Isak Johannesson war im Sommer einer der ersten Transfers, den Thomas Kessler umsetzen konnte. Der Mittelfeldspieler kam von Fortuna Düsseldorf und ist bislang voll eingeschlagen in Köln. Das Interview.
„Hat hohe Wellen geschlagen“Johannesson über Aktion von Kwasniok
Fünf Pflichtspiele, zwei Tore – Isak Johannesson ist beim 1. FC Köln richtig gut in die Saison gestartet. In seinen ersten Bundesligaspielen überzeugte der 22-jährige Isländer mit Spielübersicht, überragendem Laufeinsatz und mutigen Offensiv-Aktionen.
Vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart spricht Johannesson im Interview mit EXPRESS.de über seine Träume, seine Beziehung zu Trainer Lukas Kwasniok (44) und den Start in Köln.
Isak Johannesson fühlt sich beim 1. FC Köln pudelwohl
Isak, wie fühlt es sich an, seinen Kindheitstraum zu leben?
Isak Johannesson: „Manchmal muss ich mich noch selbst kneifen, um das zu realisieren. Ich kann es noch nicht ganz glauben, dass ich jetzt in der Bundesliga spiele. Schon als kleines Kind in Island habe ich davon geträumt, eines Tages hier zu spielen. Es macht mich sehr stolz, dass ich jetzt beim FC bin. Noch glücklicher macht mich, dass uns der Start so geglückt ist.“
Wann haben Sie den FC zum ersten Mal bewusst wahrgenommen?
Johannesson: „Ich erinnere mich noch genau daran. Zu Hause hatte ich einen Computer, ich war ungefähr elf Jahre alt und habe jedes Wochenende die Bundesliga-Highlights geschaut. Da ist mir der FC zum ersten Mal richtig aufgefallen. Besonders Anthony Modeste hat mir damals imponiert. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich mir vorgenommen, dass ich das eines Tages auch erleben möchte. Vor allem die Fans und die Atmosphäre in Deutschland haben mich schon immer begeistert, für mich sind sie die besten der Welt. Sie sind sehr emotional, es ist nicht mit der Premier League vergleichbar, wo viele Touristen im Stadion sind.“
Sie stammen aus einer fußballverrückten Familie. Ihr Opa, ihr Onkel, ihre Cousins und Ihr Vater waren allesamt im Profi-Fußball. Wie ist das zu erklären?
Johannesson: „Das wüsste ich auch gerne (lacht). Aber es stimmt: Wir sind total fußballverrückt. Mein Opa war Trainer der isländischen Nationalmannschaft, mein Vater Co-Trainer und Spieler bei Leicester City und dem FC Burnley. Ich habe ihn also in der Premier League Fußball spielen sehen und ihn mir zum Vorbild genommen. Das hat mich früh geprägt und ich wollte einen ähnlichen Weg wie er einschlagen. Jetzt bin ich in der Bundesliga und möchte hier noch eine lange Zeit bleiben. Es ist meine absolute Traum-Liga, und ich könnte nicht glücklicher sein.“
Ihr Vater hat in 15 verschiedenen Vereinen gespielt. Bei Ihnen hört sich so an, als würden Sie am liebsten beim FC „heimisch“ werden …
Johannesson: „Ich habe es schon öfter gesagt: Ich fühle mich beim FC unheimlich wohl. Obwohl ich noch gar nicht so lange hier bin, stimmt für mich alles: das Stadion, die Fans, das Geißbockheim, und vor allem das Team und das Team dahinter. Ich habe jetzt schon das Gefühl, zu Hause zu sein, was nicht selbstverständlich ist. Deshalb möchte ich hier noch lange bleiben.“

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Isak Johannesson half unter der Woche (Ende September 2025) bei der Lebensmittelausgabestelle der FC-Stiftung, der Caritas an der St. Karl Kirche in Sülz aus.
Sie haben den Wohlfühl-Faktor angesprochen. Es gibt elf Nationen in der Mannschaft, darunter viele Neuzugänge. Wie hat das alles so schnell zusammengefunden?
Johannesson: „Das ist eine sehr gute Frage. Mir haben es vor allem die skandinavischen Spieler leicht gemacht. Kristoffer Lund, Sebastian Sebulonsen und ich sprechen alle dänisch, da war schnell eine Verbindung da. Wir sind auf Anhieb Freunde geworden. Aber auch mit allen anderen harmoniert es sehr gut, da hat der Trainer echt einen guten Job gemacht. Er hat es geschafft, aus vielen Spielern, die sich vorher nicht kannten, eine eingeschworene Mannschaft zu formen. Wie er das gemacht, das müssen Sie ihn allerdings selbst fragen (lacht).“
Sie haben vergangene Saison gegen ihn gespielt. Wussten Sie sofort, dass das zwischen ihnen beiden passen könnte?
