„Von unserem hohen Ross runterkommen“Baumgart über FC-Erfolgsrezept und DFB-Missstand

Steffen Baumgart breitet die Arme aus und brüllt.

Steffen Baumgart beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 26. August 2023.

Steffen Baumgart nimmt kein Blatt vor den Mund. Nun hat sich der FC-Coach unter anderem zu den Missständen im deutschen Fußball geäußert.

von Julian Meiser (jm)

Steffen Baumart (51) ist ein gefragter Mann. Die Meinung des FC-Trainers ist vielerorts gefragt. Denn alle wissen: Dem gebürtigen Rostocker liegt das Herz auf der Zunge.

Nun erläuterte Baumgart in einem Interview die Gründe, warum er noch immer beim FC an der Seitenlinie stehen darf und warum es für die deutsche Nationalmannschaft seiner Meinung nach nicht mehr läuft.

Steffen Baumgart: „Es passt nicht nur mit mir und dem FC“

Im Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ angesprochen auf seine – für FC-Verhältnisse – lange Verweildauer als Trainer in Köln verrät Baumgart Ende August 2023 sein Erfolgsrezept: „Das ist ja nicht allein meine Arbeit, sondern Teamarbeit.“ Er betont: „Es passt also nicht nur mit mir und dem FC, sondern mit uns. Jetzt arbeiten wir daran, das dieses Jahr fortzusetzen.“

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Lokal-Rivale Bayer 04 Leverkusen sieht er sportlich allerdings weiterhin vor dem FC. Bei dieser Einschätzung lasse er „das Emotionale außen vor“. Der Werkself traut er zu, in dieser Saison um den Titel mitzuspielen.

Auch zur Lage beim DFB hat Baumgart eine klare Meinung, Hansi Flick ist für ihn „der richtige Mann am richtigen Platz“. Der FC-Trainer ist der Auffassung, dass die Erwartungshaltung innerhalb Deutschlands heruntergefahren werden müsse: „Vielleicht sollten wir alle lieber von unserem hohen Ross runterkommen. Wir glauben immer noch, dass wir in die Weltspitze gehören. Da haben wir aber schon seit Jahren nichts mehr verloren.“

Den Grund für diesen Status-Verlust sieht Baumgart jedoch nicht in der Arbeit der Bundestrainer der vergangenen Jahre, sondern in einem strukturellen Problem in der deutschen Gesellschaft. „Wenn bei Schulsportevents nur noch Teilnahme-Urkunden ausgegeben werden, aber kein Wettbewerb mehr stattfindet, und wenn es im Kinderfußball keine Ergebnisse, keine Tabelle und damit auch keine Sieger und keine Verlierer mehr geben darf, wie lerne ich dann, mit einer Niederlage umzugehen?“, fragt Baumgart und schiebt hinterher: „Vielleicht bin ich da konservativ.“

„Momentan ist es nur dummes Gequatsche“

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Fehlendes Verständnis zeigt Baumgart auch für die explodierenden Marktwerte und Ablösesummen im Fußball. Als reiner Fußballromantiker möchte Baumgart aber dennoch nicht gelten.

Er konstatiert, dass er technische Neuerungen – wie den Videobeweis – befürworte. „Diese technischen Möglichkeiten sind da und sollten auch genutzt werden“, hält Steffen Baumgart fest.