Frauenfußball-KolumneNach großem Bundesliga-Rekord: Da geht noch mehr beim FC!

Die FC-Frauen stimmen sich am 23. April 2023 vor dem Anpfiff auf das Spiel gegen Frankfurt ein.

Die FC-Frauen stimmen sich am 23. April 2023 vor dem Anpfiff auf das Spiel gegen Frankfurt ein.

Vor 38.365 Fans absolvierte das Frauen-Team des 1. FC Köln sein Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Auch wenn die Partie verloren ging, weckt sie gleich aus mehreren Gesichtspunkten Hoffnung.

von Alina Ruprecht (aru)

Am Sonntag (23. Dezember 2023) jagte ein Gänsehautmoment den nächsten im Rhein-Energie-Stadion. 38.365 Zuschauerinnen und Zuschauer, so viele wie noch nie in der Geschichte der höchsten deutschen Spielklasse, verfolgten an dem Tag die Frauen-Bundesliga-Partie zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt.

Zwar verlor der FC mit 0:2, trotzdem ging die Mannschaft nach 90 Minuten als großer Sieger vom Rasen. Das hat mehrere Gründe: Köln ging gegen die Eintracht keinesfalls unter. Über weite Strecken spielte das Team tollen Fußball, der die anwesenden Fans hör- und sichtbar begeisterte. Jede Aktion, sei es eine Grätsche von Innenverteidigerin Sarah Puntigam (30) oder ein dynamischer Lauf von Ally Gudorf (21) ins Angriffsdrittel, wurde bejubelt wie ein Tor.

Gibt das Rekord-Spiel Auftrieb im Saison-Endspurt?

Die FC-Frauen haben mit ihrer sportlichen Leistung sicher viele neue Unterstützerinnen und Unterstützer dazugewonnen, die sie von nun an auch bei Liga-Spielen, die im kleineren Franz-Kremer-Stadion ausgetragen werden, lautstark anfeuern.

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Durch das Spiel vor der einzigartigen Rekordkulisse konnte der 1. FC Köln zudem enormes Selbstbewusstsein tanken. Das Team steckt mitten im Abstiegskampf. In der Tabelle der Frauen-Bundesliga steht der FC derzeit mit 15 Punkten auf Platz neun, hat jedoch längst nicht das rettende Ufer erreicht.

Das Potenzial, den Klassenerhalt zu schaffen, hat die Mannschaft in jedem Fall. Nach einer tor- und sieglosen Durststrecke, die sich von Oktober 2022 bis März 2023 zog, musste Ex-Cheftrainer Sascha Glass (50) seinen Posten räumen.

Ein neues Coaching-Duo, bestehend aus Nicole Bender-Rummler (40) und Nico Reese (38) brachte frische Ideen ins Team, die nach zuletzt planlosen Auftritten dringend nötig waren. Das Rekord-Spiel vom Sonntag sollte nun auch den letzten, großen Push geben, um sich erfolgreich gegen die Relegation stemmen zu können.

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„Das Spiel beflügelt uns im Abstiegskampf auf jeden Fall“, sagte FC-Spielerin Manjou Wilde (28) am Sonntag nach Abpfiff. „Es ist immer ein ganz anderes Gefühl, wenn man den ganzen Verein und ganz Köln im Rücken weiß. Das hat sich heute nochmal mit dem Rekord in dieser wunderbaren Stadt bestätigt. Das ist genau der Antrieb, den wir jetzt nochmal brauchen.“

Auch Mitspielerin Myrthe Moorrees (28) und Trainerin Bender-Rummler gaben sich nach dem geschichtsträchtigen Spiel mehr als optimistisch, den Klassenerhalt zu schaffen. Die Rekordkulisse kam zum richtigen Zeitpunkt und der große Motivationsschub wird weiterwirken.


Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Die FC-Frauen erlebten im vergangenen Sommer einen Umbruch, auf dem Transfermarkt wurde kräftig zugelegt. Mit Selina Cerci (22) wurde unter anderem eine Top-Stürmerin verpflichtet, die nach erfolgreich abgeschlossener Kreuzbandriss-Reha nun wieder voll angreifen kann. Es brauchte jedoch Zeit, bis sich das, mitunter noch junge und unerfahrene, Team zusammenfand.

Am Sonntag wurden im Rhein-Energie-Stadion Erinnerungen geschaffen, die die Mannschaft bis über die laufende Saison hinaus zusammenschweißen werden. Bender-Rummler bezeichnete ihre Spielerinnen nach der Partie gegen Frankfurt als „tolle Fußballerinnen und tolle Persönlichkeiten“. Diese gehen in den verbleibenden vier Spieltagen der Frauen-Bundesliga großen Herausforderungen entgegen: Es stehen noch Duelle gegen Rekord-Team VfL Wolfsburg, SV Meppen, SC Freiburg und SGS Essen an.

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Jede dieser Partien ist entscheidend für die FC-Frauen. Mit Turbine Potsdam dürfte ein Abstiegskandidat bereits feststehen. Auch Meppen und der MSV Duisburg kämpfen mit allen Kräften um den Klassenerhalt. Der 1. FC Köln kann seinerseits auf die volle Unterstützung einer fußballverrückten Stadt sowie des gesamten Vereins vertrauen. Mehr Spiele des Frauen-Teams im Rhein-Energie-Stadion sind in Planung. Das Potenzial, diese im erstklassigen Rahmen austragen zu können, ist in jedem Fall gegeben.

Das Rekordspiel vom Sonntag hat Lust auf mehr gemacht, aber auch die Hoffnung auf einen Verbleib des FC in der Frauen-Bundesliga geweckt. Auch die Motivation und das Selbstbewusstsein sind zurück bzw. wieder erstarkt. Für den herausfordernden Endspurt in der Liga war dies der eigentliche Gewinn am Sonntag.