Duda, Wolf und Co.Das erste Zwischen-Zeugnis der FC-Neuzugänge

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Ondrej Duda (r.) kam im Sommer per Leihe von Hertha BSC zum 1. FC Köln. Im Pokalspiel gegen den VfL Osnabrück lieferte er die Vorlage zum entscheidenden 1:0.

von Jürgen Kemper (kem)

Köln – 13 Spiele sind in dieser Bundesliga-Saison absolviert. Der 1. FC Köln steht mit elf Punkten auf dem 15. Platz.

Die Mini-Pause – der FC nimmt bereits am 29. Dezember wieder das Training auf – bietet Zeit für ein erstes Zwischenfazit in Sachen Transfers.

Sportboss Horst Heldt (51) gab im Sommer mehr als 17 Millionen Euro für Ondrej Duda (26, 7 Millionen Euro), Sebastian Andersson (29, 6,5 Millionen), Dimitrios Limnios (22, 3,3 Millionen), Tolu Arokodare (19, 500.00 Euro Leihgebühr), Marius Wolf (25, Leihe) und Keeper Ron-Robert Zieler (31, Leihe) aus. Wie haben sich die Neuen beim FC bisher geschlagen?

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Das EXPRESS-Zeugnis der FC-Neuzugänge.

Ondrej Duda 2

Der Slowake ist bisher der überzeugendste Neue beim 1. FC Köln. Der Mittelfeldspieler hebt das spielerische Niveau auf ein anderes Level. Er ist mit Abstand der beste Fußballer in den Kölner Reihen, der mit seiner Technik und seinen Ideen immer in der Lage ist, Spielsituationen aufzulösen.

Dazu hat er bewiesen, dass er flexibel einsetzbar ist. Ob als Spielmacher auf der Zehn oder als „falsche Neun“ – Duda hat auf beiden Positionen einen Mehrwert für die Mannschaft. Ein weiteres Plus ist Dudas Fleiß. Der Nationalspieler spult nach Ellyes Skhiri (25) die meisten Kilometer im Spiel ab. Im bisherigen Saisonverlauf waren das in der Bundesliga 135,37 Kilometer, das macht 11,28 Kilometer im Durchschnitt pro Spiel.

Und selbst, wenn er mal keinen guten Tag hat, wie beim Pokalsieg gegen Osnabrück, reicht einer seiner Geistesblitze zum Sieg. Fünf Torbeteiligungen aus den ersten zwölf Spielen sind ein ordentlicher Wert. Bisher ein echter Gewinn für den FC.

Sebastian Andersson 5

Der Königstransfer ist bisher der Problemfall beim 1. FC Köln. Andersson wurde als designierter Nachfolger von Tor-Maschine Jhon Cordoba (27) geholt. 6,5 Millionen Euro überwiesen die Verantwortlichen für den Wandspieler an Union Berlin. Eine Investition, die sich bisher nicht rentiert hat.

Andersson kam in der Bundesliga bisher lediglich zehnmal zum Einsatz. Dabei wirkte er meist wie ein Fremdkörper, nahm kaum am Geschehen teil, machte zuletzt so gut wie keinen Ball mehr fest.

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Sebastian Andersson kommt beim 1. FC Köln aufgrund von Knieproblemen noch nicht in die Gänge.

Als Torjäger konnte er sich auch noch nicht auszeichnen. Lediglich zwei mickrige Törchen (davon ein Elfmeter) stehen bisher zu Buche. Und es werden in nächster Zeit auch erst mal keine dazukommen. Andersson fällt nämlich aufgrund von Knieproblemen, die ihn schon die ganze Saison begleiten und immer wieder ausbremsten, die nächsten Wochen aus. Im schlimmsten Fall drohen dem Angreifer sogar zwei Monate Pause. Trübe Aussichten für den Neuner.

Dimitrios Limnios 4-

Der Grieche kam im Sommer als großes Versprechen nach Köln. In der heimischen Liga steuerte der Nationalspieler vier Tore und sechs Vorlagen zum Meistertitel für PAOK Saloniki bei. Vom Profil her schien der schnelle Rechtsaußen der ideale Ersatz für den langzeitverletzten Florian Kainz (28) zu sein.

