FC-Anruf änderte allesHSV-Boss Stefan Kuntz gesteht: „Ganz, ganz schwere Zeit“

Stefan Kuntz hat den Hamburger SV zurück in die Bundesliga geführt, soll jetzt auch dort für Stabilität sorgen. Dass es um ihn schon mal deutlich schlechter stand, berichtete er jetzt in einem Interview.

von Béla Csányi  (bc)

Schon in seiner ersten Saison gelang ihm, was in zahlreichen vorigen Anläufen in prominenter Besetzung schiefgegangen war: Stefan Kuntz (62) hat den Hamburger SV als Sport-Vorstand zurück in die Bundesliga geführt.

Der langjährige Trainer der deutschen U21-Auswahl zog diesmal als Stratege die Fäden: Erst auf dem Transfermarkt, dann mit dem Wechsel von Steffen Baumgart (53) zu Merlin Polzin (34) auch auf der neuralgischen Trainerposition. 

Kuntz ging nach FC-Episode ein Licht auf

Beim HSV ist Kuntz damit zum Gesicht des Erfolgs geworden, so wie zuvor auch schon bei der U21 und dem 1. FC Kaiserslautern, der unter seiner Leitung zeitweise in die Bundesliga zurückgekehrt war und dort 2011 als Aufsteiger starker Siebter wurde.

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In einem „Kicker“-Interview vom Montag (21. Juli 2025) berichtete der Europameister jetzt aber auch: Der Erfolg ist ihm nicht gerade in den Schoß gefallen, eine ganz schwere Phase habe er auf dem Weg dahin erst mal überstehen müssen.

Eine entscheidende Rolle spielte dabei der diesjährige Mit-Aufsteiger, der 1. FC Köln. Kuntz verriet: Ein FC-Moment sorgte einst für ein drastisches Erweckungserlebnis und warf ihn komplett auf der Bahn.

„Ein Anruf beim 1. FC Köln hat mir seinerzeit ziemlich die Augen geöffnet“, erinnerte sich Kuntz über die Zeit, als der Ruhm aus seiner aktiven Zeit abgeklungen war und die Karriere abseits des Platzes noch nicht so richtig ins Rollen kommen wollte.

Vier Jahre nach dem Ende seiner Spieler-Laufbahn waren die Trainerstationen bei Waldhof Mannheim und LR Ahlen im Jahr 2003 „nicht so das Gelbe vom Ei“, wie Kuntz heute bilanziert: „Es geht dann ganz schnell, dass du nicht mehr hofiert oder auch gar nicht mehr erkannt wirst.“

Beim FC habe er kurz darauf angerufen, wollte beim damaligen Manager Michael Meier (75) um eine Eintrittskarte für das Spiel gegen Bayer Leverkusen bitten. Dessen Sekretärin leitete aber nicht wie erhofft eine Einladung nach Müngersdorf in die Wege, sondern stellte Kuntz durch – zur Ticket-Abteilung, um sich eine Karte zu kaufen.

„Ich habe schnell aufgelegt und gemerkt: Stefan Kuntz? Den Namen kennt man schon gar nicht mehr …“, so der Europameister von 1996. An den Ruhm aus Spielerzeiten habe er sich als zweimaliger Bundesliga-Torschützenkönig derart gewöhnt, dass er mit einigem Abstand plötzlich in ein Loch gefallen sei.

„Das war damals eine ganz, ganz schlimme Zeit für mich, auch mit depressiven Phasen“, blickt Kuntz auf die dunkelsten Stunden zurück. Er habe sich schließlich „von einem klassischen Psychologen und von einem Mentaltrainer“ Hilfe geholt. Die „Sucht nach Anerkennung“ ließ er mit einigen Mühen hinter sich, die daraus entstandene „Sucht nach Weiterentwicklung“ treibt ihn nun auch heute noch an.


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