Mitten in zweiter FC-EinheitKwasniok weckt plötzlich Baumgart-Erinnerungen

Beim Training am Dienstag konnten die Fans schon sehr gut erkennen, wie Lukas Kwasniok als Trainer arbeitet: Äußerst emotional. Da werden Erinnerungen an Steffen Baumgart wach.

von Uwe Bödeker  (ubo)Jürgen Kemper  (kem)

Dienstag, 8. Juli 2025, 12.22 Uhr: Die Fans am Geißbockheim erleben den neuen Trainer Lukas Kwasniok (44) erstmals so richtig in seinem Element.

Der neue Coach unterbrach die Übungen, versammelte seine Spieler vor der Taktiktafel, erklärte gestenreich seinen Plan und seine Anforderungen.

Funkel sieht Kwasniok nicht als Baumgart-Zwilling

Später lief er beim Trainingsspiel wild mit den Armen fuchtelnd quer durchs Spielfeld, gab lautstark Kommandos, griff ins Geschehen ein und nahm dann eine Pose ein, die man in Köln nur allzu gut kennt – und mit Vorgänger Steffen Baumgart (53, jetzt Union Berlin) verbindet.

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Kwasniok stand mit breiten, etwas gebeugten Beinen und gesenktem Oberkörper an der Seitenlinie und schaute auf den Platz. Da fehlte nur noch die Schiebermütze oder Baumis Trainingskappe. Luki 1.0 steht wie Baumi 1.0 auf dem Platz.

Kwasniok weiß zwar, dass es durchaus Parallelen gibt (Paderborn-Vergangenheit, emotionale Führung, lockere Sprüche), doch er will natürlich seine eigenen Fußstapfen hinterlassen.

Der neue Köln-Coach meinte zuletzt: „Auf den ersten Blick ähneln wir uns. Die Allergrößten sind wir nicht, die sportliche Aktivität ist auch schon ein paar Tage her, wenn man sich zumindest meine körperliche Konstitution anschaut.“ Aber er stellte auch klar: „In Bezug auf den Umgang mit der Mannschaft und auf die fußballspezifische Annäherung gibt es schon Unterschiede. Es gab einen Baumi 1.0, und jetzt gibt es einen Luki 1.0. Wenn wir dann am Ende so erfolgreich sind wie unter Baumi, nehmen wir uns alle in die Arme und sagen: coole Zeit.“

Cheftrainer Steffen Baumgart von Union Berlin beobachtet das Spiel an der Seitenlinie.

Cheftrainer Steffen Baumgart (Union Berlin) in bekannter Pose am Spielfeldrand (9. März 2025).

Auch Trainer-Altmeister Friedhelm Funkel (71) sieht die beiden nicht als Coaching-Zwillinge, sagte zuletzt bei Sport1: „Ich möchte beide nicht miteinander vergleichen. Es gibt einige Unterschiede. Lukas ist nicht ganz so theatralisch wie Baumi, der die Mannschaft mit seiner Theatralik anpeitscht. Lukas ist da etwas ruhiger. Auch in seiner Spielweise unterscheidet er sich ein wenig.“

Etwas ruhiger war Kwasniok dann bei der Abschlussrunde nach der ersten Dienstags-Einheit. Im Kreis sprach er in ruhigem Ton zur Mannschaft. 

Funkel glaubt, dass es mit Kwasniok erfolgreich werden kann: „Ich glaube, dass sich der 1. FC Köln mit Lukas richtig entschieden hat. Aus meiner Sicht ist er ein Trainer, der sehr gut zum FC passt. Er zeigt Emotionen – nein, er lebt sie. Er ist ein junger, temperamentvoller Trainer. Er hat gute Arbeit in Saarbrücken und in Paderborn geleistet, war in den vergangenen Jahren immer im einstelligen Tabellenbereich und hat am Aufstieg geschnuppert.“

Doch Funkel weiß auch, dass Kwasniok sich beweisen muss: „Ich wünsche ihm alles Glück der Welt. Aber Köln ist etwas anderes – das weiß er auch. Der FC hat eine unglaubliche Wucht.“