„Es ist bitter“Diagnose da! Pauli spricht über Verletzungen und das Interesse aus England

Es ist wirklich bitter! Julian Pauli (20) musste das Trainingslager des 1. FC Köln vorzeitig verlassen. Nachdem nach seiner Kopfverletzung voll angreifen wollte, der nächste Rückschlag. EXPRESS.de sprach mit ihm.

von Uwe Bödeker  (ubo)Jürgen Kemper  (kem)

Er gilt als eines der größten Verteidiger-Talente im deutschen Fußball: Julian Pauli (20) hat in der vergangenen Saison eine Raketen-Entwicklung hingelegt, wurde schnell zum Stammspieler beim 1. FC Köln.

Nach einer Gehirnerschütterung musste er lange pausieren. Jetzt hat sich Pauli im Trainingslager in Bad Waltersdorf verletzt. Am Donnerstag knickte er im Training um, reiste zurück nach Köln. Da gab es dann am Freitag (25. Juli 2025) die Diagnose: Bänderriss im Sprunggelenk am linken Fuß.

Wie es aussieht, ist der Youngster noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen, eine zunächst befürchteter Syndesmoseriss bestätigte sich nicht. Eine Operation ist daher nicht notwendig, der Verteidiger wird aber dennoch die nächsten Wochen pausieren müssen.

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„Wir haben vor dem Spiel die Info bekommen, dass die Verletzung von Julian zum Glück nicht so schlimm wie erwartet ist. Er hat sich zwar ein Band im Sprunggelenk gerissen, aber wir schauen da jetzt von Tag zu Tag und hoffen, dass er uns schnell wieder zur Verfügung steht. So eine Information zu bekommen und der Sieg heute helfen natürlich am Ende des Trainingslagers“, sagte Thomas Kessler nach dem 3:1-Sieg gegen Leicester.

EXPRESS.de sprach mit dem Youngster über die aktuelle Verletzung, seine Sorgen nach der Kopfverletzung und das Interesse aus England.

Julian Pauli will sich in Köln schnell zurückkämpfen

Es war ein hartes Trainingslager. Auch wenn du jetzt nach der Verletzung erstmal kürzertreten musst: Quälst du dich gerne im Training?

Pauli: Ja, definitiv. Ich lebe für den Sport und quäle mich unheimlich gerne. Es macht mir einfach Spaß, über meine Grenzen zu gehen. Für mich ist das ein Weg, mich immer zu verbessern.

Gibt es denn auch Sachen im Training, die du gar nicht magst?

Pauli: Die gibt es natürlich auch. Wenn wir Flanken schlagen – da bin ich jetzt nicht der größte Fan. Bei Kopfball-Duellen bin ich im Training nach wie vor etwas vorsichtiger. Aber im Spiel gibt es natürlich kein Zurück, da gehe ich voll hin.

Die Vorsicht im Training ist bei deiner Vorgeschichte verständlich. Du musstest nach einer Gehirnerschütterung lange aussetzen. Ist jetzt wieder alles in Ordnung?

Pauli: Ja, da ist wieder alles super.

Wie schwer war die Zeit für dich? Es gab lange Ungewissheit.

Pauli: Es war keine leichte Zeit für mich. Erst ging es steil nach oben für mich. Und gerade in der Phase, wo es für mich super lief, passierte die Verletzung. Es war nicht einfach, sich da wieder rauszukämpfen. Ich hatte lange mit Schwindel zu kämpfen, der kam bei Belastungen immer wieder. Aber mit der Zeit habe ich gespürt, dass ich mehr machen konnte. Als ich dann zurück auf dem Platz war, war die Freude und die Erleichterung natürlich groß.

In der Reha musstest du auch Neuro-Übungen machen, was genau ist das?

Pauli: Ich habe viel mit unserem Athletik-Trainer Nico Romm gearbeitet, der ist ein absoluter Experte beim Thema Neuroathletik. Neben dem Training am Geißbockheim habe ich auch privat mit ihm zusammengearbeitet. Das hat mir am meisten geholfen. Bei den Übungen musste ich beispielsweise mit den Augen eine Spielkarte fokussieren und bekam zeitgleich einen Ball zugespielt oder musste einen Tennisball fangen. Für den Kopf ist das anstrengend. Ich war anfangs ein bisschen skeptisch, ob so etwas funktioniert. Jetzt bin ich so überzeugt, dass ich meine Neuro-Übungen regelmäßig absolviere.

Hattest du zwischenzeitlich auch Sorgen, dass der Schwindel nie mehr weggeht? Es gab Sportler, die mussten nach Kopfverletzungen ihre Karriere beenden …

Pauli: Ja, es gab eine Phase von zwei, drei Wochen. Da habe ich wirklich gehofft, dass alles wieder wird, wie vorher. In der Phase habe ich mich dann mit einem Spieler aus der zweiten Mannschaft von Schalke ausgetauscht, der eine ähnliche Verletzung hatte. Bei ihm war es aber noch schlimmer, er konnte zeitweise nicht mal mehr duschen gehen. So extrem war es bei mir zum Glück nicht. Zum Glück ist der Schwindel jetzt wieder komplett weg. Es ist bitter, dass ich mich ausgerechnet jetzt im Training verletzt habe.

