Die Stimmung beim 1. FC Köln ist trotz des furiosen Saisonstarts mit drei Siegen in Pokal und Bundesliga angespannt. Doch das hat keine sportlichen Gründe.
„Wilde Achterbahnfahrt“Rats-Chefs ziehen kritische Vorstandsbilanz

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Stacy Krott und Fabian Schwab mit Präsidentschaftskandidat Jörn Stobbe (r.)
05.09.2025, 11:27
Kurz vor der mit Spannung erwarteten Vorstandswahl packen die Chefs des Mitgliederrats, Stacy Krott und Fabian Schwab, aus. Ihre Bilanz der letzten sechs Jahre fällt durchaus kritisch aus.
„Es war eine wilde Achterbahnfahrt“, so das knallharte Urteil von Fabian Schwab über die Amtszeit des scheidenden Vorstands im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Ich muss ein negatives Fazit ziehen“
Sportlich sei es ein Desaster gewesen: Relegation überlebt, Transfersperre kassiert und am Ende der bittere Abstieg. Fünf Wechsel in der sportlichen Führung und acht bei den Trainern und Trainerinnen sprechen eine deutliche Sprache.
„Daher muss ich sportlich insgesamt ein negatives Fazit ziehen“, so Schwab. Co-Vorsitzende Stacy Krott, die seit einem Jahr im Amt ist, pflichtet ihm bei: „Auch aus meiner Sicht ein wilder Ritt.“
Ein Lichtblick? Die Finanzen. Zwar habe man zwischenzeitlich, auch wegen Corona, „ziemlich düster“ ausgesehen, doch heute sei der Klub ein „solide aufgestellter Bundesligist“. Doch auch hier gibt es Kritik: War das Tempo der Sanierung vielleicht zu hoch und kostete sportliche Substanz? Immerhin, so Schwab: Der „Ritt auf der Rasierklinge“, bei dem man auf hohe Transfereinnahmen angewiesen war, um über die Runden zu kommen, sei vorbei. Der Klub habe jahrelang über seine Verhältnisse gelebt.
Das Verhältnis zum aktuellen Vorstand? Völlig zerrüttet! Schwab beschreibt es als „durchaus unterkühlt und wenig konstruktiv“. Die Stimmung sei schon seit der CAS-Thematik vergiftet. Krott ergänzt, dass bei unterschiedlichen Auffassungen trotzdem eine konstruktive Zusammenarbeit und Selbstreflexion bei allen Beteiligten möglich sein sollte.
Im laufenden Wahlkampf fliegen die Fetzen. Das Team um Sven-Georg Adenauer warf dem Mitgliederrat fehlende Neutralität vor. Schwab kontert scharf: „Der Mitgliederrat unterliegt keinem Neutralitätsgebot – das wäre auch paradox.“ Man habe das Recht, ein Team zu nominieren und für dieses auch einzustehen. Die neutrale Instanz sei allein die Wahlkommission.
Auch mit Gerüchten räumen die beiden auf. Hat der ehemalige Interimspräsident Stefan Müller-Römer seinen Freund Jörn Stobbe empfohlen? „Ganz klar: Nein“, so Krott. Und welche Rolle spielt Müller-Römer heute? „Keine“, stellt Schwab klar. Die Debatte um die angebliche Allmacht des Mitgliederrats sei reines „Wahlkampfthema“, erklärt Krott. „Von ‚Macht‘ kann man daher nicht sprechen.“ (red)