Die bisherige Weltordnung scheint seit mehreren Jahren immer mehr ins Wanken zu geraten. Bei „Markus Lanz“ äußerte Grünen-Chefin Katharina Dröge am Mittwochabend ihre Angst vor einem Krieg in Deutschland. Dabei überraschte sie mit ihrer klaren Haltung vor allem den ZDF-Moderator.
Panzer und MilliardenGrünen-Chefin macht Lanz mit Kriegs-Aussage sprachlos

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Grünen-Chefin Katharina Dröge antwortete sorgenvoll auf die Frage von Lanz: „Haben Sie Angst vor Krieg?“
Beim aktuellen NATO-Gipfel in Den Haag wurde ein historischer Beschluss erreicht. Alle Alliierten erklärten sich dazu bereit, künftig fünf Prozent ihrer Wirtschaftskraft in die Verteidigung zu investieren. Eine historische Entscheidung, die Markus Lanz am Mittwochabend zu der Frage brachte, ob es sich um einen guten Tag für Europa handle.
Militärhistoriker Sönke Neitzel hielt sich zwar mit seiner Euphorie zurück, gab aber zu: „Trump bleibt einigermaßen in Europa committed und das ist angesichts der Person von Trump und angesichts unserer Befürchtungen schon mal ein Erfolg.“
Markus Lanz fragt seine Gäste: „Haben Sie Angst vor Krieg?“
Auch ZDF-Korrespondentin Isabelle Schaefers reagierte erleichtert: „Für die NATO als Organisation ist das auf jeden Fall ein guter Tag, weil sie eben diesen Schritt geschafft haben. (...) Sie haben diese fünf Prozent und damit kann man jetzt weiterarbeiten.“ Laut Schaefers sei der Beschluss jedoch erst „der Anfang“, „weil man muss ja jetzt in die Umsetzung kommen“.
Auch Grünen-Chefin Katharina Dröge zeigte sich optimistisch und sprach sich für die deutschen Mehrausgaben zur Stärkung der Bundeswehr aus. Dennoch warnte sie, dass das Geld nun „vernünftig investiert“ werden müsse, da es „natürlich gigantische Summen“ seien, „die hier im Raum stehen“.
Markus Lanz reagierte verblüfft: „Das ist echt Zeitenwende, was wir hier gerade erleben. Da sitzt die Grünen-Chefin und redet ganz entspannt über Panzer und Milliarden für Rüstung, so als wäre es das Normalste der Welt. (...) Wir reden von 170 Milliarden!“
Katharina Dröge erklärte daraufhin, dass sie „gar nicht den Eindruck erwecken“ wolle, „dass es das Normalste der Welt ist“, da sie selbst noch vor Jahren eine andere Meinung vertreten hätte. Dennoch gab die Politikerin zu, dass wir heute in einer Zeit leben, „wo Russland die Ukraine angegriffen hat und wo Russland unser aller Sicherheit bedroht“.
Sönke Neitzel forderte deshalb zustimmend: „Wir müssen die Bundeswehr reformieren.“ Der Militärhistoriker ergänzte: „Wir müssen Fähigkeiten aufbauen, um abschrecken zu können. Die Bundeswehr ist nach wie vor die vollendete Karikatur der deutschen Bürokratie. (...) Das geht man nicht an und das treibt mich wirklich in den Wahnsinn und das treibt auch Soldaten in den Wahnsinn.“ Grund genug für Markus Lanz, seinen Gästen die Frage zu stellen: „Haben Sie Angst vor Krieg?“
Grünen-Chefin Katharina Dröge antwortete prompt: „Es wäre aus meiner Sicht sehr unvernünftig, diese Sorge nicht zu haben. Das ist eine reale Bedrohung, die Russland ausspricht.“ Lanz reagierte überrascht und fragte, ob die Politikerin wirklich Angst vor einem Raketenangriff auf Deutschland habe. Dröge sagte ehrlich: „Natürlich habe ich diese Sorge!“ Die Politikerin fügte hinzu: „Wenn man Putin ernst nimmt mit dem, was er sagt, (...) dann sagt er uns, dass er nicht vorhat, bei der Ukraine Schluss zu machen.“
Ex-Diplomat Andreas Reinicke: „Ich finde den Begriff Angst nicht gut“
Ex-Diplomat Andreas Reinicke sah dies etwas gelassener. Er teilte zwar die generelle Sorge, stellte jedoch klar: „Ich finde den Begriff Angst nicht gut. Deswegen würde ich auch nicht von Kriegsangst sprechen.“
Laut Reinicke sei ein Krieg zwar denkbar, er plädierte jedoch für mehr Selbstbewusstsein: „Das kommt auf uns zu - (...) damit können wir auch umgehen.“ Der ZDF-Moderator hielt prompt dagegen: „Jetzt klingen Sie wie der Motivationstrainer, den keiner bestellt hat.“ Militärhistoriker Sönke Neitzel merkte derweil an, dass ein Krieg durchaus „eine Möglichkeit“ sei, „auf die wir uns vorbereiten sollten. Wie wahrscheinlich die ist, können wir überlegen“.
Neitzel zeigte sich dabei auch offen für den Wehrdienst, um Deutschland zu verteidigen: „Wenn dieses Land angegriffen wird, wenn wir in einem Krieg wären, (...) gehe ich. Das ist für mich gar keine Frage.“ Er teilte zeitgleich die Hoffnung, dass es niemals so weit kommt und offenbarte, dass er „sehr großes Vertrauen in diese Regierung und in dieses Land und auch in die NATO“ habe, „dass wir nicht (...) in einen Krieg schlafwandeln“. (tsch)