Wie ist bisher dein Eindruck vom Trainer? Und wie schätzt er dich ein?

Pauli: Er ist komplett anders als Gerhard Struber. Er ist sehr direkt. Ich finde es gut, dass man sofort weiß, woran man ist. Wir sind noch relativ früh in der Vorbereitung und versuchen seine Idee von Fußball immer besser zu verstehen.

Julian Pauli freut sich über viele Talente beim 1. FC Köln

Nimmst du als Spieler manche Ansagen vom Trainer persönlich, oder kann man dir auch mal einen vor den Latz ballern und du arbeitest dann an dir?

Pauli: Eigentlich beides. Für mich ist das immer abhängig von der Situation. Wenn der Trainer merkt, dass man gerade vielleicht ein paar mehr Fehlpässe spielt, ist es nicht förderlich, dann noch draufzuhauen. Dann ist es mir lieber, in Ruhe nach dem Training zu sprechen. Aber es gibt auch Momente, in denen man eine Ansage braucht.

Es sind einige junge Spieler dazu gekommen – Etienne Borie, Said El Mala, Youssoupha Niang. Du bist auch ein Youngster, ist das schon eine besondere Situation, wenn so viele junge Spieler eine Chance bekommen?

Pauli: Mich freut das enorm, dass immer mehr jüngere Jungs hochkommen und richtig viel Qualität mitbringen. Das sieht man auch im Training. Wenn sie so weitermachen, können sie uns auf jeden Fall weiterhelfen.

Wie ist das denn, Said El Mala zu verteidigen?

Pauli (lacht): Er ist wirklich ein flinker Spieler, hat enormen Zug zum Tor und einen super Abschluss mit rechts. Ich hatte ja noch nie vorher gegen ihn gespielt, im Training habe ich dann gesehen, was das für ein guter Zocker ist. Was besonders auffällt: Er traut sich schon einiges, geht sehr oft ins Eins-gegen-Eins. Er ist sehr selbstbewusst. Das ist aber auch wichtig, das brauchst du generell als Fußballer, erst recht als Offensivspieler.

Hast du Rituale vor dem Spiel?

Pauli: Ich bete ab und zu vor wichtigen Spielen. Aber sonst habe ich keine Rituale oder Glücksbringer.

Du hast in deinem Leben schon einiges erlebt, bist in London geboren …

Pauli: Meine Eltern haben dort gearbeitet. Bis ich 15 Jahre alt war, waren wir in England. Dann hat mein Vater in Velbert die Firma von meinem Opa übernommen. Ich wechselte auf die internationale Schule in Düsseldorf und habe dort auch mit dem Fußball begonnen.

Du hast auch die englische Staatsbürgerschaft – für welche Nationalmannschaft würdest du dich entscheiden?

Pauli (schmunzelt): Schwierige Frage.

Bisher hast du nur U-Spiele für den DFB gemacht, haben die Engländer denn auch schon angeklopft?

Pauli: Ja, es gab schon Kontakt mit England, kam dann aber nicht zustande. Bisher hat das mit dem DFB einfach gut gepasst. Aber man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.

Damion Downs hat sich für die USA entschieden und für einen Abgang vom 1. FC Köln. Ihr habt denselben Berater. Wie sieht deine Vorstellung von der Karriere aus? Kannst du dir da eine lange Zeit beim FC vorstellen?

Pauli: Mir ist einfach wichtig, dass ich spiele, vor allen Dingen in den jungen Jahren. Solange ich spielen kann und der Mannschaft weiterhelfen kann, dann bin ich glücklich.

Wie gehst du als junger Spieler damit um, wenn plötzlich so ein Hype entsteht? Musst du jetzt auch schon darüber nachdenken, ob du deinen Vertrag über 2027 hinaus in Köln verlängerst?

Pauli: Da mache ich mir gar keinen Stress. Auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte – der Fokus liegt jetzt erstmal darauf, einen guten Reha-Prozess zu haben und sich zurück in die Mannschaft zu arbeiten.

Hast du noch viele Freunde in Düsseldorf?

Pauli: Meine Freundin kommt aus Düsseldorf. Und ich habe noch viele Freunde da, die ich schon lange kenne.

Vom Ausgehen, was gefällt dir besser: Köln oder Düsseldorf?

Pauli lacht: Wenn ich ehrlich bin, liegt bei mir Düsseldorf in Sachen Ausgehen und Essen ein Tick vorn. Das liegt natürlich auch daran, dass meine Freundin da ist. Köln hat natürlich auch seine Vorzüge. Die Menschen sind offener, lockerer, angenehmer, wie ich finde.