Spektakuläres Heim-FinaleTore, Tränen & Emotionen: Fortuna erlebt rasante Abschieds-Party

Felix Klaus und Bright Arrey-Mbi im zweikampf

Felix Klaus (r.) und Fortuna Düsseldorf trafen am Zweitliga-Sonntag (21. Mai 2023) auf Hannover 96 um Bright Arrey-Mbi.

Emotionaler Fußball-Nachmittag für Fortuna Düsseldorf. Die letzte Heim-Partie der Zweitliga-Saison gegen Hannover 96 stand ganz im Zeichen des Abschieds.

von Anton Kostudis (kos)

Große Emotionen in Düsseldorf: Fortunas Heim-Finale in der 2. Bundesliga hat Fans und Klub am Sonntag (21. Mai 2023) eine echte Gefühls-Achterbahn beschert. 0:2-Rückstand gedreht, dann lange am Sieg geschnuppert, aber spät den Ausgleichstreffer kassiert: Doch nicht nur sportlich war beim spektakulären 3:3 einiges geboten.

Denn nach dem Schlusspfiff gab es dann Tränen auf dem Rasen: Für fünf Fortunen war es das letzte Stelldichein als Profi in der Merkur-Spiel-Arena: Mit minutenlangen Sprechchören wurden Rouwen Hennings (35), Dawid Kownacki (26), Michal Karbownik (22), Kwadwo Baah (20) und Ersatzkeeper Raphael Wolf (34) nach dem Schlusspfiff von den Fans gefeiert. „Man hat heute gesehen, dass manche Dinge manchmal wichtiger sind als Fußball, auch wenn sie durch Fußball erstehen“, sagte Fortuna-Cheftrainer Daniel Thioune (48).

2. Bundesliga: Fortuna Düsseldorf mit 3:3 gegen Hannover 96

Während die Verträge von Hennings und Wolf nicht verlängert werden, kehren Karbownik (Brighton & Hove Albion) und Baah (FC Watford) zu ihren Leih-Klubs auf die Insel zurück. Top-Knipser Kownacki hatte sich bekanntlich gegen einen Düsseldorf-Verbleib entschieden. Der ablösefreie Pole soll sich mit Bundesligist Werder Bremen einig sein.

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Das Fortuna-Quintett wurde nach der Partie vom Klub offiziell verabschiedet, Vorstandsboss Alexander Jobst (49), Finanzchef Arnd Hovemann (48) und Sportdirektor Christian Weber (39) nahmen die Ehrungen vor, Sport-Vorstand Klaus Allofs (66) musste nach seiner jüngsten Knie-OP noch passen. Pikant: Von den Fans gab es auch vereinzelte Pfiffe für die Klub-Bosse auf dem Rasen. Viele hatten sich wohl einen Verbleib ihres Sturm-Oldies Hennings gewünscht.

Dennoch waren es bewegende Szenen, viele der 35.512 Zuschauerinnen und Zuschauer waren auf ihren Plätzen geblieben: Sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen kullerten die Tränen. Zumindest mit Hennings gibt es für die Fortuna-Fans aber in Zukunft ein Wiedersehen: Der Kult-Stürmer und Zweitliga-Rekordtorschütze des Klubs wird nach Ende seiner aktiven Karriere als Nachwuchscoach zurückkehren. Schon während der Partie hatten die Fans den Angreifer beim Aufwärmen mit Standing Ovations gefeiert.

„Es war sehr, sehr emotional. Schon beim Warmmachen wurde es etwas schummrig in den Augen. Es ist schön, diesen Rückhalt zu spüren“, sagte Hennings. Der Angreifer ergänzte: „Wir werden alle nicht mit Luft und Liebe bezahlt. Es war leider eine sportliche Entscheidung gegen mich. Die Gespräche waren aber immer ehrlich. Wir gehen im Guten auseinander.“ Der Kult-Stürmer über seinen letzten Profi-Auftritt vor den Fortuna-Fans: „Jetzt hatte ich diesen wirklich tollen Abschied, und der wird ewig in Erinnerung bleiben.“

Fortuna Düsseldorf: Erst Pyro satt, dann Chancen-Flut gegen Hannover

Fußball wurde natürlich auch noch gespielt. Und für beide Teams herrschte vor dem Anpfiff bereits Klarheit: Während die Gäste um Coach Stefan Leitl (45) nach einer verkorksten Saison den Liga-Verbleib schon sicher hatten, war der Aufstiegszug für Fortuna endgültig abgefahren. Nach dem 2:1 des HSV gegen Fürth am Vorabend (20. Mai) war klar: Rang drei ist für Daniel Thioune (48) und seine Truppe in dieser Saison rechnerisch nicht mehr machbar. Wohl aber noch Rang vier, der im Rennen um die TV-Gelder noch Gold wert sein könnte. „Wir wollen jetzt unbedingt Vierter werden“, stellte Thioune klar.

Die Düsseldorfer Fans zünden vor Spielbeginn bengalische Fackeln.

Letztes Heimspiel für Fortuna Düsseldorf: Sowohl die Heim-Fans als auch die Anhängerinnen und Anhänger von Hannover 96 brannten beim Spiel am Sonntag (21. Mai 2023) kräftig Pyrotechnik ab.

