Die Einführung einer Challenge in der Fußball-Bundesliga wird aktuell diskutiert. Ein Einspruch gegen Schiri-Urteile hätte laut Videobeweischef Drees die Fehlentscheidung von Bochum verhindern können.
Uneinigkeit bei den SchiedsrichternChallenge-Diskussion: VAR-Chef Drees widerspricht Brych

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Jochen Drees (links) und Felix Brych auf einem Lehrgang für Sportjournalisten am 7. Februar 2023.
Nach Ansicht von DFB-Videobeweischef Jochen Drees (53) hätte eine Einspruchsmöglichkeit für Trainer die Fehlentscheidung beim Bundesliga-Spiel von Borussia Dortmund in Bochum abwenden können.
„In diesem konkreten Fall hätte eine Challenge wahrscheinlich verhindern können, dass es zu einer Fehlentscheidung kommt“, sagte der Innovations-Leiter des Verbands Anfang Mai 2023.
VAR-Chef Drees „grundsätzlich offen“ für Challenge
Das Team um Schiedsrichter Sascha Stegemann (38) war nach einer Fehlentscheidung in der Partie zwischen dem VfL Bochum und dem BVB (1:1) am vergangenen Freitag (28. April) massiv kritisiert worden. Stegemann hatte beim Foul von Danilo Soares (31) im Strafraum an BVB-Spieler Karim Adeyemi (21) keinen Elfmeter gepfiffen. Auch der Videoschiedsrichter griff nicht ein. Nach dem Spiel räumte Stegemann den Fehler ein und berichtete über Drohungen gegen seine Familie und ihn.
Die deutschen Schiedsrichter wollen sich daher weiter mit der möglichen Einführung eines Trainer-Einspruchs bei strittigen Entscheidungen auseinandersetzen. Die sogenannte Challenge steht Trainern in unterschiedlichen Ausprägungen unter anderem in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA und der US-Football-Liga NFL zur Verfügung, um Entscheidungen der Schiedsrichter infrage zu stellen.
Drees erklärte, Neuerungen und Verbesserungen beim Videoschiedsrichter „grundsätzlich offen gegenüber“ zu stehen. Beim Thema Challenge müsse man sich aber inhaltlich ausführlich damit auseinandersetzen und „nicht später bei der Umsetzung merken, dass einzelne Aspekte nicht durchdacht worden sind.“
Der ehemalige Schiedsrichter wies auf unterschiedliche Meinungen der Klubs hin: „In den Vereinen und bei den verantwortlichen Trainern der Bundesligen wird das Thema nach unseren Erfahrungen durchaus kontrovers diskutiert.“ Bei der Frage nach einer Umsetzung dieser Challenge-Option ist der DFB zudem an die Vorgaben des Weltverbands Fifa gebunden.
Uneinigkeit bei den Schiedsrichtern: Drees widerspricht Brych
Auch unter den Schiedsrichtern selbst herrscht offenbar Uneinigkeit. Denn VAR-Chef Drees widerspricht mit seinen Aussagen Spitzenschiedsrichter Felix Brych (47), der den Vorteil einer Challenge nicht unbedingt gegeben sieht. Bereits am Sonntag (30. April 2023) äußerte sich Brych in der BR-Sendung „Blickpunkt Sport“ zu der etwaigen Veränderung des VAR: „Ich glaube, ein Challenge würde nichts bringen.“
Brych erklärt: „Die Dortmunder challengen in der Erwartungshaltung, sie kriegen einen Elfmeter, aber dann muss ja wieder einer entscheiden. Wenn der dann gegen sie entscheidet, ist die Enttäuschung erst recht groß. Ich glaube, wir brauchen die neutrale Instanz, aber auch die Akzeptanz. Der Videobeweis wird in anderen Sportarten ganz anders akzeptiert, als bei uns im Fußball.“
Brych sieht den Video-Schiedsrichter unterdessen weiter als große Hilfe für die Unparteiischen an. „Ich finde den VAR alternativlos, weil es mich vor diesen Maximalfehlern schützen kann und ganz oft schon geschützt hat. Wir können es mit dem VAR momentan nicht allen recht machen - und wir werden es auch nicht jedem recht machen können“, sagte der 47-Jährige beim „Kicker meets DAZN“-Podcast.
Im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur bezeichnete Brych den VAR bereits zudem als „doppelten Boden“ für die Schiedsrichter. „Ich würde ohne VAR nicht mehr pfeifen wollen“, sagte der Bundesliga-Referee, der nicht mehr international im Einsatz ist. National will er auch in der neuen Saison weiter Spiele pfeifen. (dpa/sto)