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Vor Pokal-ViertelfinaleSky-Expertin Julia Simic findet kritische Worte zum Frauenfußball

Julia Simic steht mit einem Sky-Mikrofon am Spielfeldrand.

Julia Simic (hier am 18. Februar 2023) wird als Sky-Expertin die Viertelfinal-Begegnungen im DFB-Pokal begleiten.

Die Viertelfinal-Partien im DFB-Pokal der Frauen werden erstmals in einer Konferenz übertragen. Julia Simic ist die TV-Expertin. Sie schätzt die Lage im Frauenfußball im Interview ein.

von Marcel Schwamborn (msw)

Das Viertelfinale im DFB-Pokal der Frauen steht an. Welche beiden Teams lösen am Ende das Ticket für das Endspiel im Kölner Rhein-Energie-Stadion am 18. Mai 2023?

Bei der Live-Übertragung der vier Begegnungen am Dienstag (28. Februar) kommt es zu einer Premiere. Sky überträgt nicht nur alle vier Einzelspiele des Viertelfinals live, sondern zeigt erstmals überhaupt im deutschen Fernsehen eine Frauenfußball-Konferenz.

Julia Simic: „Es ist schwer, den VfL Wolfsburg zu schlagen“

Um 18 Uhr wird unter anderem die Partie des 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg angepfiffen. Die ehemalige National- und Bundesliga-Spielerin Julia Simic (33) kommt beim Pokal-Abend als Expertin zum Einsatz. EXPRESS.de sprach mit der viermaligen Pokalsiegerin.

Alles zum Thema Fußball-Frauen

Der VfL Wolfsburg hat den Pokal zuletzt achtmal in Folge gewonnen. Ist das Team zu schlagen? Julia Simic: Man fragt sich schon, wer die stoppen soll. Die größte Chance haben sicher die Bayern. Aber wenn man jetzt sieht, wie souverän der VfL auch die Liga dominiert und in der Champions League auftritt, dann bin ich skeptisch. Ewa Pajor, Alexandra Popp, Lena Oberdorf – da ist Top-Qualität auf dem Platz. Sie haben auch defensiv eine gute Mannschaft. Ich sehe wenig Schwächen, deswegen ist es schwer, sie zu schlagen.

Ist solch eine dominierende Mannschaft nicht ein Problem für den Frauenfußball? Julia Simic: Ja, das ist schon ein Problem. Die Verfolger Bayern und Frankfurt hängen bereits acht beziehungsweise zehn Punkte hinterher. Es macht aber keinen Sinn, Wolfsburg zu schwächen, damit mehr Spannung aufkommt. Die anderen müssen schauen, dass sie stärker werden. Es gibt noch ein großes Gefälle in der Liga. Die reinen Frauenfußball-Mannschaften wie Potsdam verabschieden sich immer mehr. Das gefällt den Traditionalisten nicht, aber es täte der Liga schon gut, wenn Vereine mit Perspektiven wie Leipzig aufsteigen und auch richtig angreifen.

Julia Simic: Beim Finale in Köln sollte ein Zuschauer-Rekord her

Sie haben selbst viermal den Pokal in Köln gewonnen. Wie etabliert ist der Endspiel-Standort? Julia Simic: Bisher liegt der Rekord bei 26.282 Fans aus dem Jahr 2010. 30.000 Fans sollten es aber schon immer sein. Ich habe mal das FA-Cup-Finale vor 42.000 Fans in Wembley gespielt. Das ist eine Zahl, die man auch in Deutschland ambitioniert angehen sollte. Es wird Zeit für einen neuen Rekord in Köln. Das Finale ist inzwischen eine Institution. Für uns Spielerinnen war es immer das Highlight der Saison. Der Rahmen ist einfach gigantisch. Aber es gilt die Kulisse noch besser zu machen.

Hält der Boom um den Frauenfußball nach der EM denn noch an? Julia Simic: Beim jüngsten Länderspiel gegen Schweden waren auch über 20.000 Fans. Da merkt man schon, dass die Nationalmannschaft ein Zugpferd ist. Die Nationalspielerinnen haben Strahlkraft. Es ist wichtig, dass der Liga-Wettbewerb attraktiver wird. Im Alltag braucht es noch mehr Highlight-Spiele in vollen Stadien. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Oft spielen die Frauen aber weiterhin in kleinen Arenen. Julia Simic: Einem Duell wie Leverkusen gegen Köln sollte man den Wert geben, den es verdient. Solche Spiele mit Strahlkraft gehören auf die große Bühne. Da müssen die Vereine Energie, Kraft und Zeit investieren. Von allein geht es nicht. Man muss Türen öffnen oder auch mal eintreten. Je lauter man ist und je mehr man fordert, desto mehr kann man ausschöpfen.

Was muss noch passieren? Julia Simic: Die Vereine müssen auch mehr Sichtbarkeit schaffen. Beim FC Chelsea hängen an der Stamford Bridge neben den Bildern der Männer auch die der Spielerinnen, in den U-Bahn-Stationen wird auch viel geworben. In Barcelona ist alles von der Frauen-Fußball-Mannschaft plakatiert. Das siehst du in Deutschland nie. Da gehört schon viel Glück dazu, wenn man im Bayern-Fanshop ein Trikot von Lina Magull findet. Ich appelliere an die Vereine, dass sie mehr Initiative zeigen.

Sebastian Hellmann, Julia Simic und Lothar Matthäus stehen am Sky-Experten-Tisch.

Der Sky-Experten-Tisch mit Sebastian Hellmann, Julia Simic und Lothar Matthäus beim Topspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen am 18. Februar 2023.

Sie gehören seit dieser Saison zum Experten-Team beim Bundesliga-Topspiel auf Sky. Wie ist die Resonanz? Julia Simic: Ich bin schon positiv überrascht, wie gut die Leute das annehmen. Bisher habe ich überwiegend positive Reaktionen erhalten, sowohl vom Sender als auch von Zuschauenden. Die Gesellschaft ist bereit dafür, dass bei einem Topspiel eine Frau mit am Tisch steht. Bei Experten ist es eine Qualitätsfrage und da zählt die Leistung, unabhängig vom Geschlecht. Es ist inzwischen Normalität, dass Expertentische divers besetzt sind.

Julia Simic: Rolle im Sky-Experten-Team gefällt ihr sehr gut

Also blieben üble Beschimpfungen im Netz aus? Julia Simic: Ich hatte schon mit mehr negativen Reaktionen gerechnet. Natürlich gab es mal den einen oder anderen nicht zielführenden Kommentar. Dem einen gefällt meine Stimme nicht, dem anderen nicht das fränkische rollende R. Ich kann gut zwischen konstruktiver Kritik und plumpem Shitstorm trennen.

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Heißt: Sie wollen den Expertenjob beibehalten? Julia Simic: Mir macht es total viel Spaß und ich wünsche mir natürlich, dass Fußball-Deutschland mich als Expertin akzeptiert und mir die Kompetenz zutraut. Ich glaube auch nicht, dass es eine entscheidende Rolle spielt, wie viele Länderspiele jemand gespielt hat oder wie erfolgreich er oder sie war. Solange ich das mit meiner Trainertätigkeit (Co-Trainerin U16-Nationalmannschaft, d. Red.) vereinbaren kann, möchte ich gerne weiter als Expertin tätig sein.