Die zweite Bundesliga-Saison ist für Aufsteiger nach geglücktem Klassenerhalt besonders tückisch. Auch auf den FC St. Pauli wartet nach einem unvermeidbaren Kader-Umbruch eine harte Spielzeit.
FC-Konkurrent in SorgeRekord durch Transfer-Millionen – aber Kader liegt in Trümmern

Copyright: IMAGO/Kirchner-Media
Sport-Boss Andreas Bornemann und Trainer Alexander Blessin krempeln im Transfer-Sommer gezwungenermaßen den Kader beim FC St. Pauli um.
von Béla Csányi (bc)
Ähnlich kometenhaft, wie es vor einem Jahr für den FC St. Pauli in die Bundesliga ging, verläuft ein Jahr später auch die Entwicklung der Transfer-Einnahmen.
Die beiden teuersten Spielerverkäufe der Klub-Geschichte haben die Kiezkicker in diesem Sommer über die Bühne gebracht – und das schon in der Anfangsphase des zwei Monate andauernden Transferfensters. Weil der Kader nach dem Klassenerhalt in der Vorsaison aber regelrecht in Trümmern liegt, gibt es am Millerntor auch Sorgen.
Großer Aderlass bei St. Pauli – und ein Rekord-Zugang
Dass der im Vorjahr geliehene Stürmer Morgan Guilavogui (27) erst für eine Rekord-Ablöse per Kaufoption fest verpflichtet wurde, St. Pauli durch eine Rückkauf-Klausel aber dennoch verlassen wird, sorgte trotz eines Transfergewinns von 1,5 Millionen Euro für große Ernüchterung bei Fans und Verantwortlichen.
Hinzugekommen sind inzwischen auch die Abgänge von Flügelstürmer Elias Saad (25/für 2 Millionen Euro zum FC Augsburg) und des neuen Rekord-Verkaufs Philipp Treu (24): Der Linksverteidiger geht für 5,5 Millionen Euro zurück zum SC Freiburg, von wo er vor zwei Jahren in den hohen Norden gewechselt war.
Nach Freiburg ging es auch wieder für den in der Rückrunde stark aufspielenden Noah Weißhaupt (23), den Pauli in der Winterpause vom SC ausgeliehen hatte. Auch die Leihe von Rückrunden-Stammkraft Siebe van der Heyden (27/RCD Mallorca) endete zum 30. Juni, in Summe sind dem Vorjahres-Aufsteiger damit schon fünf Stammkräfte weggebrochen.
Die Startelf der vergangenen Spielzeit liegt damit regelrecht in Trümmern, die Verantwortlichen müssen jetzt mindestens eine halbe Mannschaft neu besetzen und trotz größerer finanzieller Möglichkeiten auf Volltreffer beim Scouting hoffen.
Der Japaner Joel Chima Fujita (25) ist mit einer Ablöse von 3,5 Millionen Euro neuer Rekord-Zugang, er kommt aus Belgien von St. Truiden und ist trotz einer starken Saison in der Jupiler League eine Wundertüte. Das gilt auch für den jungen Österreicher Jannik Robatsch (20), der für 400.000 Euro von Erstliga-Absteiger Austria Klagenfurt geholt wurde.
Aufgestockt wird die Zugangs-Liste bislang durch die ablösefreien Transfers von Rechtsverteidiger Arkadiusz Pyrka (22/Piast Gleiwitz), Flügelspieler Mathias Pereira Lage (28/Stade Brest) und Stürmer Ricky-Jade Jones (22), der vom englischen Drittligisten Peterborough United nach Deutschland kommt. Allesamt Neuzugänge, für die der deutsche Fußball Neuland ist.
Gezwungenermaßen wagt Pauli damit einige Experimente, setzt dabei auf den guten Instinkt von Sport-Boss Andreas Bornemann (53). Nach einer verhältnismäßig sorgenfreien Spielzeit, bei der die Kiezkicker ab dem 12. Spieltag nie mehr auf einem der letzten drei Tabellenplätze gestanden hatte, sind im Umfeld dennoch wieder eine Menge Geduld und Leidensfähigkeit gefragt.
Nicht wenige Fans, das zeigten die Reaktionen bei Social Media nach den jeweiligen Abgängen, befürchten ohne die bislang bekannte Achse eine knüppelharte zweite Bundesliga-Spielzeit.