Projekt „Jugend forscht“Die Chancen der FC-Juwele bei der Mission Klassenerhalt

Juwele

Talente wie Jan Thielmann, Tim Lemperle und Noah Katterbach (v.l.) sind die Zukunft beim 1. FC Köln.

von Jürgen Kemper (kem)

Köln – Das Projekt „Jugend forscht“ beim 1. FC Köln wird auch in der kommenden Saison fortgesetzt. Trainer Markus Gisdol (51) und Geschäftsführer Horst Heldt (50) setzen weiter konsequent auf den eigenen Nachwuchs. Zum einen, weil das Geld für externe Neuzugänge mit Qualität fehlt, zum anderen weil es die hoch veranlagten Juwele auch verdient haben.

1. FC Köln kann auf eine Fülle von Talenten zurückgreifen

Mittlerweile könnte man den Eindruck haben, der FC startet in die neue Bundesliga-Saison mit einer U21-Auswahl, aufgefüllt mit ein paar erfahrenen alten Hasen. Beim Test-Doppelsieg am Samstag gegen Deutz (5:0) und Lohne (2:1) kamen mit Jens Castrop (17), Jan Thielmann (18), Marvin Obuz (18), Jacob Jansen (18) und Meiko Sponsel (18) fünf Spieler der U17, die im Sommer 2019 die Deutsche Meisterschaft gewann, zum Einsatz.

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Dazu kommen Tim Lemperle (18), Robert Voloder (19), Sava Cestic (19), Noah Katterbach (19) und Ismail Jakobs, der in dieser Riege mit seinen 21 Jahren schon fast zum alten Eisen gehört. Doch wie stehen die Chancen auf Spielzeit in der kommenden Spielzeit für die Kölner Jungspunde?

In der Warteschleife

Meiko Sponsel und Jacob Jansen durften zwar im Test gegen Lohne ihr Debüt bei den Profis feiern, mehr als ein erstes Reinschnuppern war das aber nicht. FC-Trainer Gisdol plant (noch) ohne das Duo. Die beiden sollen in der U19 spielen und werden noch nicht hochgezogen. Intern wird aber vor allem Sponsel hoch gehandelt und als mögliche Dauerlösung auf der Problemposition des Rechtsverteidigers gesehen. Er könnte spätestens ab 2021 dabei sein.

Das gleiche sollte eigentlich für Marvin Obuz gelten. Nach dem positiven Corona-Test von Tim Lemperle bekam der U19-Flügelflitzer allerdings die Chance sich bei den Profis zu bewähren und packte diese beim Schopf. Obuz bot sich nicht nur im Training an, sondern überzeugte auch im Test gegen Lohne mit einem Treffer und seiner unbekümmerten Spielweise. Von Heldt gab es dafür ein Sonderlob: „Durch die Corona-Fälle haben wir Obuz hochgezogen. Er macht das gut, deswegen spricht nichts dagegen es so zu belassen. Dennoch müssen wir abwarten, wie sich der Kader entwickelt.“

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U19-Flügelflitzer Marvin Obuz darf sich aktuell bei den Profis des 1. FC Köln beweisen.

Noch ist nicht final entschieden, ob Obuz, der beim DFB in der U19 links gesetzt ist, mit ins Trainingslager nach Donaueschingen (20. – 29. August) reist. Sollte er an Bord sein, wäre das ein Fingerzeig und Obuz hätte gute Chancen längerfristig bei den Profis zu bleiben.

Herausforderer

Ein blutjunges Abwehr-Duo soll nächste Saison Druck auf die beiden Stamm-Innenverteidiger Sebastiaan Bornauw und Rafael Czichos machen. Sava Cestic und Robert Voloder wollen den nächsten Schritt machen und sich für Spielzeit empfehlen. Vor allem Cestic, der bereits im Wintertrainingslager dabei war, macht bisher einen sehr starken Eindruck, wirkt erwachsen und körperlich auf Augenhöhe mit den älteren Teamkollegen.

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Nachwuchs-Verteidiger Sava Cestic und Co-Trainer Frank Kaspari haben noch dem Training einiges zu besprechen.

Diesen Eindruck bestätigt auch Heldt: „Sava macht es ähnlich gut wie in Benidorm. Er ist sehr kopfballstark.“ Die Verantwortlichen werden sich seine Entwicklung in den nächsten Wochen gut anschauen. Statt unnötig Geld für einen externen Vertreter für Bornauw auszugeben, ist es nicht ausgeschlossen, dass der Nachwuchsmann in die Backup-Rolle schlüpft. Sollte es mit Einsätzen noch nicht klappen, wäre für beide wichtige Spielzeit bei der U21 jederzeit möglich.

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Jens Castrop vom 1. FC Köln beim Testspiel gegen Porz.

Ähnlich ist die Ausgangslage bei Tim Lemperle und Jens Castrop. Die beiden müssen sich zunächst hinten anstellen. Für beide ist die kommende Saison eine Art „Lehrjahr“ – mitschwimmen und so viel aufsaugen und Erfahrung sammeln, wie es geht. Dass insbesondere Lemperle aber schon das Zeug für den kurzfristigen Durchbruch hat, bewies nicht nur sein Kurzeinsatz am letzten Spieltag gegen Bremen. Gisdol sieht in dem Offensivspieler eine Menge Potenzial. Pünktlich zum Trainingslager ist Lemperle auch aus der Quarantäne zurück und darf sich nun in den kommenden Wochen für höhere Aufgaben empfehlen.

Nah dran

Jan Thielmann hat bereits zwölf Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Nachdem er vergangene Saison noch reichlich Lehrgeld bezahlen musste und sichtlich mit den Herausforderungen im Männerfußball zu kämpfen hatte, soll nun der nächste Schritt folgen. Dabei hat Thielmann hat einen großen Vorteil, der ihn wertvoll macht. Er ist flexibel und damit genau der Spielertyp, den Heldt aktuell sucht. So spielte Rechtsaußen Thielmann gegen Deutz als Sturmspitze, traf nach mehreren vergebenen Chancen per Fallrückzieher. Heldt lobte den Youngster anschließend: „Für Jan ist es natürlich eine ungewohnte Position vorne in der Spitze, aber er hat das gut gemacht, war sehr engagiert.“

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Jan Thielmann wird sich weiter an die Herausforderungen im Männerfußball gewöhnen müssen.

Für den Youngster kommt allerdings erschwerend hinzu, dass er parallel sein Abitur baut. Sollte Thielmann diese nicht zu unterschätzende Doppelbelastung wegstecken und sich erstmal an das körperliche Spiel bei den Profis gewöhnt haben, dürfte er seinen Platz in der FC-Offensive finden.

Stammspieler

Noah Katterbach und Ismail Jakobs gehen als Stammspieler auf ihrer jeweiligen Position in die Saison. Die beiden bilden dabei die kölsche linke Seite. Katterbach verteidigt, Jakobs soll offensiv für Torgefahr sorgen. Nach den teils starken Leistungen vergangene Saison hat sich „Iso“ gar in den Fokus der U21 gespielt. Der Lohn: Nationaltrainer Stefan Kuntz will Jakobs für die EM-Quali-Spiele gegen Moldawien (3. September) und Belgien (8. September) nominieren.

Nicht zu vergessen sind die Spieler in der U19 wie Jonas Urbig (17), Philipp Wydra (17), Maximilian Schmid (17) und Justin Diehl (15), die wahrscheinlich im Laufe der Saison ebenfalls Profiluft schnuppern dürfen und schon zum „Schattenteam“ aus dem eigenen Nachwuchs gehören.