Zweitliga-GipfelExperten-Kritik an HSV und Hertha – Trainer-Legende nennt Düsseldorf als Meister

Klaus Allofs mit Ewald Lienen und Torsten Mattuschka beim Sky-Talk.

Fortunas Sportvorstand Klaus Allofs (M.) äußerte sich am Donnerstag (20. Juli 2023) neben Ewald Lienen und Torsten Mattuschka beim Sky-Talk zum Zweitliga-Start.

Große Namen und viel Tradition. Der Saisonstart in der 2. Fußball-Bundesliga wird mit Spannung erwartet. Vor dem Auftakt äußerten sich drei Experten zu den Vereinen und den Zielen.

von Marcel Schwamborn (msw)

Sieben Vereine, die sich unter den besten 18 der ewigen Bundesliga-Tabelle befinden. 13 Klubs, die in ihrer Geschichte bereits Deutsche Meisterschaften feiern konnten. Die 50. Saison der 2. Bundesliga verspricht mit vielen Traditionsvereinen spannende Begegnungen.

Bevor das erste von 306 Spielen angepfiffen wird, trafen sich Trainer-Legende Ewald Lienen (69), Fortuna Düsseldorfs Sportvorstand Klaus Allofs (66), Ex-Profi Torsten Mattuschka (42) und Moderator Stefan Hempel (49) am Donnerstag (20. Juli 2023) in der Sportsbar „Zum goldenen Fass“ in Düsseldorf zum großen Sky-Talk. EXPRESS.de dokumentiert die interessantesten Aussagen.

Klaus Allofs: „Schaue mit großen Augen auf Schalke“

Welche Vereine sind die Top-Favoriten?

Alles zum Thema 2. Fußball-Bundesliga

Ewald Lienen: Den absoluten Top-Favoriten gibt es nicht. Nicht nur Hertha, Schalke und der HSV machen den Aufstieg unter sich aus.

Torsten Mattuschka: Ich bin mir sicher, dass der HSV, Schalke, Hertha, Hannover, St. Pauli, Nürnberg und Düsseldorf intern vom Aufstieg träumen. Schalke ist der Favorit. Sie haben eine ganz andere Genese als vor zwei Jahren, haben sich extrem gut im Mittelfeld verstärkt und sind fast auf jeder Position doppelt gut besetzt. Dazu kommen die unfassbaren Fans.

Klaus Allofs: Sie sind sicher Favorit. Man schaut ohne Groll, aber schon mit großen Augen nach Schalke. So etwas wie dort ist bei uns leider nicht möglich. Wir machen das, was finanziell möglich ist. Dabei müssen wir Geduld haben und abwarten, was in den anderen Klubs passiert. In den nächsten Wochen wird was geschehen. Und dann ist der Moment für uns, zuzuschlagen. Wir suchen noch Spieler für die linke und rechte Außenbahn sowie einen Stürmer.

Ewald Lienen: Ich sage, Fortuna wird mit großem Abstand auf die Nichtaufstiegsplätze Meister, vor St. Pauli und Hannover. Auch wenn die Fortuna wichtige Spieler verloren hat, sollte sich Kontinuität und Seriosität auszahlen.

Wie sieht Fortuna die Saison?

Klaus Allofs: Wir wünschen uns viele Zuschauer und ganz simpel erklärt: Wir wünschen uns natürlich den Aufstieg. Aber wir wissen, dass da noch ein paar andere sind, die das auch wollen. Wir sind zwar Rheinländer, aber dennoch Realisten. Die Saison wird richtig spannend. Die Stimmung, die wir durch die „Fortuna für alle“-Aktion erzeugen wollen, soll in unser Stadion getragen werden. Vielleicht kann dadurch eine neue Zeitrechnung für die Fortuna beginnen.

Verrückte Frisuren

Fußballer mit gewöhnungsbedürftigen Haarschnitten

1/20

Was ist mit dem Hamburger SV?

Ewald Lienen: Der HSV geht in seine sechste Zweitliga-Saison. Sie haben oft nicht die Mannschaft gehabt, um auf dem Teppich zu bleiben. Nach dem 4:0-Sieg gegen St. Pauli 2019 haben sie sich schon wie ein Aufsteiger feiern lassen. Danach sind sie abgestürzt. Man kann auch als Trainer nach einem Tor in der 30. Minute nicht einen Jubellauf rund ums Stadion starten und völlig eskalieren. Durch solch ein Verhalten gebe ich der Mannschaft das falsche Signal. Tim Walter macht gute Arbeit, aber seine Emotionalität erzeugt schlechtes Karma.

Klaus Allofs: In der letzten Saison hätte ich gedacht, dass es der HSV schafft. Jetzt läuft die Zeit. Der Druck wird nicht geringer werden. St. Pauli kann aus einer komfortableren Situation heraus agieren.

Ewald Lienen über Tim Walter: „Seine Emotionalität erzeugt schlechtes Karma“

Schafft Hertha BSC den direkten Wiederaufstieg?

Ewald Lienen: Erst einmal muss ich feststellen, dass sich Hertha jahrelang redlich um den Abstieg beworben hat.

Klaus Allofs: Sie werden die 2. Liga zunächst lernen müssen. Das kann eine Zeit dauern. Ich kann nur sagen, dass es für uns einfacher ist, in die neue Saison gegen Hertha zu starten als im Vorjahr gegen Magdeburg. Da herrschte eine andere Erwartungshaltung.

Torsten Mattuschka: Hertha kann eine Bereicherung sein, wenn sie eine neue Identität entstehen lassen. Das kann ähnlich lange dauern wie beim HSV. Ich glaube nicht, dass sie es in der ersten Saison schaffen. Es ist wichtig, es in den nächsten zwei, drei Jahren zu schaffen und wieder eine Einheit mit den Fans zu werden.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Wer mischt noch oben mit?

Torsten Mattuschka: Ich habe Karlsruhe als Dritten auf meinem Zettel. Sie verfügen über viel Erfahrung, haben mit Lars Stindl einen Top-Spieler und echten Typen dazubekommen. Mit Hannover muss man auch rechnen. Auch ihre Verpflichtung von Marcel Halstenberg lässt aufhorchen.

Und wer muss zittern?

Klaus Allofs: Natürlich werden es die Aufsteiger schwer haben.

Torsten Mattuschka: Ich tippe Braunschweig, Wehen-Wiesbaden und Elversberg auf den letzten drei Plätzen. Auch Rostock und Kiel könnten Probleme bekommen.

Klaus Allofs: Strahlkraft der 2. Liga wird Auswirkungen auf Bundesliga haben

Wie groß ist die Vorfreude auf die Saison?

Klaus Allofs: Die Traditionsvereine haben eine andere Strahlkraft. Das wird Auswirkungen auf die Bundesliga haben. Durch die großen Zweitliga-Stadien wird das Fan-Verhältnis noch mehr Richtung 2. Liga kippen.

Ewald Lienen: Bei aller Freude über die Tradition in der 2. Liga dürfen wir nicht die Leistung der kleineren und vermeintlich unattraktiveren Erstligisten vergessen. Bei diesen Vereinen lässt sich keiner, der keine Ahnung vom Fußball hat, zum Präsidenten wählen, damit er große Sprüche klopfen kann. Andere Vereine sind in der Bundesliga, weil sie kontinuierlich fachlich gute Arbeit leisten.