„Niemand hat Stammplatzgarantie“Baumgarts FC-„Leistungsgesellschaft“ – die Chance für Schwäbe?

Wohin geht der Fingerzeig im Torhüter-Duell? Die beiden Konkurrenten Marvin Schwäbe (links) und der aktuell verletzte Timo Horn (Mitte) im Training mit ihrem Torwart-Trainer Uwe Gospodarek am 16. September 2021 in Köln.

Wohin geht der Fingerzeig im Torhüter-Duell? Die beiden Konkurrenten Marvin Schwäbe (l.) und der aktuell verletzte Timo Horn (M.) im Training mit ihrem Torwart-Coach Uwe Gospodarek am 16. September 2021 in Köln.

Der 1. FC Köln spielt unter Steffen Baumgart bisher eine starke Saison, hat mit dem Abstieg aktuell nichts zu tun. Unter anderem, weil der Trainer jeden Spieler mitnimmt, finden Thomas Kessler und Friedhelm Funkel.

von Martin Zenge (mze)Klemens Hempel (kmh)

18 Punkten aus 13 Spielen, ein Weihnachtfest jenseits der 20 Punkte fest vor Augen – unter Trainer Steffen Baumgart (49) kann der 1. FC Köln die Abstiegsränge aktuell beruhigt mit dem Fernglas beobachten. Eine wichtige Zutat in Baumgarts Erfolgs-Rezept: Keiner hat eine Stammplatz-Garantie.

Gilt auch für Stars wie Mark Uth (30), der im Derby gegen Gladbach von der Bank kam, oder die langjährige Nummer eins Timo Horn (28). In der Talkrunde „Loss mer Schwade“ stellte Lizenzspieler-Chef Thomas Kessler (35) am Montagabend (29. November 2021) klar: „Wenn man sieht, wie Steffen Baumgart jede Woche aufstellt, ist das bei uns eine Leistungsgesellschaft. Und man muss sich die Einsätze schon erarbeiten.“

Thomas Kessler: „Bei uns hat niemand eine Stammplatzgarantie“

Der ehemalige FC-Profi ergänzte: „Bei uns hat niemand eine Stammplatzgarantie und spielt, egal, was ist. Sondern es gilt, dass die Jungs das Woche für Woche im Training zeigen müssen. Und auf der Grundlage stellt der Trainer dann die Mannschaft auf.“

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Ex-Trainer Friedhelm Funkel (67), der die Kölner letzte Saison über die Relegation vor dem Abstieg bewahrte, erkennt dort eine große Baumgart-Stärke: „Steffen gibt jedem Spieler eine Chance. Keiner hat eine hundertprozentige Einsatzgarantie. Das hält natürlich die Spannung sehr hoch und man sieht auch, dass das Gemeinschaftsgefühl sehr, sehr groß ist.“

1. FC Köln: Derby als bestes Beispiel für den Mannschaftsgeist

Das Derby dient da als bestes Beispiel. Uth saß überraschend erst draußen, traf dann aber nach Einwechslung staubtrocken zur 2:1-Führung. Das 4:1 war eine reine Joker-Produktion: Louis Schaub (26) legte vor, Sebastian Andersson (30) veredelte. Bereits beim Sieg in Bochum am dritten Spieltag hatte der Trainer ein goldenes Händchen bewiesen – wiederum Schaub und Tim Lemperle (19) hatten damals die beiden FC-Tore erzielt.

Wie geht es weiter auf der Torwart-Position? Eine Frage, die auch Steffen Baumgart (rechts) und Thomas Kessler (links) irgendwann beantworten müssen - ein Gespräch der beiden am Geißbockheim.

Wie geht es weiter auf der Torwart-Position? Eine Frage, die auch Steffen Baumgart (r.) und Thomas Kessler (l.) irgendwann beantworten müssen. Hier sind die beiden im Gespräch am 22. November 2021 in Köln.

Und nicht nur Funkel bemerkte, „dass bei den Toren wirklich alle gejubelt haben – auch die, die auf der Bank saßen, auch die, die wenig zum Einsatz gekommen sind in den letzten Wochen.“ Durchdachte Trainer-Arbeit, die belohnt wird, meint der Retter-Coach: „Das zeigt, dass eine sehr, sehr gute Harmonie in der Mannschaft herrscht und dass Steffen diese Mannschaft sehr, sehr gut und menschlich, empathisch führt.“

Profitiert auch Schwäbe von Steffen Baumgarts Prinzipien?

Beim Derby-Sieg bot aber noch ein anderer eine Top-Leistung, dessen Platz eigentlich auf der Bank ist: Bundesliga-Debütant Marvin Schwäbe (26) knüpfte nahtlos an seine starken Pokal-Leistungen in Jena und Stuttgart an.

Wie es nach der Genesung von Timo Horn auf der Torhüter-Position weitergeht, lassen die Verantwortlichen derzeit offen. Vor dem Gladbach-Spiel meinte Baumgart, er könne die Frage jetzt „nicht seriös beantworten“. Schon seit geraumer Zeit war sein Standpunkt, dass das Duell immer enger werde.

Auch Horns Ex-Kollege Kessler weiß: „Wenn du als Spieler verletzt bist,  ist es immer eine schwierige Situation. Und derjenige, der in der Zeit zum Spielen kommt, hat natürlich die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen.“

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Kessler: Horn „Nummer eins“, aber „Chapeau“ für Schwäbe

Schwäbe verdiente sich gegen Gladbach obendrauf ein Sonderlob: „Das Derby ist einfach was Besonderes und wenn man da so eine eiskalte Leistung bringt, muss man echt sagen: grandios, Chapeau! Aber mich hat die Leistung nicht überrascht“, findet Kessler. Dennoch gelte: „Timo ist unsere Nummer eins. Und das nicht erst seit gestern, sondern schon viele, viele Jahre“, auch er „trainiere immer wahnsinnig gut“.

„Marvin ist jetzt der Platzhalter und er spielt, und wenn Timo wieder kann, dann spielt er automatisch wieder“, wäre aus Kesslers Sicht aber das falsche Motto: „Timo hat es auch nicht geschenkt bekommen, sondern er muss es mit Leistung untermauern“. Da scheint es beim FC seit der Baumgart-Ankunft keine Ausnahmen zu geben. Mit Erfolg.