„Das war frech und bitter“Auch Kimmich und Müller sauer nach Pfiffen gegen Sané

Leroy Sané entschuldigt sich nach einer missratenen Aktion gegen Köln.

Bayern-Star Leroy Sané hatte beim Spiel gegen den 1. FC Köln am 22. August 2021 einen schweren Stand.

Leroy Sané erntet Pfiffe und hämischen Applaus. Julian Nagelsmann muss einen Problemfall beim FC Bayern München lösen. Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich an Arjen Robben erinnert.

von Marcel Schwamborn (msw)

München. Leroy Sané (25) steht schon nach dem zweiten Spieltag beim FC Bayern wieder mit dem Rücken zur Wand. Pfiffe für zahlreiche Ballverluste und hämischer Applaus bei seiner Auswechslung beim Spiel gegen den 1. FC Köln gab es von den Münchner Anhängern. Der Nationalspieler ist schon wieder der größte Problemfall im Kader des Rekordmeisters.

Julian Nagelsmann: Leroy Sané muss nun noch motivierter auftreten

Nach dem 3:2-Sieg der Bayern musste der zur Halbzeitpause ausgewechselte Sané auch noch im Münchner Regen mit den Reservisten Tempoläufe absolvieren. Julian Nagelsmann (34) weiß, welches Problem er nun lösen muss. „Die Pfiffe habe ich auch kurz wahrgenommen“, sagte der Coach. „Viele Leute, die auf der Tribüne sitzen, haben auch schon mal einen Fehler gemacht in ihrer Arbeitsstelle - da kommt der Leroy auch nicht und pfeift, wenn irgendwas nicht passt. Es bringt, glaube ich, nicht allzu viel, wenn man ihn auspfeift. Es gehört auch immer ein bisschen Respekt dazu“.

Er wolle dieses Thema in der Kabine aber nicht großartig thematisieren. Von Sané wiederum erwartet er eine engagierte Reaktion: „Demotiviert jetzt zu spielen, würde ja keinen Sinn machen. Dann würden die Pfiffe jetzt nicht weniger werden.“ Nagelsmann empfiehlt Sané vielmehr, „noch motivierter aufzutreten“. Nur Leistung hilft. „Wir müssen Leroy alle unterstützen, dass er voll in die Spur kommt, weil er ein Spieler mit herausragender Qualität ist.“

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Am Montag (23. August) äußerte sich auch Joshua Kimmich (26) zur Thematik: „Was gestern passiert ist, ist echt frech und bitter. Natürlich sind es nicht alle Fans gewesen, aber die Pfiffe waren nicht gerechtfertigt. Dass im ersten Spiel gegen einen Spieler von uns sowas passiert, finde ich nicht in Ordnung.“

Hasan Salihamidzic: Pfiffe gegen Sané gehen nicht

Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic (44) nahm Sané in Schutz: „Klar, Leroy hat kein Riesen-Spiel gemacht. Das weiß er auch, da haben wir schon drüber gesprochen. Aber trotzdem erwarten wir immer, dass die Spieler auf dem Platz von unseren Fans unterstützt werden. Wir wollen Titel für Titel mit den Fans holen“, sagte er. „Und klar dürfen die Fans unzufrieden sein, wenn wir nicht so gut spielen. Aber wir können nicht einen Einzelnen in der Allianz Arena auspfeifen lassen. Von uns wird Leroy immer geschützt. Er ist sehr ehrgeizig und will immer gut spielen. Das was gestern passiert ist, geht natürlich nicht.“

Bayern-Chef Oliver Kahn (52) stimmte den Worten zu. Der ehemalige Torwart bemerkte zudem: „Es gilt für Leroy, das wegzustecken.“ Aufgabe des Vereins sei es, „zu schauen, dass Leroy hier seine Leistung bringt“. Der Spieler müsse das aber auch wollen.

Auch Sanés Mitspieler Thomas Müller (31) sprach über die Pfiffe. „Das wollen wir nicht, das ist nicht schön. Da erwarte ich von den Fans mehr Unterstützung für uns Spieler“, sagte er Sport1. „Der Leroy hat auf jeden Fall die absolute Unterstützung von uns in der Mannschaft und ich hoffe, dass das auch auf die Ränge übertragen werden kann.“

Thomas Müller: Erwarte von den Fans Unterstützung für uns Spieler

Der Nationalspieler weiter: „Fußball ist des Deutschen liebstes Kind und natürlich auch von den Bayern-Fans. Es wird viel von uns erwartet, dafür werden wir auch groß gefeiert, wenn es gut läuft. Daher muss man es bis zu einem gewissen Maße abhaben können. Wir sind hier unter dem Brennglas der Öffentlichkeit“.

Leroy Sané scheitert mit seinem Freistoß an der Kölner Mauer.

Diesen Freistoß schoss Leroy Sané beim Spiel am 22. August 2021 in die Kölner Mauer.

Der ehemalige Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (65) erlebte die Sané-Häme auf der Tribüne. „Ich hab mich im Stadion an das Jahr 2012 erinnert. Da gab es das berühmte Finale Dahoam. Das hat mich an den todtraurigen Arjen Robben erinnert“, sagte Rummenigge bei „Bild“. „Er hatte im Finale einen Elfmeter verschossen, auch gegen Dortmund einen wichtigen Elfer.“

Nach dem Rückschlag wollte Robben die Münchner sogar verlassen, wie Rummenigge verriet. „Aber wir haben gesagt: ‚Nein das machen wir nicht.‘ Er war ein wichtiger Spieler von Bayern München. Wir haben ihn unterstützt. Jupp Heynckes hat ihn als Trainer aufgebaut. Er war extrem ehrgeizig. Das Ergebnis: Gegen Dortmund war er ein Jahr später im Champions-League-Finale der Matchwinner.“

Hermann Gerland, Otto Rehhagel und Karl-Heinz Rummenigge auf der Tribüne der Allianz Arena.

Bayerns Ex-Boss Karl-Heinz Rummenigge mit Hermann Gerland und Otto Rehhagel beim Spiel gegen den 1. FC Köln am 22. August 2021.

Nun steckt Sané in der Zwickmühle. Gegen Köln gelang dem Flügelspieler fast nichts. „Erstmal hat es mir nicht gefallen“, sagte der Ex-Boss zu den Pfiffen. „Ich habe Mitleid mit ihm. Er bemüht sich, hat aber kein Selbstvertrauen. Er hat keine gute EM gespielt. Mit seiner Ablöse und dem Gehalt kommt die Kritik der Fans langsam hoch“, so Rummenigge.

Serge Gnabry und Jamal Musiala drehten auf

Wie es auch anders gehen kann, demonstrierte Serge Gnabry (26). Der Sané-Kumpel legte ebenfalls eine schwache erste Halbzeit hin, drehte dann aber total auf. „Serge hat einen unglaublich guten Abschluss. Es ist gut, dass er sich das zutraut und seine gute Schusstechnik auch zeigt“, sagte Nagelsmann.

Und für Sané kam Jamal Musiala (18) in die Partie – und sorgte gleich für Schwung. Mit einem famosen Sololauf bereitete der Nationalspieler das erste Tor von Lewandowski vor. Ein „offensiv herausragendes Spiel“, urteilte dazu sein Coach.