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Interview

Von Kwasniok-Fußball angefixtFC-Kapitänin heiß auf den Start

Die FC-Männer sind unter dem neuen Trainer Lukas Kwasniok mit drei Pflichtspielsiegen erfolgreich in die neue Saison gestartet. Jetzt wollen die Frauen nachlegen.

Am Samstag (5. September 2025, 14 Uhr) startet für den 1. FC Köln die Frauen-Bundesliga mit dem Heimspiel gegen RB Leipzig. Es ist angerichtet für den ersten Hit im Franz-Kremer-Stadion.

Am Freitag wurden hunderte Pakete Würstchen ins Stadion gebracht. Die neuen Verkaufs-Container wurden zudem mit anderen Leckereien bestückt. Bislang sind gut 1500 Karten verkauft worden, noch gibt es Tickets ab 7 Euro zu erwerben. Auch im Kader der FC-Frauen ist einiges neu: Zehn Spielerinnen wurden im Sommer verpflichtet.

Martina Hegering ist neue Kapitänin beim 1. FC Köln

Als Königintransfer kann Marina Hegering (35) bezeichnet werden. Die ehemalige Nationalspielerin kommt vom VfL Wolfsburg und soll die Defensive stabilisieren. In ihrer Karriere hat sie etliche Titel gesammelt, wurde einmal Meisterin (FC Bayern München) und gewann viermal den DFB-Pokal (2x mit Duisburg, zweimal mit Wolfsburg). Zudem stand sie im Finale der Champions League (2023, Wolfsburg), wurde Vize-Europameisterin 2022 und holte Bronze bei Olympia 2024. EXPRESS.de traf sie zum Interview vor dem Start gegen Leipzig.

Wie waren die ersten Wochen in Köln und wie sind sie aufgenommen worden?

Marina Hegering: Ich wurde nicht nur aufgenommen, ich war sofort Teil des FC. Es war tatsächlich so, das ist ein gutes Gefühl und hat meine Erwartungen übertroffen. Es bestätigt mir, dass es die richtige Wahl war, zum 1. FC Köln zu gehen.

Sie wurden auch gleich zur neuen Kapitänin ernannt. Wie füllen sie dieses Amt aus?

Hegering lacht: Ich hoffe gut! Ich freue mich auf die Aufgabe. Mir ist bewusst, dass es zu meinen Aufgaben gehört, als Führungsspielerin viel Verantwortung zu übernehmen. Das möchte ich auch. Ich hoffe, dass wir unsere Ziele bestmöglich erreichen können.

Ist es schwierig sich auf dem Platz neu zu finden mit zehn neuen Spielerinnen?

Hegering: Das geht nicht schnell, wir sind auch noch nicht so weit, dass wir sagen können, es stimmt alles. Es ist eine große Herausforderung, aber alle arbeiten fleißig an unserer Entwicklung.

Was wollt ihr denn für einen Fußball spielen?

Hegering: In erster Linie erfolgreichen Fußball. Ansonsten kennen wir unsere Stärken, sind, was das Kämpferische angeht, ganz gut aufgestellt. Und wir wollen natürlich Akzente nach vorne setzen. Vor dem Ligastart weiß man nie ganz genau, wo man steht. Es gibt gute Aufsteiger, ambitionierte Teams und es wird mit Sicherheit eine spannende Saison.

Gegen Leipzig wird es gleich ein erster Gradmesser …

Hegering: Absolut. Sie sind sportlich schon etwas gefestigter. Sie werden selbstbewusst auftreten. Aber wir haben uns gut darauf vorbereitet.

Es wird das erste Heimspiel in Köln – ist man mit 35 Jahren noch nervös vor solchen Spielen?

Hegering: Ja, vor jedem Spiel ein bisschen. Anspannung ist immer da – auch vor einem Vorbereitungsspiel. Man nimmt sich ja verschiedene Dinge vor und die sollen gelingen.

Kann der FC mit ihrer Erfahrung auch oben angreifen?

Hegering: Oben ist sehr hochgegriffen, wir wollen uns erstmal mit unseren Leistungen stabilisieren. Da hilft Erfahrung auf jeden Fall.

