldorf die große Transfer-Enttäuschung des Sommers. Es hagelte viel Kritik. Doch die Sport-Bosse Klaus Allofs und Christian Weber haben einen starken Job gemacht, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Für viele Fußball-Fans ist die Transfer-Phase fast schon nervenaufreibender als die Saison an sich. Wer geht? Wer kommt? Welche Kracher und Schnäppchen werden an Land gezogen? Und welche Ladenhüter gehen möglichst gewinnbringend über den Tisch? Spannung pur. Und keine Frage: Jeder Fan hat seine eigenen Wünsche und Träume.

Fortuna Düsseldorf: Transfer-Fiasko bei Simon Zoller

Diese allerdings platzen natürlich sehr gern einmal. Und auch bei Fortuna Düsseldorf sorgte das Wechsel-Geschehen für reichlich Gesprächsstoff.

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Die zweifellos spektakulärste Düsseldorfer Transfer-Pleite dieses Sommers: der gescheiterte Deal mit Stürmer Simon Zoller. Der Angreifer war quasi schon Düsseldorfer, der Medizincheck absolviert und die Verträge auf dem Tisch. Doch weil Fortunas Aufsichtsrat die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen länger ausloten musste, der Wunsch-Stürmer aber zügig Klarheit wollte, stürmt Zoller nun für Liga-Rivale St. Pauli. Verdammt ärgerlich, ohne Frage!

Seitdem wurde viel geschrieben, gespottet und geunkt. Was viele vermeintliche Experten, aber auch Anhängerinnen und Anhänger der Rot-Weißen dabei in erstaunlich naiver Art ausblenden: Fortuna ist nach wie vor ein klammer Verein. Und: Das Zoller-Fiasko rückt die herausragende Arbeit der Sport-Bosse Klaus Allofs und Christian Weber in ein völlig falsches Licht.

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Denn Fakt ist: Alle Neuverpflichtungen, die im Sommer geholt wurden, haben sich als Glücksgriff erwiesen. Yannik Engelhardt beispielsweise, aus der dritten Liga gekommen, diktierte in den vergangenen beiden Spielen das rot-weiße Mittelfeld. Nicht nur Coach Daniel Thioune und seine Teamkameraden, sondern auch die Presse schwärmt seitdem vom jungen Strategen. Platzhirsch Marcel Sobottka? Wird es schwer haben, seinen Platz zurückzuerobern.

Griechen-Trickser Christos Tzolis wiederum kam mit dem Ruf des gescheiterten Super-Talents nach Düsseldorf. Seine Bilanz bisher: vier Pflichtspiele, vier Tore. Ein Leih-Deal, der bislang als absoluter Volltreffer bezeichnet werden muss.

Dann ist da noch Isak Johannesson, den Allofs und Weber per Leihe vom dänischen Champions-League-Teilnehmer FC Kopenhagen loseisten. Heute ist klar: Der linke Fuß des Isländers ist womöglich der beste der Liga. Und im zarten Alter von 20 Jahren spielt Johannesson derzeit auf, als wäre er schon seit zehn Jahren Zweitliga-Profi. Beeindruckend!

Aber auch Holland-Hüne Vincent Vermeij liefert. Viele hatten gezweifelt, ob der Angreifer auch in der zweiten Liga funktioniert. Eine Frage, die sich mittlerweile verbietet. Allein wer die Performance des Sturm-Schlakses im Spiel gegen den KSC verfolgt hat, sollte nun eines Besseren belehrt sein. Dass der Niederländer seinem einzigen Saison-Tor noch weitere hinzufügen wird, steht außer Frage.

In Karol Niemczycki holten die Düsseldorfer Sport-Bosse zudem einen starken Back-up für den bislang überragenden Stamm-Keeper Florian Kastenmeier. Ein Deal, den viele mit einem Schulterzucken hinnahmen, der aber perspektivisch noch Gold wert sein kann – und auch wird. Und auch Flügel-Rakete Dennis Jastrzembski hat in wenigen Minuten bereits angedeutet, wie wertvoll er für das Düsseldorfer Offensivspiel sein kann.

Hinter Fortuna Düsseldorf liegt erfolgreicher Transfer-Sommer

Fazit: Allofs und Weber haben am Ende aus sehr wenig sehr viel gemacht. Nur für Engelhardt, Niemczycki und Jastrzembski wurden Ablösen fällig. Die Gesamtsumme dürfte sich im Bereich von anderthalb Millionen Euro bewegen. Gleichzeitig erwirtschafteten die Sport-Bosse durch die Verkäufe von Elione Fernandes, Christoph Klarer und Kristoffer Peterson ein deutliches Einnahme-Plus. „Wir müssen die wirtschaftlichen Bedingungen nicht nur im Blick behalten, sondern sie auch verbessern“, hatte Allofs zuletzt betont. Das ist gelungen!

Fortuna Düsseldorf

Die Noten zum Spiel gegen den Karlsruher SC

1/17

Clever außerdem: Im Falle von Johannesson und Tzolis hielten sich die Verantwortlichen mit einer Kauf-Klausel eine feste Verpflichtung offen – diese könnten im Falle eines tatsächlichen Bundesliga-Aufstiegs dann auch finanziell möglich sein.

Was viele aktuell vergessen: Fortuna schlägt nach wie vor eine horrende Millionen-Miete für die Heim-Arena ins Kontor. Zudem schwinden die TV-Einnahmen mit jedem Jahr in der Zweitklassigkeit weiter. Die Klub-Kasse ist daher alles andere als prall gefüllt.

Dennoch rangieren die Rot-Weißen nach fünf Spieltagen im Unterhaus auf Platz vier – und haben die Top-Plätze im Blick. Sportlich ist also alles drin. Auch ohne Simon Zoller. Womit jedem Fortuna-Fan klar sein sollte: Man sollte die Kirche dann auch mal in Düsseldorf lassen.