Müssen alle Bosse weg?Calli über schwierige Lage des 1. FC Köln: „Nur das muss jetzt das Ziel sein“

Reiner Calmund schaut in die Kamera.

Reiner Calmund, ehemaliger Manager bei Bayer Leverkusen, kommt zur Abendveranstaltung zum 60. Geburtstag der Fussball-Bundesliga am 13. September 2023 nach Berlin. 

Wie geht es weiter beim 1. FC Köln? Zahlreiche Experten und Ex-Profis fordern personelle Konsequenzen nach dem Absturz in die 2. Liga. Reiner Calmund hat eine differenziertere Meinung.

von Uwe Bödeker (ubo)

Mario Basler (55) sprach nicht mehr von FC-Spielern, sondern von „Gurken“, Lukas Podolski (38) fehlt die sportliche Kompetenz im Verein, ebenso wie Ex-Spieler Dieter Prestin (67), der sogar eine Opposition gründen und den Vorstand stürzen will.

Der 1. FC Köln hat in den vergangene Wochen und vor allem in den Tagen nach dem Abstieg heftige Kritik einstecken müssen. Nach dieser katastrophalen Saison ist dies auch völlig normal und verständlich. Doch müssen wirklich alle handelnden Personen weg?

Reiner Calmund hofft auf ein wenig Kontinuität beim 1. FC Köln

Im Gespräch mit EXPRESS.de äußert sich Reiner Calmund (75) über die Lage in Köln. Er weiß: „Nicht nur der Abstieg tut weh, sondern auch das Transferverbot im Sommer. Rund sieben Leistungsträger könnten den Verein wohl dank Klauseln verlassen. Ich würde gerne etwas anderes sagen, aber man kann nicht davon ausgehen, dass der FC in der nächsten Zweitliga-Saison direkt wieder oben angreift.“

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Calli hofft, dass es dem FC gelingt, eine gute Mannschaft zusammenzustellen: „Es gibt drei, vier Leistungsträger, die es gut gemacht haben, trotz Abstieg. Da haben natürlich die anderen Bundesligisten ein Auge drauf geworfen. Und wenn ein Spieler die Perspektive hat, erstklassig zu spielen, dann kann man das keinem verübeln, wenn er geht. Aber beim FC sollte man auch eng zusammenstehen. Vielleicht kann man so den ein oder anderen Spieler halten.“

Bei Jeff Chabot (26) und Justin Diehl (19) ist die Trennung schon vollzogen. Andere überlegen noch und verhandeln gerade, wie Torhüter Marvin Schwäbe (29), Jan Thielmann (21) oder Timo Hübers (27).

„Zu viele Abgänge kann der FC einfach nicht kompensieren. Das ist dann mit der Transfersperre schon eine kritische Situation. Trotzdem muss man jetzt das Beste daraus machen, ganz eng zusammenrücken und versuchen, eine stabile Hinrunde zu absolvieren. Im Winter kann man sich dann nochmal verstärken“, so Calli.

Was für den ehemaligen Erfolgs-Manager elementar wichtig ist: „Klassenerhalt! Klassenerhalt! Klassenerhalt! Nur das muss als klares Ziel am besten gleich dreimal ausgerufen werden, damit es jeder kapiert. Es geht in der 2. Liga erstmal nur um den Klassenerhalt. Das muss jedem klar sein, auch den Fans. Wenn man dann im Laufe der Saison sieht, dass mehr möglich ist, kann man immer noch die Ziele korrigieren.“

Reiner Calmund möchte keinen Kahlschlag beim FC

Der FC muss sich also jetzt schon mental auf den Existenzkampf im Unterhaus einstellen – nur dann kann laut Calli die Situation gemeistert werden.

Personelle Konsequenzen fordert er im Vergleich zu anderen Beobachtern nicht unbedingt: „Ich halte nichts davon, jetzt: ‚Alle müssen weg!‘ zu brüllen. Man muss die Situation in Ruhe analysieren und aufarbeiten und schauen, wer kann sein Amt in der jetzigen Situation optimal ausführen. Es muss trotz der schwierigen Lage ein bisschen Kontinuität im Verein bleiben. Also sie täten gut daran, nicht jeden zum Teufel zu jagen. Sondern lieber fragen: Bei wem ist noch Vertrauen da?“

Der ehemalige Star-Manager von Bayer Leverkusen war am Mittwochabend mit dem Bayer-Tross in Dublin. Zur ersten Saison-Niederlage der Werkself ausgerechnet im Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo (0:3) sagt Calli: „Das hat mich nicht vom Hocker gehauen, denn zu so einer Siegesserie gehört ja auch extrem viel Glück. Im Finale war die Mannschaft geistig, körperlich und von der Einsatzbereitschaft nicht so da, wie man sie kennt. Aber Bergamo hat völlig verdient gewonnen, sie haben es sehr, sehr gut gemacht.“

Den nächsten Titel sieht Calli aber wieder bei Bayer: „Im Pokalfinale werden die Leverkusener wieder ein anderes Gesicht zeigen, da bin ich mir sicher.“ Und dem FC wünscht Calli natürlich auch nur das Allerbeste, denn er weiß es mit am besten: Derbys sind das Salz in der Suppe.