Im Männer-Fußball wird die Schere immer größer – wie ist das bei den Frauen? Kann der FC künftig auch mal um Titel mitspielen?

Hegering: Im DFB-Pokal ist immer etwas drin. Da glaube ich auch immer dran. Alles, was dann kommt, wird man nach der Saison sehen. In den letzten zwei, drei Jahren war es ja eher knapper mit dem Klassenerhalt. Wenn wir stabil werden, können wir auch weiter nach oben schauen. Köln ist ja ein superattraktiver Standort. Da gibt es viele Spielerinnen, die sagen: Köln ist cool, da gibt es Tradition und Werte, mit denen man sich identifizieren kann. Der FC ist also keine Durchlaufstation. Wenn wir unsere Ziele auf den Platz bringen, wird man sehen, was möglich ist.

1. FC Köln: Hegering begeistert vom Start der Männer

Beim FC stehen bald Vorstandswahlen an – mit Ex-Fußballerin Tugba Tekkal will eine Frau erstmals ins Präsidium mit dem Team Stroman. Das Team Stobbe hat im engsten Kreis Christina Marx (Aktion Mensch) im Kompetenzteam. Ist es wichtig, mehr Führungsfrauen in Fußballvereinen zu haben, um die Entwicklung voranzutreiben?

Hegering: Beim FC sind wir grundsätzlich, was Frauen angeht, schon gut aufgestellt, da haben wir eine gute Balance, wenn auch noch nicht im Vorstand. Nicole Bender-Rummler leitet den Frauenfußballbereich, Britta Carlson ist unsere Trainerin. Generell finde ich es gut, dass Frauen auch bei der Vorstandswahl dabei sind. Ich bin auch Mitglied und wenn die Wahl ansteht, gehe ich selbstverständlich hin.

Die Männer haben einen großartigen Start hingelegt, mit dem neuen Trainer Lukas Kwasniok. Haben sie die Spiele gesehen?

Hegering: Wenn es möglich ist, gucke ich die Spiele sehr gerne. Beim Heimspiel gegen Freiburg waren wir mit einigen Spielerinnen im Stadion. Da war man dann schon total angefixt. Das war auch ein besonderes Spiel. Ein 4:1 gegen Freiburg war in der Form nicht zu erwarten – besser kannst du ja zu Hause nicht starten. Da wird man dann voll mitgerissen.

Wer ist ihr Lieblingsspieler in der FC-Männermannschaft?

Hegering schmunzelt: Ich hatte nie nur einen Lieblingsspieler – das mag ich nicht. Ich finde immer ein paar Spieler gut.

Hatten sie als Kind eher Frauen als Vorbilder oder Männer wie Messi oder Ronaldo?

Hegering: Als kleines Kind waren eher Männer meine Vorbilder, das war so um 2000 herum. Da war auch die Frauen-Nationalmannschaft noch nicht so präsent. Das ist heute zum Glück anders. Jetzt sieht man viele Kinder und Jugendliche, darunter auch Jungs, mit Shirts mit Frauennamen hinten drauf. Das ist schon sehr cool und eine tolle Entwicklung des Frauenfußballs.

Sehen sie sich auch schon als Vorbild für die nächste Generation Fußballerinnen?

Hegering: Vielleicht ein bisschen. Aber ich bin nicht die typische Fußballerin, zu der Mädchen aufschauen. Das sind eher Giulia Gwinn, Alexandra Popp oder Jule Brand. Ich finde es einfach generell schön, dass wir es als deutsche Nationalmannschaft geschafft haben, voll in der Gesellschaft anzukommen. Und wir reden da nicht nur von Mädchen, sondern auch von Jungs – wir werden von allen gesehen. Es gibt viele verschiedene Spielerinnen oder Spieler, die die Jugendlichen cool finden. Das ist ein schönes Gefühl.

So wächst der Frauenfußball gesund …

Hegering: Ja, weil es einfach normal ist. Frauenfußball läuft auch im Fernsehen, die Frauen sind auch unsere Nationalmannschaft. Es hat sich gewandelt, es gibt keine Abstufung mehr. Das gefällt mir wirklich gut.