Johannesson: „Ich mochte seinen Fußball direkt. Es war mit Düsseldorf immer schwer, gegen ihn zu spielen. Sie hatten immer eine stabile Struktur und er hat uns jedes Mal vor schwierige Aufgaben gestellt. Nachdem er dann letztes Jahr in einem Interview über mich gesprochen und mich als seinen Lieblingsspieler bezeichnet hat, habe ich danach die Spiele von Paderborn noch intensiver verfolgt (lacht).“
FC-Profi Johannesson will mit Island zur WM
Sie haben das Kompliment erwähnt. Wie haben Sie das aufgenommen?
Johannesson: „Es war eine richtige Ehre für mich. Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass mich ein Coach eines anderen Teams öffentlich gelobt hat. Das hat in meinem Umfeld hohe Wellen geschlagen, ich habe sehr viele Nachrichten bekommen und wurde unzählige Male unter dem Video verlinkt. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass ich nun unter ihm arbeiten darf. Ich fühle mich sehr wohl auf dem Platz, er gibt mir eine Rolle, in der ich gewisse Freiheiten habe, Tore schießen und vorbereiten kann. Zwei Treffer habe ich ja auch schon – und hoffe, dass es so weiter geht.“
Sie sind vergangene Saison 386 Kilometer gelaufen und damit mehr als jeder andere in der 2. Liga. Eric Martel ist ebenfalls Dauerläufer. Hat der FC jetzt die „Lunge“ der Bundesliga?
Johannesson: „Wir beide lieben es einfach zu laufen. Ich glaube, Eric war vergangene Saison zwischendurch verletzt, sonst wäre er vielleicht die Nummer eins gewesen. In der Bundesliga ist alles noch ein Stück härter, ich habe immer noch viel Luft nach oben – auch beim Laufen. Ich arbeite aber jeden Tag hart daran, mich zu verbessern. Es ist mein Ziel, dass ich so viel wie möglich für das Team und den Klub laufe und immer alles gebe.“
Haben Sie die Kondition auch von Ihrem Vater geerbt?
Johannesson: „Nein, die kommt von meiner Mutter! Sie läuft jeden Tag um sechs Uhr morgens ihre Runde – und das seit 20 Jahren. Ich habe das also von ihr geerbt, mein Vater dagegen läuft gar nicht so gerne. Der Dank gebührt also ihr.“
Der FC hat im Sommer 5,5 Millionen Euro für sie bezahlt. Was macht so eine enorme Summe mit Ihnen?
Johannesson: „Es ist natürlich eine hohe Summe, aber das regelt alles der Markt. Ich habe keinerlei Einfluss darauf, wie viel für mich bezahlt wird oder wie viel Geld insgesamt im Fußball-Geschäft im Umlauf ist. Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf. Ich will einfach nur Fußball spielen und meine Leistungen bringen. Alles andere blende ich komplett aus.“
Sie waren bis zu Ihrem Abschied Publikumsliebling in Düsseldorf. Wie wollen Sie das in Köln erreichen?
Johannesson: „Ich will einfach ich selbst sein. Ich glaube, die Fans in Düsseldorf haben gespürt, dass ich mich nicht verstellt habe, sondern authentisch war und immer alles bedingungslos für den Verein gegeben habe – auf und neben dem Platz. Ich versuche auch in Köln daran anzuknüpfen und die Fans mit starken Leistungen und Einsatz zu überzeugen.“
Was sind die nächsten Schritte für Sie, aber auch fürs Team?
Johannesson: „Wir haben zwei schwere Auswärtsspiele hinter uns. Jetzt wollen wir im Heimspiel gegen Stuttgart wieder punkten. Ich freue mich, dass wir nach langer Zeit endlich wieder vor unseren eigenen Fans spielen. Das sollte uns zusätzliche Motivation und Auftrieb geben. Wir wollen die drei Punkte am Wochenende natürlich zu Hause behalten. Es wird wie jede Woche ein enges Match, aber wir glauben an uns und unsere Stärke.“
Ihren Kindheitstraum haben Sie sich bereits erfüllt. Wovon träumen Sie als Nächstes?
Johannesson: „Die Weltmeisterschaft mit Island ist schon ein großes Ziel für mich und jeden Einwohner von Island. Wir als ganze Nation träumen davon. Das wäre eine Riesen-Sache, wenn wir das schaffen könnten. Ich gehe die Sache aber wie beim FC Stück für Stück an. Ich glaube fest daran: Wenn man hart arbeitet und immer alles gibt, kommen die guten Dinge von ganz allein.“