Kommentar zum Fan-EklatFeiger Flaschenwurf verdirbt Fußball-Fest: Fortuna, bitte handeln!

Kaiserslauterns Ragnar Ache hält sich den Kopf nach dem Flaschenwurf im Spiel bei Fortuna Düsseldorf.

Schlimme Szene beim Spiel von Fortuna Düsseldorf gegen den 1. FC Kaiserslautern: Gäste-Stürmer Ragnar Ache wurde in Halbzeit eins von einer Flasche am Kopf getroffen.

Fortuna Düsseldorf hat bei der Freispiel-Premiere in der 2. Bundesliga gegen den 1. FC Kaiserslautern ein furioses Comeback hingelegt. Doch der 4:3-Heimsieg wurde überschattet. Ein Kommentar.

von Anton Kostudis (kos)

Die Premiere von „Fortuna für alle“ hat mit einem spektakulären 4:3-Heimsieg für Fortuna Düsseldorf gegen den 1. FC Kaiserslautern geendet. Doch mehrere Fan-Eklats überschatteten die Freispiel-Premiere in der Merkur-Spiel-Arena. Was nun geschehen muss, ist für unseren Autor klar. Ein Kommentar.

Endlich „Fortuna für alle“! So viele Monate haben die Rot-Weißen ihrer großen Freispiel-Premiere entgegengefiebert. Volle Hütte, Flutlicht, Riesen-Spektakel. Und am allerliebsten auch ein Sieg vor stattlicher Heim-Kulisse. Das war die Hoffnung aller Beteiligten für das geschichtsträchtige Datum. Und tatsächlich: Was sich am Samstagabend im Zweitliga-Hit gegen Kaiserslautern vor 52.000 Zuschauerinnen und Zuschauern abspielte, hatte ohne Frage historische Tragweite.

Fortuna Düsseldorf: Furioses Comeback gegen Kaiserslautern

Allerdings nur auf dem Rasen.

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Dort leistete sich Daniel Thiounes Truppe zwar einen kompletten Fehlstart in die Partie und lag nach etwas mehr als einer halben Stunde 0:3 hinten, kam dann aber umso fulminanter zurück. 4:3! Was ein Wahnsinn. Eine legendäre Aufholjagd, elektrisierend, mitreißend und in dieser Form wohl nahezu einmalig. Sieben Tore, ein Mega-Comeback, Drama pur – Düsseldorfer Fußball-Herz, was willst du mehr?

Nun, was viele Fußball-Fans jedenfalls nicht wollen, sind jene hässlichen Szenen, die sich am selben Abend ebenfalls in der Düsseldorfer Arena ereigneten. So wurde Lautern-Stürmer Ragnar Ache beim Torjubel von einer halbvollen Plastikflasche am Kopf getroffen. Später sorgten heftig detonierende Böller aus dem Fortuna-Block für Schreck-Momente. Fortuna für alle? Ja! Aber bitte nicht für Vollidioten!

Fortuna Düsseldorf

Die Noten zum Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern

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Klar: Seit vielen Jahren ist es ohnehin gängige Unart geworden, dass Menschen in Fußball-Stadien Dinge von der Tribüne auf den Rasen werfen. Bierbecher, Feuerzeuge, Münzen. Oder eben halbvolle Plastikflaschen. Aus der Anonymität der Masse heraus und mit ordentlich Schaum vor dem Mund ist die Hemmschwelle für so manchen offenbar erschreckend niedrig. Das Traurige: Vielen im Stadion nötigt das mittlerweile nur noch ein Schulterzucken ab. Auch in Düsseldorf konnte der Täter nicht direkt dingfest gemacht werden. Dabei hatte Stadionsprecher André Scheidt unmittelbar nach dem Vorfall über die Arena-Lautsprecher dazu aufgerufen, Zivilcourage zu zeigen und den Flaschen-Chaoten anzuzeigen. Es geschah leider nicht.

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Die erste Frage ist natürlich: Was sind das für Menschen, die solche Dinge tun? Sie ist relativ einfach zu beantworten: Sie sind heimtückisch, niederträchtig und auch feige. Und sollten nie wieder in ihrem Leben einen Fuß in ein Fußball-Stadion setzen dürfen. Schmeißen diese Menschen eigentlich auch Blumentöpfe vom Balkon, wenn ihnen die Studenten-Gruppe vor dem Kiosk gegenüber zu laut ist? Werfen sie mit Konservendosen nach anderen, wenn es für sie im Supermarkt in der Schlange zu lange dauert? Was kommt als Nächstes?

