Spieler-Flucht in LeverkusenBayer-Star berichtet: So schlimm war es noch nie

Bayer Leverkusen baut sich neu auf: Ein Jahr nach dem Meister-Sommer haben viele Stars und Trainer Xabi Alonso verlassen. Einen, der geblieben ist, überrascht die Dimension des Umbruchs.

von Béla Csányi  (bc)

Größer könnten die Unterschiede kaum sein! Vor exakt einem Jahr bestritt Bayer Leverkusen die Saisonvorbereitung im Höhenflug als frisch gebackener deutscher Meister. Der Hype um die Werkself war gewaltig, Trainer Xabi Alonso (43) wurde praktisch heiliggesprochen.

Ein Jahr später ist Leverkusen entthront und Alonso weg – aber nicht nur der. Der Double-Gewinner von 2024 erlebt einen gewaltigen Aderlass, dem sich weitere Spieler gerne noch anschließen würden. Das führt schon zu Unruhe unterm Bayer-Kreuz.

Mehrere Leverkusen-Stars schielen auf Abgang

Das Aus von Alonso war lange erwartbar, der Absprung von Florian Wirtz (22) zum FC Liverpool hatte sich erst später angedeutet. Dass Jeremie Frimpong (24/FC Liverpool) und Jonathan Tah (29/Bayern München) den Klub ebenfalls verließen, riss weitere Lücken.

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Granit Xhaka (32) setzt nun schon seit Wochen alles daran, ebenfalls gehen zu dürfen, nicht ganz so offensiv geht auch Alejandro Grimaldo (29) mit seinem bislang unerfüllten Wechsel-Wunsch in seine spanische Heimat um. Gerüchte gab es auch um Robert Andrich (30) und Victor Boniface (24). Kurzum: Die Star-Flucht hat Leverkusen längst erfasst.

Trainer Erik ten Hag (55) sah sich bereits zu einer öffentlichen Intervention gezwungen, klagte: „Unser Klub hat drei wichtige Spieler abgegeben und wir werden nicht noch mehr Spieler abgeben. Das geht nicht.“

Routinier Jonas Hofmann (33) wäre selbst wohl einer der heißesten Abgangs-Kandidaten, würde der Trainer weiter Alonso heißen. In der vergangenen Spielzeit kühlte das Verhältnis merklich ab, der 23-malige Nationalspieler beklagte sich mehrfach öffentlich. Unter ten Hag will er jetzt einen Neuanfang wagen.

Jonas Hofmann bejubelt ein Tor.

Jubel-Bilder von Jonas Hofmann gab es im Bayer-Trikot zuletzt kaum noch.

Hofmann betonte in einem „Kicker“-Interview jetzt aber auch: Dass das Stichwort Neuanfang nicht nur für ihn selbst, sondern für die allgemeine Kader-Zusammensetzung gelten würde, hätte er nicht erwartet.

Über den gewaltigen Umbruch sagte der Mittelfeldspieler: „In Gladbach war das zumindest nicht der Fall. Natürlich gab es dort auch mal Abgänge, die wehgetan haben. Aber dass so viele Stammkräfte gehen, das erlebe ich auch zum ersten Mal.“

Einen vergleichbar bewegten Transfer-Sommer habe er in seiner langen Karriere „in dieser Form nicht“ erlebt, gab Hofmann zu: „Die Abgänge zu kompensieren ist eine große Herausforderung, nicht nur für uns Spieler, auch für den Klub. Aber Simon (Rolfes, Anm. d. Red.) und Fernando (Carro) arbeiten daran, dass es bestmöglich gelingt.“

Bislang holte Bayer Malik Tillman (23) und Jarell Quansah (22) für jeweils 35 Millionen Euro, Ibrahim Maza (19) für 12 Millionen Euro und Mark Flekken (32) für 10 Millionen Euro als Soforthilfen, weitere Perspektivspieler wie Christian Kofane (18) und Tim Oermann (21) sollen langsam aufgebaut werden.