Doch nach der Last-Minute-Verpflichtung von Marius Wolf (25) stellt sich immer mehr die Frage: Wohin mit Limnios? Denn nicht zuletzt das Pokalspiel gegen Osnabrück hat gezeigt, dass Wolf kein Rechtsverteidiger ist und seine Stärken in der Offensive hat. Gegen den Zweitligisten war Wolf deutlich gefährlicher als sein eigentlicher Vordermann Limnios.

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Dimitrios Limnios (l.) und Tolu Arokodare gehören seit dem Sommer zum Kader des 1. FC Köln.

Der Grieche (null Torbeteiligungen) hat sich zudem noch nicht an das Niveau der Bundesliga gewöhnt, der Qualitätsunterschied ist doch gewaltig. Kabinettstückchen, die in der Super League funktionieren, ringen Bundesliga-Verteidigern meist nur ein müdes Lächeln ab.

Er wird es in den kommenden Wochen schwer haben, einen Platz in der Mannschaft zu ergattern. Limnios wird noch Zeit brauchen, um dem FC eine echte Hilfe zu sein.

Marius Wolf 3+

Kam als Last-Minute Zugang aus Dortmund, für Markus Gisdol (51) war er das entscheidende Puzzle-Stück, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Wolf konnte dieses Vertrauen bisher über weite Strecken zurückzahlen.

Der Pokalsieger von 2018 ist ein belebendes Element auf der rechten Seite. Sein Zug zum Tor und seine Wucht tun dem FC-Spiel gut. Weil aber über die gesamte Saison hinweg eine echte Alternative auf der Rechtsverteidigerposition fehlt, ist Gisdol immer wieder gezwungen, Wolf nach hinten zu ziehen.

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Marius Wolf hat in seinen ersten Monaten beim 1. FC Köln überzeugt. In Leipzig hielt er mit seinem Team hinten die Null.

Damit wird der schnelle Coburger aber seinen Stärken beraubt, zudem passt auch das Stellungsspiel in der Rückwärtsbewegung nicht immer.

Sollte Wolf dauerhaft auf dem Flügel – egal ob im 4-2-3-1 oder 3-5-2 – zum Einsatz kommen, wäre er deutlich wertvoller und produktiver. Zwei Torvorlagen in elf Spielen sind nämlich eine ausbaufähige Bilanz.

Tolu Arokodare 5

Es ist ein hartes Urteil, aber der Neuzugang aus Lettland ist noch nicht bundesligareif und wird es diese Saison auch nicht mehr werden. Der Sturmriese ist einfach noch zu roh, dazu technisch überhaupt nicht auf der Höhe. Selbst seinen massiven Körper weiß der Nigerianer nicht einzusetzen.

Bei seinen vier Kurzauftritten in der Bundesliga konnte er einem aufgrund seiner Unbeholfenheit fast schon leidtun. Der Schritt von der lettischen Liga ins deutsche Oberhaus war einfach zu groß. Tolu sollte die verbleibenden Monate in Köln nutzen, um möglichst viel für seine Zukunft aufzusaugen.

Der FC wäre indes gut beraten, die Kaufoption von über zwei Millionen Euro verstreichen zu lassen. Das Risiko, dass das Experiment schief gehen könnte, ist in finanziell schwierigen Zeiten wohl zu groß.

Ron-Robert Zieler 3

Der Weltmeister erfüllt genau die Aufgabe, die von ihm verlangt wird. Er soll im Training Druck auf Timo Horn ausüben und Kölns unangefochtene Nummer eins wieder zu Höchstleistungen pushen. Das klappt bisher hervorragend: Horn ist nach einem kleinen Tief zu Beginn der Saison mittlerweile in Top-Form. Der FC-Keeper ist endlich wieder der erhoffte Rückhalt, den es im Abstiegskampf braucht – auch mit ein Verdienst von Zieler.

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Ron-Robert Zieler macht im Training Druck auf die Nummer eins Timo Horn.

Denn während sich Horn in den vergangenen Jahren mit Thomas Kessler (34) als Nummer zwei seiner Position zwischen den Pfosten sicher sein konnte, herrscht nun mit Zieler ein ganz anderer Konkurrenzkampf. Das tut Horn gut.

Zudem hat Zieler gezeigt, dass er da ist, wenn Horn mal ausfallen sollte. Bei seinem einzigen Bundesliga-Einsatz in Bremen, als er in der 40. Minute eingewechselt wurde, lieferte er eine souveräne Vorstellung ab. Eine starke Nummer zwei.