Bevor es auf dem Rasen zur Sache ging, krachte es erst mal ordentlich auf den Rängen: Sowohl die knapp 2000 mitgereisten Hannoveraner als auch die Fortuna-Ultras hatten einiges an Pyrotechnik im Gepäck – und feuerten, was das Zeug hielt. Und weil es auch nach dem Anpfiff noch im Gäste-Block brannte, musste 96-Keeper Ron-Robert Zieler (34) die eigenen Anhängerinnen und Anhänger erst einmal zur Vernunft rufen.

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Es war der Knall-Start in eine fulminante erste Hälfte. Erst verpasste Kownacki nach gerade mal 14 Sekunden die Düsseldorfer Blitz-Führung, kurz darauf scheiterte dann Felix Klaus (30) in der fünften Minute per Direktabnahme an Zieler.

Wer dachte, ein Fortuna-Tor wäre nur eine Frage der Zeit, sah sich jedoch getäuscht. Denn plötzlich stand es 0:2 aus Düsseldorfer Sicht! Erst versenkte Cedric Teuchert (26) stark rechts unten (12.), dann legte Louis Schaub (28) mit einem satten Linksschuss nach (21.). Die kalte Dusche für Fortuna!

Fortuna Düsseldorf

Die Karriere von Rouwen Hennings

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Doch Fortuna hatte die schnelle Antwort parat: Nach einer Ecke kam die Pille im Hannoveraner Sechzehner zu Klaus, der sofort abzog. Die Volley-Rakete des Düsseldorfers schlug unhaltbar für Zieler im Netz ein (30.). Nur Augenblicke später wurde ein Kownacki-Kopfball gerade noch von der Linie gekratzt (33.). Und der Chancen-Wahnsinn ging weiter: Auf der Gegenseite musste F95-Keeper Florian Kastenmeier (25) gegen Hannovers Derrick Köhn (24) Kopf und Kragen riskieren, um das dritte Gegentor zu verhindern (40.). Teuchert ballerte die Kugel zudem noch ans Außennetz (44.). Nach 45 rasanten Minuten ging es dann in die Kabinen.

Und es ging spektakulär weiter: Nicolas Gavory (28) wurde links steil geschickt, seine scharfe Hereingabe fand in der Mitte Klaus, der ohne Mühe zum 2:2 einschob (52.). Nach seinem Treffer schnappte sich der Doppelpacker für den Jubel ein Hennings-Trikot mit der Nummer 28. Tolle Szene!

Und es herrschte weiter reger Betrieb in beiden Strafräumen: So prüfte Gavory Zieler per Gewaltschuss (56.). Aber auch Hannover blieb weiter gefährlich. Wieder scheiterte Köhn an Kastenmeier (65.). Was ein spektakulärer Schlagabtausch!

Fortuna Düsseldorf: Stadion erhebt sich für Rouwen Hennings

Nach 67 Minuten durfte dann Karbownik seine letzten Heim-Augenblicke auf dem Rasen erleben, der Pole ersetzte Mittelfeld-Jungspund Elione Fernandes (17). Und es blieb spannend: Der eingewechselte Daniel Ginczek (31) wurde frei vor Zieler gerade noch per Grätsche von Jannik Dehm (27) gestoppt (71.). Die Fortuna-Fans forderten Elfmeter, doch Schiri Michael Bacher (32) sah es anders – und lag damit wohl richtig.

Nach 74 Minuten dann der Wechsel, auf den alle gewartet hatten: Emmanuel Iyoha (25) machte Platz für Hennings, die Arena erhob sich, Zehntausende skandierten den Namen des Routiniers. Unter tosendem Applaus betrat Hennings den Rasen – und hätte kurz darauf aus kurzer Distanz fast das 3:2 erzielt (75.)! Sein Versuch ging jedoch knapp vorbei.

Doch dann explodierte das Stadion: Hennings wurschtelte im Strafraum, der Ball sprang zu Ginczek, der cool mit rechts einschoss (77.). Das Spiel war endgültig gedreht! Dann der nächste emotionale Abgang: Kownacki holte sich nach 81 Minuten seinen Applaus ab, für ihn kam Kristoffer Peterson (28). Was Kownacki sichtlich wurmte: In seinem letzten Heimspiel konnte der Angreifer seinen bislang zwölf Liga-Toren kein weiteres hinzufügen. Gefeiert wurde der Knipser trotzdem!

Den Schlusspunkt setzte dann ein Hannoveraner: Die Düsseldorfer bekamen den Ball nicht geklärt, 96-Joker Maximilian Beier (20) fasste sich ein Herz aus der Distanz – und schweißte das Spielgerät zum 3:3-Endstand neben den Pfosten (89.).

Das Ergebnis rückte allerdings schnell in den Hintergrund: Lange herzten die Fortuna-Akteure ihre scheidenden Teamkollegen auf dem Platz, Hennings verneigte sich vor der Kurve. Ohne Frage: Dieser Fortuna-Spieltag war ganz und gar nichts für schwache Nerven.