„Markus Lanz“Grundschullehrerin redet Klartext und legt sich mit Bildungsministerin an

Grundschullehrerin Katja Giesler (r.) lieferte sich ein Wortgefecht mit CDU-Bildungsministerin Karin Prien. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Grundschullehrerin Katja Giesler (r.) lieferte sich ein Wortgefecht mit CDU-Bildungsministerin Karin Prien.

Deutschland steckt seit langem in einer Bildungskrise. Bei „Markus Lanz“ berichtete Grundschullehrerin Katja Giesler von ihrem Alltag und klagte ihr Leid.

In Deutschland scheint es, als entscheide die soziale Herkunft über den Bildungserfolg und die späteren Aufstiegschancen einzelner Kinder. Bei „Markus Lanz“ gab die neue Bundesbildungsministerin Karin Prien daher am Donnerstagabend (26. Juni 2025) ihre ehrliche Einschätzung mit Blick auf das deutsche Bildungssystem und gab zu, dass es „große Baustellen“ gebe.

„Wir haben Defizite und die kommen insbesondere daher, dass die Schülerinnen und Schüler immer unterschiedlicher sind.“ Das habe „etwas mit Migration zu tun“, so Prien, aber auch mit „verändertem Erziehungsverhalten der Eltern“ zu tun. Auch Grundschullehrerin Katja Giesler gab zu, dass es erhebliche Probleme in deutschen Klassenzimmern gebe.

Ahmad Mansour: „Die Kinderkriminalität nimmt zu, weil die Empathie abnimmt“

Sie verriet, dass sie nicht mehr „die gleichen Bücher“ lesen könne, die sie „vor zehn, 15 Jahren noch mit den Kindern lesen konnte“. Laut Giesler wisse kein Kind, „was ein Bach ist, was eine Hecke ist“.

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„Die einfachsten Wörter in der deutschen Sprache müssen wir erklären“, so die Lehrerin nachdenklich. Eine Beichte, die den ZDF-Moderator erschütterte: „Woran liegt das?“

Katja Giesler antwortete prompt: „Das liegt mit Sicherheit daran, dass wir viele sprachliche Probleme haben aufgrund von Migration.“ Zeitgleich sei auch die vermehrte Nutzung von Handys ein großes Problem bei Kindern.

Grund genug für Integrationsexperte Ahmad Mansour, Alarm zu schlagen und zu warnen, dass „Dramatisches“ auf uns zukomme.

Am Donnerstagabend diskutierte Markus Lanz (l.) mit CDU-Bildungsministerin Karin Prien (2.v.l.), Grundschullehrerin Katja Giesler (Mi.), Integrationsexperte Ahmad Mansour (2.v.r.) und Journalist Robin Alexander. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Am Donnerstagabend diskutierte Markus Lanz (l.) mit CDU-Bildungsministerin Karin Prien (2.v.l.), Grundschullehrerin Katja Giesler (Mi.), Integrationsexperte Ahmad Mansour (2.v.r.) und Journalist Robin Alexander. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Er beobachte zwei Entwicklungen, die ihm große Sorgen machten: „Die Kinderkriminalität nimmt zu, weil die Empathie abnimmt. Und das kann die Schule nicht mehr nachholen, wenn das nicht zum Hauptthema wird, wenn wir nicht Empathieentwicklung betreiben.“

Laut Mansour könne die Empathielosigkeit am Ende sogar die Demokratie gefährden. In dem Zusammenhang warnte Grundschullehrerin Katja Giesler, dass die Schule längst nicht mehr alles auffangen könne, da es einen allgegenwärtigen Lehrermangel gebe. Die Folge? Laut Giesler unterrichte immer mehr nicht-pädagogisches Personal an deutschen Schulen. „Wo kommen diese Leute her?“, wollte Markus Lanz wissen.

Die Grundschullehrerin antwortete ehrlich, dass es sich meist um Menschen aus dem Bekanntenkreis oder Studenten handle. Eine Aussage, die Lanz stutzig machte.

Er fragte weiter, ob theoretisch auch Fremde auf dem Spielplatz akquiriert werden könnten. Eine Frage, die Giesler mit einem deutlichen „Ja“ beantwortete. CDU-Politikerin Karin Prien hielt prompt dagegen: „Aber unterrichten dürfen die nicht!“ Eine Aussage, die Giesler sichtlich wütend machte. Sie konterte: „Wie stellen Sie sich das vor, dass sie das nicht dürfen? Natürlich werden die bei uns eingestellt und dürfen unterrichten.“ Mit ihrer Offenbarung entsetzte die Lehrerin jedoch nicht nur Karin Prien, sondern auch Markus Lanz. Er stellte klar: „Das ist sensationell.“

Bildungsministerin Prien fordert „verpflichtende Sprachförderung“

In Bezug auf die Probleme an deutschen Schulen, die mit der Migration in Verbindung gebracht werden können, wollte Lanz am Donnerstagabend wissen, wie mögliche Lösungsansätze aussehen könnten. Integrationsexperte Mansour forderte daraufhin unter anderem die „Kindergartenpflicht für diejenigen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen“. Lanz reagierte skeptisch: „Da geht Frau Prien schon mal nicht mit.“ Die CDU-Politikerin hielt dagegen: „Das ist nicht richtig!“ Prien fügte hinzu, dass sich jedes Kind, „ob es in die Kita geht oder nicht“, einem Sprachtest unterziehen müsse - „und jedes Kind, das die deutsche Sprache nicht beherrscht, muss eine verpflichtende Sprachförderung bekommen“.

Eine Forderung, die Ahmad Mansour nicht wirklich überzeugen konnte: „Ich werde den Elefant im Raum nennen.“ Laut Mansour müsse seitens der Regierung dafür gesorgt werden, „dass keine Parallelgesellschaften entstehen“. Dies gelinge durch die gezielte Umsiedlung von Menschen. „Zwangsumsiedlung?“, hakte Lanz irritiert nach. Der Experte nickte zustimmend: „Wenn es sein muss, dann Umsiedlung!“ Statt dagegenzuhalten, gab auch Karin Prien zu: „Wir brauchen eine Stadtentwicklungspolitik, die eine stärkere Durchmischung der sozialen Milieus ermöglicht.“

Der ZDF-Moderator wollte daraufhin wissen: „Wie machen Sie das? Das klingt jetzt so wolkig und (...) schön.“ Während Prien über die „Frage von Wohnungsbau“ sprach, forderte Ahmad Mansour, dass pro Schule nur maximal 40 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben dürften. „Wenn über 40 Prozent Menschen aus dem gleichen Milieu auf der gleichen Schule sind - vor allem aus den schwachen Milieus - dann kippt die Stimmung und die Leistung und das dürfen wir nicht akzeptieren“, so der Integrationsexperte deutlich. (tsch)