Nationalspieler spricht von „kleiner Katastrophe“Schon ordentlich Unruhe bei Bayer 04

Erik ten Hag erklärt seinen Spielern im Training die Taktik.

Erik ten Hag erklärt seinen Spielern im Training die Taktik. Doch das erste Testspiel ging gründlich daneben.

Was für ein Fehlstart für Bayer 04 Leverkusen! Die 1:5-Klatsche gegen eine U20-Mannschaft sorgt für mächtig Zündstoff und stellt den neuen Trainer Erik ten Hag sofort auf die Probe.

Nationalspieler Robert Andrich fand nach dem Abpfiff klare Worte: „Ich will jetzt nicht schon zu dramatisch klingen, aber es ist schon eine kleine Katastrophe“, schimpfte er. „Du darfst dich nicht gegen eine Jugendmannschaft so abspeisen lassen.“

Was war passiert? Der deutsche Vizemeister kassierte am Freitag im Testspiel gegen die U20 von Flamengo eine gnadenlose 1:5-Packung. Und das vor rund 3000 Zuschauerinnen und Zuschauern im ehrwürdigen Estadio des Gavea in Rio.

Ten Hag kritisiert Umstände – und steht selbst schon in der Kritik

Für die jungen Brasilianer, verstärkt mit vier Profis, war es sichtlich mehr als nur ein Freundschaftsspiel. Für Bayer 04 und den neuen niederländischen Trainer Erik ten Hag war es dagegen ein knallharter Warnschuss.

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Der Trainer selbst schien mit den Umständen unzufrieden. „Ich will gar kein Spiel verlieren, auch nicht im Trainingslager, aber dann können wir nicht so ein Risiko eingehen, dass Spieler drei Tage nach Trainingsanfang schon in ein Spiel gehen. Ein späterer Zeitpunkt wäre besser gewesen“, sagte ten Hag. Eine leise Kritik in Richtung der Vereinsführung? Laut „Kölner Stadt-Anzeiger“ war der Termin auch von der sportlichen Leitung so abgesegnet worden, auch der Dienstag war im Gespräch.

Doch auch der Trainer selbst muss sich Kritik gefallen lassen. Seine Startelf-Wahl sorgte intern für Stirnrunzeln. Ten Hag setzte auf eine Dreierkette mit dem gelernten Außenverteidiger Arthur sowie den beiden U19-Spielern Ferdinand Pohl und Ben Hawighorst. Erst nach rund 60 Minuten, als es bereits 0:5 stand, kamen die erfahrenen Edmond Tapsoba und Andrich.

Kapitän Jonas Hofmann deutete an, dass es an klaren Ansagen fehlt: „Wir müssen vielleicht auch in der Vorbereitung noch ein bisschen mehr ins Detail gehen, dass auch jeder genau weiß, was zu tun ist, weil es manchmal für die Jungen auf dem Platz schwer ist, intuitiv zu erkennen, was gerade gefragt ist.“

Die Blamage blieb nicht unbemerkt. Weltweit sahen mehr als eine Million Menschen das Spiel. Besonders in England, wo ten Hag nach seiner Zeit bei Manchester United einen schweren Stand hat, hagelte es Spott und Häme in den sozialen Netzwerken.

Zusätzlich sorgt die Logistik in Rio für Unmut im Team. Tägliche Busfahrten von fast anderthalb Stunden zum Training und die schlechte Qualität der Trainingsplätze nerven die Stars. Hofmann sprach von einem „schwierigen Platz“ und klagte: „Wir haben viel am Passspiel gearbeitet, aber der Trainingsplatz ist nicht ganz so prädestiniert, um am Passspiel zu arbeiten.“

Für ten Hag ist klar: Die erfolgreiche Ära von Vorgänger Xabi Alonso ist Geschichte. „Auf dem Wind von gestern, kann man heute nicht mehr segeln“, lautet sein Mantra. Er muss jetzt für Aufbruchstimmung sorgen.

Gleichzeitig herrscht Unruhe im Kader, es gibt viele Abgangsgerüchte. Besonders die Zukunft der Leitwölfe Granit Xhaka und Robert Andrich ist ungewiss. Hinzu kommen offene Fragen: Wie klappt die Zusammenarbeit zwischen dem strengen ten Hag und dem Freigeist Victor Boniface? Wer wird die Nummer eins im Tor, Neuzugang Mark Flekken oder Fanliebling Lukas Hradecky?

Ten Hag fordert weitere Neuzugänge, um die hohen Ziele zu erreichen. Bis zum ersten Pflichtspiel bleibt noch knapp ein Monat. Die Zeit drängt. Der nächste Test am Sonntag (18 Uhr) im Ruhrstadion gegen Bundesliga-Absteiger VfL Bochum wird zeigen, ob die Werkself ihre Lektion gelernt hat. (red)