Fortuna Düsseldorf: Schlimmer Fan-Eklat bei Gratis-Premiere

Die zweite Frage ist: Wie gehen alle Beteiligten damit um und welche Konsequenzen werden gezogen? Fortuna-Pressesprecher Tino Polster hatte sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel direkt im Namen des Vereins entschuldigt. Auch Sport-Vorstand Klaus Allofs und Düsseldorf-Profi Emmanuel Iyoha verurteilten die Taten scharf. Cheftrainer Thioune schloss sich an.

Und sonst? Kam leider nicht viel. Ein ausführliches Statement? Fehlanzeige. Der Flaschenwurf wurde im offiziellen Spielbericht auf der Fortuna-Website nicht mal mit einem Wort erwähnt. Ebenso wenig an selber Stelle im obligatorischen Stimmen-Sammler aus der Mixed Zone – obwohl die Medienvertreter dort mehrfach nachgefragt und auch Antworten erhalten hatten. Dafür war die Aktion dem Klub in den „Fünf Notizen zum Spiel“ immerhin vier Sätze wert. Via Social Media erklärte Fortuna zudem: „51.999-mal Danke für diesen Fußball-Abend. Und einmal Schäm dich und hoffentlich sehen wir dich nie wieder im Stadion.“ In einem vorherigen Post hatten die Düsseldorfer den Flaschenwerfer zudem unumwunden als „Vollidioten“ bezeichnet. Richtig so!

Zur Wahrheit gehört aber auch: Jene Menschen, die vor und während des Spiels im Fortuna-Block Pyrotechnik zündeten und auch Böller explodieren ließen, wurden dabei nicht angeprangert. Obwohl sie der chronisch klammen Fortuna mit ihren Aktionen – unabhängig vom Flaschenwurf – weitere empfindliche Strafen eingebrockt haben. Und „ihrem“ Verein wieder einmal vermeidbaren Schaden zufügten. Ist das von Klub-Seite konsequent? Nun ja …

Und was machen eigentlich die Fortuna-Stars? Die bedienten nach dem Comeback-Wahnsinn natürlich ebenfalls fleißig ihre Social-Media-Kanäle. Kritische Wortmeldungen finden sich dabei aber ebenfalls nirgends. Dafür gibt es viele Jubel-Bilder und andere Glückseligkeiten zu sehen und zu lesen. Klare Kante? Fehlanzeige.

Aber: Sollten Fußball-Profis sich eigentlich überhaupt zu solchen Vorfällen äußern und Stellung beziehen? Die Antwort: Ja, das sollten sie! Denn wer jahrelang gebetsmühlenartig vom „zwölften Mann“ schwärmt, der sitzt am Ende mit im Boot. Oder sind das doch alles nur Floskeln?

Fortuna Düsseldorf kommt um Spielabbruch herum

Was sich alle bei den Rot-Weißen vor Augen halten sollten: Eine ähnliche Aktion hatte zuletzt in Bochum zu einem Spiel-Abbruch und letztlich einer Niederlage am grünen Tisch geführt: Im März 2022 wurde im Pokalspiel gegen Gladbach der Schiedsrichter-Assistent von einem Becher getroffen. Dieses Fiasko ist nun nicht eingetreten. Zum Glück: Es wäre wohl der frühe Todesstoß für das revolutionäre Freispiel-Konzept gewesen. So bleibt „nur“ ein bitterer Beigeschmack …

Fakt ist: Die Geschehnisse in Düsseldorf dürften neue potenzielle Partner für „Fortuna für alle“ erst einmal auf Abstand halten. Partner, die der Klub für seine revolutionären Pläne allerdings dringend benötigt. Eines ist damit klar: Fortuna sollte nicht nur alles daran setzen, den Flaschenwerfer zu identifizieren und hart zu sanktionieren – sondern dem Thema auch augenblicklich öffentlich die Präsenz einzuräumen, die ihm gebührt. Schonungslos, transparent und konsequent.